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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ernster Hintergrund Das ist das Futter für unseren Dauerregen
Seit Tagen sind Einsatzkräfte in überfluteten Gebieten Deutschlands unterwegs. Die Ursache für das Hochwasser liegt allerdings ganz woanders.
In den Hochwassergebieten in Teilen Deutschlands hat Starkregen die Arbeit Tausender Einsatzkräfte erschwert. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) kündigte Dauerregen bis in die Nacht zum Donnerstag hinein an.
Groß ist die Sorge, dass sich die Lage in den Überschwemmungsgebieten verschärfen könnte. Auch am Dienstag glichen Wiesen und Felder in mehreren Regionen Niedersachsens Seenlandschaften.
Einsatzkräfte rüsten sich vielerorts in Deutschland vor möglichen Folgen neuer Regenfälle.
Indes dringt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) auf eine bessere Vorbereitung auf solche Krisen. "Wir brauchen mehr und bessere Ausstattung für Katastrophenfälle in Deutschland", sagte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt. "Die Defizite sind eklatant, insbesondere bei der materiellen Ausstattung."
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Liebe t-online User, heute geht es in Koschaks Klima Kosmos um das aktuelle Hochwasser, in welchen Regionen sich die Lage in den nächsten Tagen noch zuspitzen wird. Und da sind vor allem Niedersachsen, Nordrheinwestfalen, Sachsen-Anhalt und Thüringen betroffen. Denn hier wird es bis Freitag Früh, vor allem im Stau der Berge, das vor allem im Stau vom Harz und Thüringer Wald örtlich bis zu 70 Liter Regenwasser pro Quadratmeter noch geben. Die Flüsse sind schon voll. Mal zum Vergleich: Zum Beispiel in Berlin und in Magdeburg fallen klimatologisch gesehen im gesamten Januar nur um die 56 Liter. Also das ist eine ganze Menge. Die Böden sind gesättigt, die Flüsse schon voll. Somit werden die Pegel weiter ansteigen und die Lage wird sich zum Teil zuspitzen. Vor allem betroffen davon ist der große Fluss, die Weser, aber auch die Oker, die Aller, Leine und in Sachsen-Anhalt die Helme, wo ja derzeit die Lage schon extrem verschärft ist. Und hier können die Pegel weiter ansteigen. Die Deiche sind zum Teil schon extrem durchweicht und Einsatzkräfte befürchten hier wirklich, dass Deiche brechen können. Viele landwirtschaftliche Flächen sind ja schon voll Wasser und auch viele Straßen gesperrt, manche Regionen ja zum Teil schon evakuiert und bis Freitag Früh werden hier weiter zum Teil die Pegel steigen. Das heißt, hier wird sich die Lage verschärfen. Dann ist zum Glück Entwarnung gegeben, denn dann kommt sehr kalte Lluft aus Norden zu uns herein. Das heißt die Schneefallgrenze wird fallen, am Freitag zum Teil sogar bis in tiefere Lagen und das heißt der Niederschlag der kommt, ist da nicht mehr flüssig, wird nicht mehr in die Flüsse kommen, sondern erst einmal als Schnee liegen bleiben, denn es wird wahrscheinlich auch noch eine Weile kalt bleiben. Insgesamt ist natürlich der Niederschlag der letzten Wochen und Monate für die Natur sehr gut, für die Böden, für die Grundwasser Neubildung nicht schlecht. Das sieht man hier auch am Dürremonitor vom Helmholtz Institut, wie sich auch in tieferen Lagen des Bodens die Lage allmählich, wo es ja wirklich viel zu trocken war seit Jahren, entspannt. Es kommt natürlich ganz darauf an, welche Bodenbeschaffenheit es ist. Aber allgemein auch im Osten Deutschlands sind die Böden mittlerweile gut durchfeuchtet. Aber warum regnet es eigentlich so viel? Das hat zum Teil mit dem zu warmen Atlantik zu tun, der wärmer ist als in den letzten Jahren, die Oberflächentemperatur davon. Denn hier entstehen ja unsere Tiefdruckgebiete. Und wenn mehr Wasser verdunstet, weil das Wasser wärmer ist, ist das Futter für diese Tiefdruckgebiete und die haben mehr Feuchtigkeit in sich und die bringen dann auch mehr Niederschläge. Außerdem haben wir derzeit wirklich diese Westwetterlage seit Wochen. Im November war es schon vielerorts zu nass. Auch der Dezember war zu nass. Und auch jetzt das neue Jahr beginnt mit Tiefdruckgebieten und somit wird es wahrscheinlich auch in nächster Zeit noch eher feucht bleiben. Aber immerhin nicht mehr diesen Dauerregen, den wir jetzt hatten, insgesamt bis Freitag dann eher die Schauerlagen. Das heißt, es wird nicht mehr überall genauso viel Regen fallen, aber gebietsweise wird die Lage wirklich angespannt bleiben.
Doch warum regnet es in letzter Zeit so auffällig viel? Dass der starke Niederschlag kein Zufall ist, sondern einen ernsten Hintergrund hat, erklärt Klimaexpertin Michaela Koschak im Video hier oder oben.
- Eigenes Material
- Nachrichtenagentur dpa