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Bevölkerung in Deutschland: Ostdeutschland schrumpft, Großstädte legen zu


Besonders in einer Region
Die Deutschen werden immer älter

Von dpa, afp
Aktualisiert am 09.04.2024Lesedauer: 3 Min.
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Prognose: Die Bevölkerungszahl hierzulande soll laut einer Studie bis zum Jahr 2040 minimal zulegen. (Quelle: Jan Woitas/dpa/dpa-bilder)
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Wie viele Kita- und Pflegeplätze braucht eine Stadt in den kommenden 16 Jahren? Damit Kommunen in Deutschland planen können, erstellen Experten Prognosen. Das Ergebnis ist uneinheitlich.

Deutschland legt bei der Bevölkerungszahl laut einer Statistik bis zum Jahr 2040 minimal zu. Laut dem "Wegweiser Kommunen" der Bertelsmann Stiftung werden in 16 Jahren rund 0,6 Prozent mehr Menschen in der Bundesrepublik leben. Das Problem: Die Entwicklung verteilt sich unterschiedlich auf die einzelnen Bundesländer – besonders im Ost-West-Vergleich.

Während das Saarland und die östlichen Bundesländer mit einem Bevölkerungsrückgang rechnen müssen, prognostizieren die Autoren für die anderen Länder ein Plus. Das Vergleichsjahr für 2040 ist das Jahr 2020. Laut Statistischem Bundesamt lebten vor vier Jahren 83,15 Millionen Menschen in Deutschland.

Prognosen unterscheiden sich bei Größe von Städten

Den Berechnungen zufolge liegt die Bevölkerungsentwicklung in den 13 Flächenländern zwischen 4,6 Prozent plus für Baden-Württemberg und 12,3 Prozent minus für Sachsen-Anhalt. In weiten Teilen Ostdeutschlands wird die Bevölkerung bis zum Jahr 2040 voraussichtlich massiv zurückgehen:

  • Sachsen-Anhalt: -12,3 Prozent
  • Thüringen: -10,9 Prozent
  • Mecklenburg-Vorpommern: -7,3 Prozent
  • Sachsen: -5,7 Prozent
  • Brandenburg: -2,4 Prozent

Ebenfalls stark betroffen ist allerdings auch das im Westen gelegene Saarland mit einem prognostizierten Rückgang der Bevölkerung um 5,3 Prozent.

Im Westen ist der Zuwachs durchmischt

Ganz anders ist die Lage in den Metropolen und Ballungsgebieten: In den Stadtstaaten Berlin und Hamburg gibt es mit 5,8 und 3,5 Prozent ein deutliches Plus. Bremen legt mit 1,1 Prozent nur moderat zu.

Baden-Württemberg (+4,6 Prozent) und Bayern (+4,4 Prozent) werden demnach binnen 20 Jahren deutlich zulegen. Andere westliche Flächenländer werden hingegen eher stagnieren – etwa Nordrhein-Westfalen mit einem prognostizierten minimalen Rückgang um 0,1 Prozent oder Niedersachsen mit einem geringfügigen Anstieg um 0,1 Prozent.

Kriege haben Auswirkung auf Geburtenrate

"Drei Faktoren sind für Vorausberechnungen entscheidend: Geburten, Sterbefälle und Wanderungen. Die Punkte eins und zwei entwickeln sich relativ stringent, die Wanderungen sind der schwierige Teil", sagt Studienautorin Petra Klug. "Es gab in den vergangenen Jahren zwei Ereignisse, die Vorausberechnungen erschwert haben. Das war 2015 der Krieg in Syrien und 2022 der Krieg in der Ukraine. Beide hatten und haben extreme Auswirkungen auf die Berechnungen", so die Expertin der Bertelsmann Stiftung.

Und beide Ereignisse haben nach Einschätzung von Klug unterschiedliche Einflüsse mit sich gebracht. "Anders als aus Syrien sind aus der Ukraine zu einem hohen Anteil vor allem Frauen im jüngeren und mittleren Alter zu uns gekommen", sagt die Wissenschaftlerin. Die extrem hohe Zuwanderung nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine werde sich nach Einschätzung der Experten so nicht fortsetzen.

Die Zahl der Erwerbstätigen nimmt ab

Bundesweit eine zentrale Rolle in allen Kommunen spielt der Berechnung der Stiftung zufolge künftig die fortschreitende Alterung der Gesellschaft. Der Anteil der Menschen über 65 Jahre wird sich demnach von knapp 22 Prozent im Jahr 2020 auf annähernd 28 Prozent im Jahr 2040 erhöhen. Die Zahl der über 80-Jährigen steigt den Berechnungen zufolge von rund 5,8 Millionen im Jahr 2027 auf rund 7,7 Millionen im Jahr 2040. Der Anteil dieser Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung liegt dann bei 9,2 Prozent.

Wie groß die Unterschiede bei der Altersstruktur in der Bevölkerung sind, zeigt das sogenannte Medianalter. Dieser Wert teilt die Bevölkerung in eine jüngere und eine ältere Hälfte ein. Bundesweit steigt das Medianalter bis 2040 um 1,2 Jahre auf 47,1. Die Spanne zwischen den Bundesländern liegt bei fast zehn Jahren. In Hamburg und Berlin liegt der Wert in 16 Jahren bei etwa 43 Jahren.

In vier der fünf östlichen Länder liegt das Medianalter dann zwischen 52 und 53 Jahren. Auf Kreisebene sind die Unterschiede noch größer. Der älteste Landkreis wird demnach Greiz in Thüringen mit 57,3 Jahren sein, der jüngste der Stadtkreis Heidelberg (Baden-Württemberg) mit 38,8.

Wegzüge großer Firmen können den Unterschied ausmachen

Zu möglichen Fehlern bei solchen Prognosen sagt Klug, dass die Annahmen mit verschiedenen Expertinnen und Experten auf Bundes- und Länderebene nach bestem Wissen und Gewissen diskutiert würden. "Je kleiner die Gebietseinheiten sind, desto fehleranfälliger sind die Vorausberechnungen. Aber auch kleine Kommunen müssen planen können und benötigen die Zahlen, um Trends einschätzen zu können", sagt Klug.

So wirken sich insbesondere Wegzüge von großen Firmen aus einer Stadt auf die Bevölkerungsentwicklung aus – die seien selten einplanbar. "Schon sind alle Berechnungen nicht mehr stimmig." Ein anderes Problem für die Prognose seien Kommunen mit Erstaufnahmen. Klug spricht von Sonderfällen, die mit ihren Meldedaten die Statistik verzerren.

Die Bertelsmann Stiftung rief dazu auf, sich in allen Kommunen auf die mit der Alterung einhergehenden Herausforderungen einzustellen. Vielfach werde dies ohne Förderprogramme von Bund und Ländern aber nicht gelingen. "Es braucht jetzt gezielte Strategien, um eine geeignete Infrastruktur für die älteren Generationen aufzubauen und die dabei entstehenden wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen", erklärte Vorstandschef Ralph Heck dazu.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Nachrichtenagentur afp
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