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Väter
Sind alleinerziehende Väter die besseren Männer?

Simone Blaß

21.12.2009Lesedauer: 4 Min.
Vater mit Tochter.Vergrößern des Bildes
13 Prozent aller Einelternfamilien in Deutschland sind alleinerziehende Väter. (Bild: Imago)
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Mehr als zwei Millionen Frauen in Deutschland ziehen ihre Kinder alleine groß. Das ist eben so und da wird auch nicht weiter darüber geredet. Diese Frauen sind meist gut organisiert, verfügen, wenn sie Glück haben, über ein funktionierendes soziales Netzwerk und sind gesellschaftlich inzwischen voll anerkannt. Alleinerziehende Väter haben es da ein bisschen schwerer und werden noch manches Mal etwas schief von der Seite angesehen. Völlig zu Unrecht.

Alleinerziehende Männer sind auf dem Vormarsch

Mit rund 350.000 Mitstreitern in Deutschland machen alleinerziehende Väter zwar gerade mal 13 Prozent aller Einelternfamilien aus, aber ihre Zahl wächst stetig. Die einen bewundern sie, weil sie einen Spagat schaffen, den viele andere nicht einmal gewillt wären zu versuchen. Die anderen reden ein wenig hämisch, denn es könnte ja sein, dass er ein "Softie" ist oder aber seine (Ex-)Frau eine "Rabenmutter". Wenige sehen alleinerziehende Väter als das an, was sie wirklich sind beziehungsweise in der heutigen Gesellschaft längst sein sollten: etwas ganz Normales. „Die Reaktion der Umwelt auf alleinerziehende Väter ist wesentlich uneinheitlicher als bei Müttern“, so auch die Erfahrung des Journalisten Armin Fischer. „Neben Respekt und Anerkennung, manchmal auch deutlicher Überbetonung der 'tollen Leistung' gibt es auf der anderen Seite auch oft Reaktionen der Ablehnung und des Widerwillens. Häufig wird auch der Zweifel geäußert, ob der Mann tatsächlich in der Lage sein wird, auf lange Sicht sein Kind/seine Kinder zu versorgen.“

Alleinerziehende Väter sind nicht die schlechteren Mütter

Dabei wird von alleinerziehenden Vätern oft erwartet, dass sie sich so verhalten wie eine Frau. Das allerdings geht nicht und zwar schon aus einem ganz einfachen Grund: Sie sind keine! „Ein Hauptirrtum ist, Männer müssten und würden als Alleinerziehende automatisch in eine 'weibliche Rolle' schlüpfen.“ Doch hier geht es nicht darum, Klischees zu bestätigen oder neue zu erzeugen. Armin Fischer spricht aus Erfahrung. Er ist selbst alleinerziehender Vater und Autor des Buches „Alleinerziehend. Männlich. Gut.“ „Ein Mann ist ein Mann, egal, ob er Kinder erzieht, oder nicht. Und man kann auch als Mann, also in einer eindeutig männlichen Rolle, Kinder erziehen. Das muss man sogar. In meiner konkreten Situation heißt das zum Beispiel: Meine beiden Mädels haben ihren Vater, aber die Mutter fehlt eben und wird anderweitig kompensiert. Andersrum geht das ja auch.“

Die Ausgangssituation ist oft erschwert

Allerdings gehen, laut Armin Fischer, dem Status "Alleinerziehender Vater" überdurchschnittlich häufig sehr konfliktreiche Trennungen voraus, bei denen es keine klaren Absprachen und kein durchdachtes Handeln gibt. Oft reißt der Kontakt zur Mutter erst einmal völlig ab, was den Kindern meist schwer zu schaffen macht. Grundsätzlich, das belegen Zahlen des Statistischen Bundesamtes, beziehen weniger Männer als Frauen in dieser Lebenssituation öffentliche Transferleistungen wie ALG II oder Sozialhilfe. „Die Mehrzahl der Männer versucht das Kind/die Kinder, so gut es geht, in ihr bisheriges Leben zu integrieren und an der Arbeitssituation möglichst wenig zu ändern - obwohl das häufig nur schwer gelingt“, meint Armin Fischer. „Falls Männer allerdings ihren Job verlieren, stehen sie noch schlechter da als alleinerziehende Mütter, weil sie deutlich seltener Unterhaltszahlungen von der ehemaligen Partnerin bekommen.“ Seine Erfahrung ist: Anwälte, Ämter und Gerichte machen es Vätern, die ihre Kinder allein erziehen wollen, oft nicht einfach.

Der Hahn im Korb?

Armin Fischer hat das Beste aus seiner Situation gemacht und genießt es sogar ein wenig, der Hahn in einem Korb voll mit Müttern zu sein. Dass Frauen Grüppchen bilden, ist für ihn ganz normal und dass er als Vater da keinen Zugang hat auch. „Ich bekomme das manchmal bei Treffen in Schule oder Kindergarten mit. In so ein Frauen-Kaffeekränzchen kommt ein Mann nur rein, wenn er homosexuell ist oder seine Identität als Mann verliert und sich wie eine Frau benimmt. Aber mal ehrlich: Welcher Mann will das wirklich? Eben! Wie er mit Frauen klar kommt, hängt immer von jedem einzelnen ab.“ Und er stellt ganz deutlich klar: „Wenn Sie mich fragen: Ich will nicht mit Frauen kungeln, sondern sie verführen. Mir ist es recht, wenn ich nicht 'gleich' behandelt werde, denn ich bin anders. Die sexuelle Spannung zwischen Frau und Mann ist für mich viel wichtiger als Gleichmacherei.“

Spielplätze als Singlebörsen

Diese sexuelle Spannung nimmt einen relativ großen Raum ein in seinem Ratgeber für alleinerziehende Väter. Schließlich seien Spielplätze und ähnliche Orte vor allem in großen Städten ganz wunderbare Singlebörsen. Und er rät Männern ruhig ein bißchen zu flirten. "Ich wollte meinen Männern damit sagen: Macht die Augen auf, die Liebe lauert überall. Nur, weil Ihr alleinerziehend seid, seid Ihr nicht abgeschrieben.“ Und auch wenn Armin Fischer dieses Klischee nicht gerne bedient sieht, so ist es doch unbestritten, dass Frauen einen alleinerziehenden Vater durchaus interessant finden können. Immerhin beweist er durch die übernommene Aufgabe, dass er fürsorglich ist, seine Kinder über seine eigenen Interessen stellt und in der Lage ist, sich von dem traditionellen Männerbild zu lösen und eigene, moderne Wege zu gehen.

Forschung hinkt ein wenig hinterher

Die Einelternfamilie in Form von Vater mit Kindern ist die Familienform, die in den letzten Jahrzehnten am stärksten gewachsen ist. Wissenschaftlich abgesicherte Informationen gibt es zu alleinerziehenden Vätern bisher noch relativ wenig. Grundsätzlich aber gilt: Männer gehen anders mit Kindern um, aber definitiv nicht schlechter. Professor Wassilios Fthenakis, aus dessen Feder unter anderem das Buch "Engagierte Vaterschaft" stammt, beschäftigt sich seit vielen Jahren ausführlich mit der Vater-Kind-Beziehung und er ist sich schon lange sicher: Väter beeinflussen das Selbstwertgefühl ihrer Kinder positiv, sind entscheidend für die Charakterbildung. Und sie gehen an viele Dinge anders heran, setzen mehr auf Sachlichkeit als auf Emotionalität. Davon profitieren Jungs genauso wie Mädchen. Der Psychologe und "Väterforscher" ist sich sicher, dass Männer sozusagen eine "subjektive Evolution" hinter sich gebracht haben und es dringend an der Zeit ist, sich von überlieferten Vorurteilen zu lösen.

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