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Extreme Hitze wird Normalität: Wie sich unsere Städte verändern müssen


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Extremsommer werden Normalität
Wie sich unsere Städte verändern müssen


Aktualisiert am 13.08.2020Lesedauer: 3 Min.
Begrüntes Haus in Fukuoka, Japan: Vegetation in den Städten trägt zur Abkühlung bei.Vergrößern des Bildes
Begrüntes Haus in Fukuoka, Japan: Vegetation in den Städten trägt zur Abkühlung bei. (Quelle: imagebroker/imago-images-bilder)
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Extremhitze macht vor allem Städtern zu schaffen. Mit zunehmenden Temperaturen müssen sich Städte daher verändern. Doch klimafreundliche Ideen kollidieren mit dem steigenden Wohnungsbedarf.

Forscher der ETH Zurich haben berechnet, wie sich das Klima von Städten weltweit bis zum Jahr 2050 ändern wird, wenn die Klimakrise dem gemäßigten Klimaszenario RCP 4.5 folgt – und sich die weltweite Durchschnittstemperatur um 2 bis 2,5 Grad erhöht. Demnach könnte München im Jahr 2050 ein ähnliches Klima haben wie das heutige Mailand: Eine um 1,2 Grad Celsius erhöhte Jahresdurchschnittstemperatur und 4,6 Grad mehr im heißesten Sommermonat.

Köln und Hamburg entsprächen in dreißig Jahren eher den klimatischen Bedingungen von San Marino – mit 5,7 Grad bzw. 5,4 Grad mehr im Sommer. Noch gravierender werden die Auswirkungen der Klimakrise in Berlin zu spüren sein: 1,8 Grad mehr im Jahresdurchschnitt, 6,1 Grad mehr im Hochsommer – ein Klima wie im australischen Canberra.

Temperaturen von über 40 Grad Celsius könnten in Deutschland damit zur neuen Normalität im Hochsommer werden. Dabei folgt die Klimakrise aktuell sogar eher dem Klima-Szenario RCP 8.5 – dieses hätte noch stärkere Auswirkungen zur Folge. Der Temperaturanstieg bis 2050 läge dann zwar nur geringfügig über dem des Szenarios RCP 4.5 – in den Jahrzehnten danach würden die Temperaturen im Jahresmittel jedoch um 4,8 Grad statt 2,6 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Wert steigen.

Selbst wenn sich die Klimakrise durch konsequente Umweltpolitik und technische Innovationen ausbremsen lässt, werden die Temperaturen steigen. Das stellt Städteplaner vor Herausforderungen. Denn es gibt durchaus Möglichkeiten, das Bioklima von Städten zu verbessern. Doch gerade in Ballungsräumen mit großem Bevölkerungszuwachs gibt es auch andere Interessen.

Pflanzen bieten mehr als nur Sauerstoff

Vegetation und Grünflächen sind ein wichtiger Schlüssel zu einem gemäßigterem Stadtklima. Bäume erhöhen den Grad der kühlenden Verdunstung in Städten und spenden Schatten, Grünflächen und Freiluftschneisen erlauben einen verbesserten Luftaustausch.

In vielen deutschen Städten werden gerade jedoch eher Baulücken geschlossen, als neue Grünflächen angelegt. Vor allem dort, wo Wohnungsmangel herrscht und die Mieten in den letzten Jahren erheblich gestiegen sind, wird eine Brache nach der anderen bebaut. Der Großteil der Flächen im städtischen Raum ist somit oft versiegelt.

Das verschärft wiederum ein weitere Problem, das die Klimakrise mit sich bringt: zunehmende Starkregenfälle. Während auf Grünflächen ein Teil des Niederschlags versickern kann, bleibt dem Regen auf asphaltierten Flächen meist nur der Weg in die Kanalisation. Deren Kapazitäten kommen in manchen Städten bei Starkregen schnell an ihre Grenzen.

Eine mögliche Lösung für das Dilemma: Begrünte Gebäude und kleine, dafür aber viele Grünflächen, etwa als Grünstreifen zwischen Fahrspuren. Zudem gibt es in vielen Städten kleinflächige Brachen, die nicht groß genug für eine weitere Bebauung sind, aber bisher beispielsweise aufgrund einer Asphaltierung keinen Platz für Vegetation oder Versickerung bieten.

Einen anderen Weg geht Madrid. Die Stadt erwartet bis 2050 ein Klima wie das marokkanische Fez, mit einer um 2,1 Grad höheren Jahresdurchschnittstemperatur und bis zu 6,4 Grad mehr in den Sommermonaten. Um die Stadt abzukühlen, soll ein riesiger Wald um die Stadt herum entstehen. Rund 450.000 Bäume sollen hierfür gepflanzt werden.

Wasser und Farbe haben Einfluss auf Hitze

Gewässer wie Flüsse und Seen haben im Sommer ebenfalls einen erheblichen Kühleffekt – Stadtplaner können diesen im Kleinen nachbilden, beispielsweise durch Springbrunnen. Wien reagiert in diesem Jahr auf die Hitzeperioden mit dem Projekt "Coole Straßen" – Wasserinstallationen in verschiedenen Teilen der Stadt, die der Abkühlung dienen.

Auch bauliche Maßnahmen unterstützen ein besseres Stadtklima – helle Dächer reflektieren beispielsweise Sonnenlicht und damit Wärme. Damit senken sie nebenbei den Energieverbrauch durch Klimaanlagen. Helle Straßenbeläge, beispielsweise mit dem Aufheller Quarzit, können das Aufheizen ebenso vermindern.

Neue Verkehrskonzepte für weniger Hitzebelastung

Neben der Sonneneinstrahlung tragen auch die Stadtbewohner zu erhöhten Temperaturen bei. Während im Winter durch die Heiztätigkeit Wärme entsteht, ist es in den Sommermonaten vor allem der Autoverkehr, der zusätzlich die Temperaturen in die Höhe treibt. Daher können alternative Verkehrskonzepte, beispielsweise ein Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und von Fahrradstraßen, einer zusätzlichen Erhitzung in den Städten entgegenwirken.

Wenig Zeit für grundlegend andere Städte

Bereits jetzt machen sich die Auswirkungen der Klimakrise bemerkbar. Die Zahl der Hitzetage mit über 30 Grad in Deutschland nimmt zu. In den nächsten Jahre wird sich dieser Trend verschärfen. Städte wachsen jedoch über Jahrzehnte und bestehende Strukturen können nicht im Handumdrehen verändert werden.

Einige Städte sind dabei beispielsweise durch bereits zahlreich vorhandene Parkanlagen besser gerüstet als andere. Zudem gibt es neben den steigenden Temperaturen weitere Herausforderungen an die Stadtplaner, wie den Wohnungsmangel. Angesichts einer alternden Bevölkerung, die bei Hitze einer höheren Gesundheitsgefahr ausgesetzt ist, sind kühlende Maßnahmen jedoch nicht nur eine Annehmlichkeit für Stadtbewohner – sie könnten zahlreiche Leben retten.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Projekt Coole Straßen, Wien
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