Nach Tod einer Touristin Wie gefährlich sind Wanderungen rund um Schloss Neuschwanstein?
Nachdem ein 30-Jähriger am Mittwoch zwei junge Frauen in der Nähe von Schloss Neuschwanstein angegriffen hat, sind viele Touristen besorgt. Ist die Sorge begründet?
In der Nähe von Schloss Neuschwanstein in Bayern hat ein US-Amerikaner am Mittwoch zwei amerikanische Touristinnen attackiert. Eine starb in der Nacht zum Donnerstag.
Das Trio war den bisherigen Informationen zufolge in der Nähe der historischen Marienbrücke nahe dem Schloss unterwegs, wo der Mann eine der Frauen einen etwa 50 Meter tiefen Abhang hinabstieß. Viele fragen sich nun auch: Wie gefährlich ist das Wandern an dieser Stelle generell, sind die Abhänge nicht gesichert? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Wie hoch liegen Schloss Neuschwanstein und die umliegenden Wanderstrecken?
Das Schloss Neuschwanstein liegt rund 200 Meter über dem Tal auf einem Bergsporn oberhalb der Pöllatschlucht. In dieser Schlucht fließt die Pöllat, die auf knapp 900 Metern Länge um rund 150 Meter fällt. Unterhalb der Marienbrücke, die in 90 Metern Höhe das Tal überspannt, stürzt das Wasser 45 Meter tief hinunter.
Eigentlich waren auch Wanderungen durch die Pöllatschlucht möglich und bei Touristen sehr beliebt. Seit einiger Zeit ist die Schlucht jedoch wegen der Gefahr von Felsstürzen gesperrt.
Wie sicher ist das Wandern in der Umgebung des Schlosses?
Vom Ticket Center zum Schloss benötigen Wanderer etwa 30 bis 40 Minuten. Die Strecke ist zwar nur 1,5 Kilometer lang, hat jedoch eine "erhebliche Steigung", wie es auf der Seite der Schlösserverwaltung heißt. Vom Schloss zur Marienbrücke sind es noch einmal etwa 15 Minuten Fußweg, in der Nähe der Brücke hält auch ein Bus. Von der Brücke zum Schloss geht es dabei etwa 600 Meter sehr steil bergab.
Der Beschreibung nach könnte sich das Trio auf diesem Weg befunden haben, als sich die mutmaßliche Tat ereignete. Grundsätzlich sind die Wege gut ausgeschildert und stark frequentiert. Zur Sicherheit der Wege erklärte eine Sprecherin der Schlossverwaltung auf t-online-Anfrage: "Auf dem Gelände, das die Bayerische Schlösserverwaltung betreut, ist die Verkehrssicherheit gewährleistet."
Der Bürgermeister von Schwangau, Stefan Rinke, betont ebenfalls: "Einen Zusammenhang zwischen der brutalen Straftat und der Infrastruktur rund um das Schloss besteht nicht." Das gelte insbesondere für das Wegenetz. "Den Besuchern muss allerdings bewusst sein, dass sie sich abseits der gekennzeichneten Wege auf 1.000 Meter Meereshöhe in alpinem Gelände mit den dafür typischen Gefahren bewegen." Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen seien nicht geplant, Touristen sollten immer auf den Wegen bleiben und die Beschilderung beachten.
Passieren häufiger Unfälle in der Nähe des Schlosses?
Es gab in der Vergangenheit zwar einige Unfälle rund um Schloss Neuschwanstein, allerdings nicht außergewöhnlich viele. So stürzte beispielsweise im Oktober 2021 ein Elfjähriger in der Nähe der Marienbrücke ins Wasser und rutschte einen drei Meter tiefen Wasserfall hinunter. Der Junge drohte in den Sogbereich der 45 Meter tiefen Wasserfälle unterhalb der Marienbrücke zu geraten, konnte jedoch rechtzeitig gerettet werden.
2016 verschwand ein chinesisches Paar auf einer Wanderung um das Schloss Neuschwanstein, mutmaßlich hatte es Warnhinweise ignoriert und einen gefährlichen Weg genommen.
Kann Schloss Neuschwanstein am Wochenende trotzdem besucht werden?
Ja. "Von Seiten der Schlösserverwaltung sind Schloss und Marienbrücke offen", erklärte eine Sprecherin der Verwaltung auf Anfrage von t-online. Besichtigungen und auch Wanderungen auf dem Schlossgelände sowie der Brücke sind somit auch an diesem Wochenende möglich.
Das erklärt auch der Bürgermeister von Schwangau, Stefan Rinke: "Der Tatort wurde bereits am Mittwoch freigegeben und der touristische Betrieb um Schloss Neuschwanstein läuft weiter."
- Eigene Recherche
- Presseanfrage Bayerische Schlösserverwaltung
- Presseanfrage Bürgermeister Schwangau
- burgenregion.de: "Schloss Neuschwanstein"
- hohenschwangau.de: "Schloss Neuschwanstein"