CO2-Schlucker Sind Bäume Klima-Retter?
Sie befreien die Luft von schädlichen Gasen und versorgen uns mit Sauerstoff. Bäume sind eine wichtige Grundlage für Leben und Klima. Helfen mehr von ihnen mehr?
Mit dicken Stämmen, langen Ästen und vielen Blättern gelten Bäume als Sinnbild für eine starke Natur. Was leisten die grünen Riesen für das Klima? Fragen und Antworten zum Tag des Baumes am 25. April:
Wie viel CO2 nehmen Bäume auf?
Wie viel Kohlendioxid (CO2) ein einzelner Baum exakt aus der Luft holt, ist schwer zu sagen. Die Art, das Alter, die Höhe und der Standort sind einige Faktoren, die die Aufnahme des Treibhausgases beeinflussen. Genau genommen speichern die Bäume auch nur den Kohlenstoff (C). Den Sauerstoff (O2) setzen sie wieder frei. Der Kohlenstoff gelangt auf diesem Weg auch in Totholz und in den Boden.
Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft hat eine Tabelle mit Schätzwerten über die CO2-Bindung einzelner Baumarten in Wäldern entwickelt. Eine allein stehende Fichte mit einer Höhe von 25 Metern und einem Durchmesser von 45 Zentimetern zieht in ihrem Leben demnach etwa 1.800 Kilogramm CO2 aus der Luft. Das wird letztlich aber oft zu einem großen Teil wieder freigesetzt, etwa, wenn der Baum vermodert oder verbrannt wird.
Wälder speichern langfristig gesehen Kohlenstoff, wenn der Zuwachs die Abholzung übersteigt. Zudem wird Kohlenstoff im Boden gespeichert. Die jüngste Bundeswaldinventur von 2012 gibt an, dass die Atmosphäre durch den deutschen Wald jährlich um rund 52 Millionen Tonnen Kohlendioxid entlastet wird. Zum Vergleich: 2018 wurden in Deutschland 725,7 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen.
Der Umweltstiftung WWF zufolge speichern Wälder etwa die Hälfte des auf der Erde gebundenen Kohlenstoffs. Die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft FAO schätzt sogar, dass Wälder das Potenzial haben, ein Zehntel aller zwischen 2000 und 2050 erwarteten CO2-Emissionen zu absorbieren.
Leisten Bäume noch mehr fürs Klima?
Ja. Sogar einzelne Bäume haben etwa durch ihren Schattenwurf Einfluss auf das Mikroklima, also das Klima in ihrer Nähe. Wälder agieren sogar als wahrhafte Klimaregulatoren. Sie filtern Staub aus der Luft, setzen Sauerstoff frei und sorgen für Grundwasser, wie Martin Guericke, Professor für Waldwachstumskunde an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde erklärt. Zudem verdunsten Bäume über ihre Blätter viel Wasser, was die Umgebungsluft feuchter und kühler macht.
Als Holzlieferanten sind Bäume auch eine wichtige klimaschonende Ressource und Alternative zu fossilen Stoffen. Und: Je mehr Holz wir etwa für Möbel oder für den Bau von Häusern und anderen Dingen verwenden würden, desto länger sei auch der darin gebundene Kohlenstoff gespeichert, sagt Guericke. Wälder wirken sich aber nicht nur positiv auf das Klima aus, sie schützen uns auch vor Umweltkatastrophen wie Hochwasser, Lawinen oder Erdrutschen.
Wie wirkt sich die Abholzung von Wäldern auf das Klima aus?
Nach Angaben der Umweltstiftung WWF tragen die Zerstörung und Degradation der weltweiten Wälder einschließlich ihrer Böden zu etwa 15 Prozent zum weltweiten Treibhauseffekt bei. In Deutschland ist dagegen die Waldfläche von 2002 bis 2012 leicht gestiegen, wie die jüngste Bundeswaldinventur ergab. Demnach lag sie 2012 bei etwa 11,4 Millionen Hektar – rund einem Drittel der Landfläche Deutschlands.
Der Klimawandel hinterlässt auch im Wald seine Spuren: Seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984 war der Anteil der Bäume mit gesunden Kronen in Deutschland noch nie so gering wie im vorigen Jahr, wie aus dem aktuellen Waldzustandsbericht der Bundesregierung hervorgeht. Demnach sind bereits rund 180 000 Hektar Wald abgestorben. Die anhaltende Dürre in den Vegetationszeiten habe verbreitet zum vorzeitigen Abfallen der Blätter geführt, heißt es.
Dann sollten wir also einfach mehr Bäume pflanzen, oder?
Das kommt darauf an, wo. Für Aufsehen sorgte im vergangenen Sommer eine Studie im Fachjournal "Science". Darin schlugen Forscher von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich vor, weltweit 900 Millionen Hektar Land aufzuforsten und so 25 Prozent des Kohlendioxids aus der Atmosphäre zu binden. Andere Forscher warfen der Gruppe vor, das Potenzial der Bäume überbewertet und Gefahren unterschätzt zu haben.
Denn auch Grasland, Savannen, Torfmoore und Buschland binden CO2 im Boden. Sie mit Bäumen zu bepflanzen, dürfte deshalb nicht den gewünschten Effekt haben und bestehende Ökosysteme gefährden, erklärte ein Team um den Ökologen Joseph Veldman von der Texas A&M University in den USA. Mancherorts trügen Bäume durch das im Vergleich zu Schnee oder Gras geringere Rückstrahlvermögen gar zur Erderwärmung bei.
- Nachrichtenagentur dpa