Luftqualitätsrichtlinie Einigung in der EU: WHO Ziele erneut verfehlt
Mitgliedsstaaten und Parlament haben sich in der EU vorerst auf neue Luftschutzziele geeinigt. Die Empfehlungen der WHO verfehlen sie erneut.
Die EU-Mitgliedsstaaten und das Europäische Parlament haben sich vorläufig auf eine neue EU-Luftqualitätsrichtlinie geeinigt. Das teilten Vertreter Belgiens mit, die aktuell die Ratspräsidentschaft in der EU innehaben. Im September hatte sich das EU-Parlament für die Verschärfung der bestehenden Richtlinie ausgesprochen.
Vorausgegangen war eine Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO, an der sich die Verhandlungen orientiert hatten. Diese empfiehlt strengere Richtlinien für die Luftqualität ab dem Jahr 2030. Bis 2050 will die EU die netto Null bei Schadstoffen erreichen.
Jedes Jahr sollen in Europa 300.000 Menschen in Folge des sogenannten Smogs, also verdreckter Luft, sterben. Bis zum Jahr 2030 sollen die neuen Regelungen in der gesamten EU gelten, bis dahin haben die Mitgliedsstaaten Zeit, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Verhandelt werden die Richtlinien bereits seit Oktober 2022.
Neue Werte liegen erneut unter der Empfehlung der WHO
Die Richtilinien regeln in erste Linie die Grenzwerte für Luftschadstoffe. Die Richtlinien aus dem Jahr 2022 sah zwar bereits um ein Vielfaches niedrigere Werte vor, als die ursprüngliche Richtlinie aus dem Jahr 2008. Allerdings waren diese teils immer noch doppelt so hoch, wie von der WHO (2021) empfohlen. In der neuen Einigung wurden die Jahresgrenzwerte für Feinstaub (PM 2,5) von 25 µg/m³ auf 10 µg/m³ herabgesetzt – die WHO empfiehlt hier 5 µg/m³. Die Angabe in µg/m³ gibt die Schadstoffe in Mikrogramm pro Kubikmeter an.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Stickstoffdioxid-Werten. Hier wurde sich auf eine Herabsetzung des Jahresgrenzwertes von 40 µg/m³ auf 20 µg/m³ geeinigt – die WHO empfiehlt hier 10 µg/m³. Neben den schärferen Grenzwerten soll es auch mehr Kontrollen in den Städten geben: "Die heutige Einigung ist ein wichtiger Schritt in unseren laufenden Bemühungen, eine sauberere und gesündere Zukunft für alle Europäer zu gewährleisten“, sagte Javi Lopez, der Berichterstatter der Verhandlungen.
Die Einigung ist noch nicht rechtskräftig. Als Nächstes muss ihr noch im Rat und Parlament der EU zugestimmt werden. Verhandelt hatten lediglich die Verhandlungsführer aus beiden Gremien. In den meisten Fällen ist das aber Formsache.
- europarl.europa.eu: "Air pollution: Deal with Council to improve air quality" (englisch)
- who.int: "What are the WHO Air quality guidelines?" (englisch)