Weihnachtsbeleuchtung legitim? "Die Dunkelheit darf nicht siegen"
Zu Weihnachten gehört Beleuchtung – aber auch inmitten der Energiekrise? Was die einen als unnötig erachten, wollen die anderen gerade in diesen Zeiten erhalten.
Die Energiekrise ist keineswegs überstanden, doch an Weihnachtsbeleuchtung mangelt es nicht. Trotzdem: Ob auf Weihnachtsmärkten, in Vorgärten, auf Balkonen oder in Fenstern – es leuchtet und blinkt merklich weniger als in den Vorjahren. Muss Weihnachtsbeleuchtung bei Energieknappheit überhaupt sein? t-online-Leser sind unterschiedlicher Meinungen.
"Mit dem Geld Rentnern unter die Arme greifen"
Maike Brandt meint "Nein": "Mit dem Geld, das man dadurch sparen kann, sollte man lieber Rentnern und bedürftigen Familien unter die Arme greifen. Was nützen schon Lichter, wenn es in der Wohnung dunkel und kalt ist?"
Während sie dafür ist, dass die Weihnachtsbeleuchtung eingeschränkt wird, könne der Ausgleich zu Silvester geschehen, wenn Feuerwerk wieder erlaubt ist. "Da hat jeder selbst in der Hand, ob er das Geld wortwörtlich verpulvern möchte."
"Wegfall von Weihnachtsbeleuchtung nicht zu akzeptieren"
"Meiner Meinung nach ist der Wegfall von Weihnachtsbeleuchtung nicht zu akzeptieren", meint hingegen Renate Neff. "Wie schön sind weihnachtlich beleuchtete Geschäftsstraßen anzusehen und erwärmen das Herz. Da geht man bummeln, trinkt etwas oder kauft Geschenke – und freut sich auf die kommenden Weihnachtstage."
"Die Gigantomanie der Weihnachtsbeleuchtung soll aufhören"
"In unserer Kindheit und Jugend wurde Weihnachtsgebäck nicht schon im September in den Läden angeboten", erinnert sich Gerhard Buchholz und ergänzt: "Unser Licht wurde nicht von Tausenden von Watt gespeisten Glühbirnen erstellt. Unsere Weihnachtsvorfreude war aber nicht weniger groß – im Gegenteil: Durch das Warten auf den Höhepunkt, den 24. Dezember, hatte diese Zeit einen wesentlich höheren Stellenwert als heute."
Der t-online-Leser fände es schön, wenn die Vorweihnachtszeit stiller und langsamer abliefe. "Ich finde, die Gigantomanie der Weihnachtsbeleuchtung soll aufhören – nicht nur hinsichtlich Energieverschwendung, auch allgemein."
"Wir haben uns das Licht zum Fest verdient"
Stefan Lilkendey entgegnet: "In Zeiten, in denen Kakerlaken der Dunkelheit nicht nur in Russland, sondern auch in anderen Teilen der Erde versuchen, die Welt in Dunkelheit zu stürzen, sollten wir zeigen, dass wir am Ende das Licht und die damit verbundene Freude auf die Geburtsfeier unserer christlichen Welt, unser Weihnachtsfest, nicht opfern."
Der t-online-Leser findet: "Wir haben uns das Licht zum Fest verdient. Licht ist sehr wichtig, um es mit diesen dunklen Seelen aufzunehmen. Vielleicht werden sie so wieder zurückwollen und sich an das Schöne in dieser Welt erinnern und sich glückliche Tage zurückwünschen, um dann ihren falschen Weg zu verlassen. Manchmal werden zu Weihnachten Wünsche wahr; dies ist meiner."
"Unangemessen"
Arthur Geiss schreibt: "Ich finde die Beleuchtung von Millionen Balkonen mit Leuchtmitteln, die zum Teil blinken, unangemessen bei den derzeitigen Verhältnissen." Der t-online-Leser berichtet: "In meiner näheren Nachbarschaft sind fünf Balkone mit diesen Beleuchtungen ausgestattet.
Einer meiner Nachbarn hat schon versprochen, dass er das beleuchtete Glasreh im Vorgarten diesen Winter nicht anschalten wird. Man muss halt manche Mitbürger auf unangemessenes Verhalten hinweisen. Manche lassen dann im Überfluss geborene Marotten sein."
"Ein Licht kann man nicht nur im Inneren tragen"
"Die Weihnachtsbeleuchtung ist notwendig, um Zeichen der Hoffnung zu setzen", äußert Christian Ruch. "Selbst in den beiden Weltkriegen hatte man es geschafft, eine Weihnachtsbeleuchtung auf Sparflamme zu sichern. Licht ist in dieser Zeit unbedingt notwendig."
Der Pfarrer erinnert sich an ein Lied, das zum Gesamtkirchentag im Jahr 1951 darauf hinwies: "Wir jungen Christen tragen ins dunkle deutsche Land ein Licht in schweren Tagen als Fackel in der Hand."
Die Beleuchtung müsse nicht übermäßig sein, meint Christian Ruch. "Doch unsere Symbole der Hoffnung, Stern und Weihnachtsbaum, sollten wir uns nicht nehmen lassen. Das gehört auch zum Recht der freien Religionsausübung nach dem Grundgesetz, Artikel 4. Ein Licht kann ich nicht nur im Inneren tragen. Es muss auch sichtbar sein. Hätten die Magier den Stern nicht sichtbar vor Augen gehabt, dann hätten sie sich nicht auf den Weg gemacht."
"Eine völlige Verschwendung"
"Diese Beleuchtung ist im Grunde unnötig", findet Wilhelm Schäfer. "Für Weihnachtsmärkte während der Öffnungszeiten ist sie gerade noch vertretbar, aber für die meisten Städte und Gemeinden ist sie eine völlige Verschwendung. Die Kunden kommen nicht extra wegen ein paar sternförmig angeordneter Glühbirnen in Geschäfte, die sie sonst auch nicht betreten."
"Die Dunkelheit darf nicht siegen"
Christoph Brodhun mailt: "In diesen ohnehin dunklen Zeiten können weihnachtlich beleuchtete Städte den Menschen etwas Licht und emotionale Wärme spenden. Letzlich würde der Verzicht auf Weihnachtsbeleuchtung den Menschen etwas sehr Gewohntes nehmen.
Dabei geben Rituale den Menschen gerade in schwierigen Zeiten Halt. Waren die bisherigen Jahre durch Corona schon schwer genug, konnte der weihnachtliche Glanz den Menschen zumindest etwas Geborgenheit und Hoffnung geben. Würden die Städte dieses Jahr dunkel bleiben, hätte die Dunkelheit unserer Tage im wahrsten Sinne des Wortes gesiegt. Das darf sie aber nicht."
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