Schwierige Verhandlungen Streit über Billionen: UN-Konferenz wird verlängert
Die COP29 geht in die Verlängerung. Der Grund: Streit über die Höhe der Klimahilfen.
Die Weltklimakonferenz in Aserbaidschan geht in die Verlängerung. Zum geplanten Ende der Konferenz am Freitag (18 Uhr Ortszeit) dauerten die schwierigen Verhandlungen der Weltgemeinschaft über Klimahilfen in Billionenhöhe noch an.
Zuvor hatte die Präsidentschaft der Klimakonferenz in einem Textentwurf vorgeschlagen, dass vor allem die Industriestaaten ihre Klimahilfen für ärmere Staaten bis 2035 jährlich erhöhen, bis sie 250 Milliarden US-Dollar (rund 240 Milliarden Euro) erreichen. Das wären etwa 2,5 Mal mehr, als jetzt pro Jahr an Unterstützung fließt.
Der Deutschland-Chef von Greenpeace, Martin Kaiser, äußerte sich enttäuscht über den Entwurf. Ein Waldbrand könne nicht mit einem Gartenschlauch gelöscht werden, sagte er. "Wenn die großen Wirtschaftsnationen tatsächlich nur 250 Milliarden in erst zehn Jahren zur Verfügung stellen wollen, schlagen sie damit denjenigen Menschen mit der Faust ins Gesicht, denen schon jetzt durch Dürren und Fluten die Lebensgrundlagen entzogen wurden oder ihre Familienmitglieder verloren haben."
Die EU einschließlich Deutschland und andere Wirtschaftsmächte hatten während der Konferenz bis zum letzten Tag öffentlich gar keine Summen genannt oder angeboten. Vonseiten der Bundesregierung hieß es lediglich, es sei völlig unrealistisch, dass Gelder in Billionenhöhe jetzt aus den Haushalten kommen.Die Bundesregierung appellierte an Länder wie China und die Golfstaaten, auch einzuzahlen.
UN-Generalsekretär Antonió Guterres reiste für ein Machtwort extra nach Baku: "Ich fordere jede Partei auf, sich stärker anzustrengen, das Tempo zu erhöhen und Ergebnisse zu liefern. Der Bedarf ist dringend, der Lohn ist groß – und die Zeit ist knapp." Scheitern sei keine Option.
UN-Experten: 1.000 Milliarden US-Dollar Hilfe notwendig
Klima-Experte Jan Kowalzig von Oxfam erklärte zum 250-Milliarden-Ziel: "Anders als bisher sind hier nicht mehr explizit die Industrieländer allein verantwortlich. Vielmehr würden sie hier nur eine Führungsrolle einnehmen." Auch wird die Forderung von Entwicklungsstaaten nicht aufgenommen, dass überwiegend zinslose Zuschüsse fließen sollen. Die Klimaexpertin Viviane Raddatz von der Entwicklungsorganisation WWF sagte: "Es ist nicht klar, wie viel echte Zuschüsse und öffentliche Mittel hier einfließen sollen, und wie viel aus privaten Quellen kommt."
Als Gesamtziel wird in dem fünfseitigen Text eine Summe von mindestens 1,3 Billionen US-Dollar (1,24 Billionen Euro) genannt – dabei sollen auch Entwicklungsbanken und private Geldquellen eine wichtige Rolle spielen, sowie weitere Geberländer. Oxfam-Experte Kowalzig kritisierte: "Niemand ist konkret für diesen Teil des Globalziels wirklich verantwortlich."
Bisher mobilisieren die klassischen Industriestaaten jährlich gut 100 Milliarden US-Dollar (96 Milliarden), damit arme Länder Klimaschutz betreiben und sich an die Erwärmung anpassen können. Doch inzwischen liegt der Bedarf an externer Hilfe laut einer unabhängigen UN-Expertengruppe bei rund 1.000 Milliarden US-Dollar (959 Milliarden Euro) pro Jahr bis 2030 – und sogar bei 1.300 Milliarden (1.246 Milliarden Euro) bis 2035.
- Nachrichtenagentur dpa