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Hitzewelle in der Stadt: Der Weg aus dem Schwitzkasten – mit Bäumen


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Städte in der Klimakrise
Der Weg aus dem Schwitzkasten


Aktualisiert am 19.06.2022Lesedauer: 3 Min.
Begrünte Zwillingstürme im Norden von Milan: Der sogenannte "Bosco verticale", zu Deutsch "senkrechter Garten", senkt die Temperatur auf den Wohnungsbalkonen.Vergrößern des Bildes
Begrünte Zwillingstürme im Norden von Milan: Der sogenannte "Bosco verticale", zu Deutsch "senkrechter Garten", senkt die Temperatur auf den Wohnungsbalkonen. (Quelle: picture alliance / Zoonar | Antonello Marangi)
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Je dichter die Bebauung, desto größer die Gefahr: In der Stadt sorgen Hitzewellen für besonders hohe Temperaturen. Wie natürliche Klimaanlagen große Erleichterung bringen.

37 Grad in Dresden und in der Lausitz, 34 Grad in Berlin und im Schwarzwald – das dritte Wochenende des Sommers war bereits eine Hitzeschlacht. Dass es in den kommenden Monaten noch ärger kommen könnte, bedeutet vor allem für die Städte eine hohe Belastung: Hier wird es bis zu zehn Grad heißer als im Umland. Und den glühenden Temperaturen ist kaum zu entkommen.

"Gebäude und Straßen nehmen die Sonnenstrahlen auf, speichern die Energie und geben die Wärme wieder in die Umgebungsluft ab", sagt Daniel Hertel, Meteorologe am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Gerade moderne Fassaden aus Beton, Glas oder Metall seien problematisch, da sie besonders viel Wärme speicherten.

Hinzu komme die Abwärme von Klimaanlagen und Autoabgasen. Doch es gibt eine Möglichkeit, die teils lebensgefährliche Überhitzung der Städte auf natürliche Weise zu lindern.

Hohe Temperaturen als Gesundheitsrisiko: Meist sind es Fotos von überfüllten Badeseen, die bei Hitzewellen die Runde machen. Die große Gefahr der hohen Temperaturen zeigt sich eher in der Statistik: Der Hitzesommer 2003 war das erste einzelne Wetterereignis, das der Klimakrise zugeschrieben wurde – und tötete 70.000 Menschen in Europa. In Deutschland hat die hitzebedingte Übersterblichkeit allein zwischen 2016 und 2021 um mehr als ein Drittel zugenommen. Ein Grund dafür sind die immer häufigeren Hitzeperioden. Eine Studie der Universität Bern zeigt außerdem: In den vergangenen drei Jahrzehnten hätte es ein Drittel aller Hitzetoten in Städten ohne den Klimawandel nicht gegeben.

Wer an einem heißen Tag einen Stadtpark betritt, merkt es meist sofort: Im Grünen ist es kühler. Egal ob groß oder klein, jede Pflanze hilft, die Umgebungstemperatur zu senken. Aus ihren Blättern verdunstet Feuchtigkeit, die Luft kühlt sich dadurch ab.

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Je mehr Grün, desto stärker ist dieser Effekt, der Höchsttemperaturen im Sommer bis zu 5 Grad senken kann. Um die Temperatur in der Stadt auch auf kleinem Raum und abseits großer Freiflächen möglichst stark zu drücken, hilft allerdings vor allem Schatten.

Große Temperaturunterschiede

"Es ist wichtig, Fassaden und Dächer zu begrünen. Aber einen wirklich großen Unterschied machen höher wachsende Pflanzen wie größere Büsche und Bäume", sagt Andrea Hartz im Gespräch mit t-online. Die Stadtplanerin beschäftigt sich damit, welche Rolle Stadtgrün bei der Anpassung an den Klimawandel spielt.

So kann beispielsweise die Oberflächentemperatur im Schatten eines Baumes zwischen 11 und 25 Grad kühler sein als eine benachbarte Platte in der prallen Sonne, wie amerikanische Wissenschaftler bereits in den 1990er Jahre festgestellt haben.

Dass die Lufttemperatur entsprechend unterschiedlich sein dürfte, liegt nahe. Eine kürzlich erschienene Studie der ETH Zürich zeigt: In Deutschland liegt der durchschnittliche Temperaturunterschied von Stadtflächen mit und solchen ohne Bäume bei 10 bis 14 Grad.

Für Andrea Hartz ist klar, dass die Temperaturbelastung in den Städten in Zukunft noch steigen wird. Umso wichtiger sei es daher, nicht nur Erholungsräume wie Parks oder den eigenen Balkon so schattig wie möglich zu gestalten, sondern auch alle Bereiche, die für das Alltagsleben unverzichtbar sind.

"Überall dort, wo Menschen unterwegs sind, wo sie gehen oder mit dem Fahrrad fahren, wo sie auf den Bus warten oder an der Ampel stehen, muss die thermische Belastung reduziert werden", so Hartz. Ausgerechnet die Bäume, die ihre Umgebung besonders effektiv kühlen, sind allerdings auch die durstigsten.

Hitzestress trifft auch Bäume

So bieten beispielsweise Linde, Rosskastanie und Spitzahorn mit ihren dichten Baumkronen viel Schatten; aus ihren großen Blättern verdunstet mehr kühlende Feuchtigkeit als bei Arten mit kleineren Blättern wie Eiche und Robinie. Um gesund zu bleiben, brauchen diese Bäume aber sehr viel Wasser. In Innenstädten, deren Böden größtenteils versiegelt sind, ist das ein zunehmendes Problem.

"Wir haben durch den Klimawandel in unseren Breiten einerseits mehr Hitzewellen und häufigere Trockenphasen, andererseits öfters Starkregenereignisse", erklärt Stadtplanerin Hartz. "Das heißt, wir müssen in unseren Städten plötzlich auftretende Wassermassen kanalisiert abfließen lassen und gleichzeitig gucken, dass wir dieses Wasser speichern, um damit in Dürrezeiten das Stadtgrün zu versorgen."

Dazu gebe es bereits zahlreiche Forschungsvorhaben. Doch auch abseits des öffentlichen Raums sei der zunehmende Trockenstress eine Herausforderung.

Klimakrise lässt keine Alternative

Selbst wer im eigenen Garten nur Rasenfläche hat, müsse umdenken, so Hartz. "Der Wassermangel ist auch beim Gras problematisch: Trockener Rasen kann die Temperatur nicht mehr drücken, im Gegenteil! Die thermische Wirkung ist dann ähnlich wie die von Asphalt."

Die Stadtplanerin empfiehlt Gartenbesitzern daher, sich ebenfalls mehr Gedanken über Bepflanzung zu machen. "Das ist alles nicht einfach", sagt sie, "aber ich denke, es lohnt sich. Und letztlich haben wir angesichts des Klimawandels auch gar keine Alternative."

Verwendete Quellen
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