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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Dreiste Preiserhöhungen Das ist die Mogelpackung des Monats
Weniger Inhalt, höherer Preis: Immer mehr Hersteller setzen auf versteckte Preiserhöhungen. Bei der Mogelpackung des Monats ist es besonders dreist.
Es fällt besonders Stammkunden auf: Sie kaufen immer wieder das gleiche Produkt – und plötzlich ist es teurer geworden. Doch nicht nur das: In der Verpackung ist nun auch noch weniger enthalten. Für den Hersteller bedeutet das eine doppelte Preiserhöhung – für den Verbraucher eine dreiste Täuschung.
"Shrinkflation" nennt sich diese Art der Preiserhöhung und setzt sich aus dem englischen Begriff "shrink" (deutsch: schrumpfen) und dem Wort "Inflation" zusammen. In vielen Fällen wird der Preis gar nicht direkt erhöht, aber der Inhalt verringert.
Das ist die Mogelpackung des Monats September
Jeden Monat schaut sich die Verbraucherzentrale Hamburg solche Mogelpackungen an und kürt die dreisteste. Für September hat sich auch die Stiftung Warentest das Phänomen der Shrinkflation genauer angeguckt. Das Ergebnis: Es gibt immer mehr Fälle von Shrinkflation.
Für den September hat die Verbraucherzentrale Hamburg einen klaren "Sieger" zur Mogelpackung des Monats gekürt: Der Hersteller Johnson & Johnson füllt nur noch 500 statt 600 Milliliter Listerine Mundspülung pro Flasche ab. Gleichzeitig wird das Zahnpflegeprodukt bei vielen Händlern teurer verkauft. Insgesamt entsteht so eine versteckte Preiserhöhung von bis zu 33,5 Prozent.
Hersteller und Händler profitieren von gestiegenen Kosten
Während das alte Produkt für 600 Milliliter noch 4,45 Euro gekostet hat, beläuft sich die neue Version für 500 Milliliter auf 4,95 Euro. Und die Begründung dazu ist für die Verbraucherzentrale nicht nachvollziehbar. So erklärt der US-Konzern, die höheren Preise gehen auf Kostensteigerungen bei "Rohstoff- und Produktionskosten" zurück.
"Für uns ein wenig schleierhaft, denn die Mundspülung besteht überwiegend aus Wasser", erklärt die Verbraucherzentrale dazu. Zusätzlich soll die unverbindliche Preiserhöhung von 5,39 Euro auf 4,99 Euro gesenkt worden sein. Offensichtlich profitieren an dieser Stelle auch die Händler von der Preiserhöhung.
18 Fälle von Shrinkflation gefunden
Die Stiftung Warentest hat allein im vergangenen Jahr mittlerweile 18 Fälle von Shrinkflation gesammelt. "Ein Großteil der damit verbundenen Preissteigerungen übertrifft bei Weitem die Inflationsrate, die für Lebensmittel im Juli 2023 bei elf Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat lag", erklärt die Stiftung Warentest.
Und auch bei der Verbraucherzentrale ist klar: In diesem Jahr hat die Schrumpflation Hochkonjunktur. Von Januar bis Ende Juni registrierte die VZ Hamburg mehr Beschwerden als je zuvor. "Aus Hunderten Meldungen sind 65 neue Fälle für die Liste zusammengekommen", sagt Armin Valet, der für die Mogelpackungsliste zuständige Referent der VZ.
Verschiedene Produktgruppen seien betroffen, etwa Chips, Eis, Süßigkeiten, Waschmittel, Tierfutter, Käse. Während früher vor allem klassische Marken betroffen waren, seien es nun auch Discounter- und Biowaren.
"Mit Shrinkflation können Hersteller und Handel Gewinnmargen für ein Produkt halten oder sogar erhöhen, ohne gewohnte Preisschwellen zu überschreiten“, sagt Christopher Maasz, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Marketing und Handelsbetriebslehre der Philipps-Universität Marburg zum Thema forscht.
- test.de: "So läuft die versteckte Preiserhöhung"
- vzhh.de: "Mundspülung Listerine: Das spült Geld in die Kasse!"