Zehn Erfolge sollen Mut machen Weltuntergangs-Biologin verbreitet plötzlich Zuversicht

Jahrelang warnte sie vor dem Kollaps des Planeten. Nun spricht eine renommierte Biologin plötzlich von Hoffnung – und gibt zehn Beispiele.
Die renommierte US-Biologin Nancy Knowlton, einst als "Dr. Doom" (zu Deutsch etwa: Dr. Weltuntergang) bekannt, will eine optimistischere Perspektive auf die Klimakrise vermitteln. Jahrelang hatte die ehemalige Leiterin der Meereswissenschaften am Smithsonian Museum of Natural History in Washington, D. C. eindringlich vor den gravierenden Folgen des menschengemachten Klimawandels und der Zerstörung des Planeten gewarnt.
Doch nun hat die Wissenschaftlerin auf einem Festival auf der Kanarischen Insel La Palma neue Töne angeschlagen, wie die britische "Times" über den Auftritt beim Wissenschafts- und Musikfestival Starmus berichtete.
"Ich habe jahrelang über all die schrecklichen Dinge gesprochen, die den Korallenriffen und dem Planeten generell widerfahren", sagte Knowles. Die Menschen sollten sich jedoch lieber "auf die Lichtblicke konzentrieren". Sie wolle das, was funktioniert, ins Scheinwerferlicht rücken und aufzeigen, wie man mehr davon machen könne. Denn wenn man nur über die Probleme und nicht über die Lösungen rede, führe das bei den Menschen eher zur Apathie als zu Taten, räumte sie ein.
Knowles nannte in ihrer Rede zehn Bereiche, in denen es in den vergangenen Jahren deutliche Fortschritte im Umweltschutz gegeben habe.
Solarenergie
Die Stromerzeugung aus Solarzellen sei von 2022 bis 2023 um 25 Prozent gestiegen. Sie mache nun 5,4 Prozent der weltweiten Energieerzeugung aus. "Es gibt mittlerweile eine Reihe von Ländern, die keine oder nur sehr wenig fossile Brennstoffe zur Stromerzeugung nutzen", sagte Knowlton.
Elektrofahrzeuge
Die Elektroauto-Verkäufe im Jahr 2023 seien sechsmal höher als noch 2018. "Nur 18 Prozent der Autos auf den Straßen sind Elektrofahrzeuge – 2010 gab es noch gar keine", so Knowlton.
Luftverschmutzung
"Wir haben echte Fortschritte gemacht", sagte Knowlton zum Thema Luftverschmutzung. Die Welt habe den Höhepunkt bei der Produktion der meisten wichtigen Luftschadstoffe überschritten. "Einige der Veränderungen in Europa sind wirklich bemerkenswert".
Biodiversität und Renaturierung
Nur noch vier Prozent der Säugetiere auf der Erde lebten wild. Bei Vögeln sehe es ähnlich aus. Und dennoch: Der Rückgang der Biodiversität habe sich verlangsamt und sei teilweise umgekehrt worden. "Der Lichtblick ist Europa. Die Zahl der Biber ist von 1.200 auf über eine Million gestiegen", so Knowlton.
Ozonschicht
Die weltweiten Anstrengungen zur Abschaffung von FCKW-Gasen in den späten 1980er Jahren seien ein erfolgreiches Beispiel für ein internationales Abkommen mit erheblicher Wirkung. Laut Knowlton könnten dadurch bis 2030 rund zwei Millionen Hautkrebsfälle verhindert werden. "Es dauert zwar länger, bis sich das Ozonloch schließt, aber es beginnt sich zu schließen."
Saubere Flüsse
"Die Verschmutzung vieler Flüsse hat stark abgenommen", sagte Knowlton. Außerdem seien Staudämme abgerissen worden. Dies habe einen deutlichen Anstieg der Fischbestände zur Folge, bei Arten die zur Fortpflanzung zwischen Meer und Süßwasser pendeln müssten.
Bekämpfung invasiver Arten
Invasive Arten richteten verheerende Schäden an. Doch auch hier gebe es erfolgreiche Initiativen. "Wir haben die Ratten auf Südgeorgien, dem Palmyra-Atoll und einer Reihe weiterer Inseln vollständig ausgerottet", zeigte Knowlton als Beispiel auf. "Das hat zu einem Boom der Seevögel geführt, und im Falle der Korallenriff-Inseln profitiert auch das Riff von der Rattenbekämpfung."
Reduzierung von Müll
"Wir sind hier zwar bisher nicht weit, aber wir machen auch Fortschritte", sagte Knowlton zum Thema Abfall. Südkorea recycelt ihr zufolge etwa 98 Prozent seiner Lebensmittelabfälle und sei damit enorm erfolgreich. Vor allem bei Kunststoffen hinke die Welt aber hinterher. Es gebe jedoch Länder, die mutige Schritte unternahmen. Das afrikanische Kenia habe etwa die Einfuhr und Verwendung von Plastiktüten verboten.
Geschützte Räume
Eine Rekordfläche der Erdoberfläche sei nun Teil gesetzlich geschützter Zonen. "Das ist eine erstaunliche Erfolgsgeschichte", sagte Knowlton. Sie wies darauf hin, dass ein Drittel der gesamten Landfläche La Palmas unter Schutz stehe, um die Natur zu bewahren.
Verantwortung von Einheimischen
Auch Menschen müssten von den Initiativen profitieren, sonst werde der Naturschutz nie Fuß fassen. Als Beispiel nannte Knowlton ein Projekt in Indonesien. Dieses wollte die Dorfbewohner vom Abholzen der Wälder abhalten. Die Einheimischen fällten demnach Bäume, weil sie Geld benötigten, um ihre Kinder zum Arzt zu bringen. "Also holten sie Ärzte in die Dörfer und halfen ihnen beim Aufbau des ökologischen Landbaus", erzählte Knowlton. Das Ergebnis sei ein Rückgang der Abholzung um 70 Prozent gewesen. Auch die Kindersterblichkeit sei um 67 Prozent verringert worden.
Seitenhieb gegen Trump
Die amerikanische Wissenschaftlerin ließ jedoch auch einen negativen Ton anklingen. Sie sprach über die jüngsten Maßnahmen von US-Präsident Donald Trump. "Was die Vereinigten Staaten derzeit tun, ist entsetzlich und wird die Welt zurückwerfen", so Knowles. "Ich bin Wissenschaftlerin, aber auch Amerikanerin. Und was unsere Regierung gerade tut, ist entsetzlich. Als Amerikanerin muss ich mich bei Ihnen für das entschuldigen, was in meinem Land passiert."
Trump hatte noch am Tag seines Amtsantritts den Austritt aus dem Pariser Klimaschutzabkommen unterschrieben. Seine Regierung hat seitdem Dutzende Gesetze zur Bekämpfung der Klimakrise zurückgenommen. Mit seinem Slogan "Drill, Baby Drill" bewirbt Trump die Wiederaufnahme von Öl- und Gasbohrungen. Besonders umstritten ist, dass diese Maßnahmen auch in geschützten Gebieten, wie in Alaska, umgesetzt werden sollen.
Das Wissenschafts- und Musikfestival Starmus, bei dem Knowlton sprach, wurde von einem Rockstar, dem Queen-Gitarristen Brian May ins Leben gerufen. Der 77-Jährige hat einen Doktortitel der Astrophysik und ist engagierter Tierschützer.
- thetimes.com: We can be hopeful about the planet, says biologist known as 'Dr Doom' (englisch, kostenpflichtig)
- tagesschau.de: Unter Präsident Trump – Welche Folgen die US-Klimapolitik hat