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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Prognose für das Winterklima "Solche Ereignisse sind besorgniserregend"
Die Bäume zeigen sich bereits in ihrem bunten Herbstgewand. Höchste Zeit, einen Blick auf den kommenden Winter zu werfen.
Kurze Hosen, T-Shirt und Flip-Flops verbinden die meisten mit Hochsommer. Doch in diesem Jahr konnte man die Sommerklamotten auch an dem einen oder anderen Tag im Oktober noch gut tragen. Die höchste in Deutschland gemessene Temperatur lag laut Deutschem Wetterdienst (DWD) bei 30,1 Grad im Oberrheingraben – und damit 21,1 Grad über dem Temperaturmittel der Referenzperiode von 1961 bis 1990.
Bereits seit Jahren ist ein Anstieg der Temperaturen in Deutschland erkennbar. Die sieben wärmsten Jahre seit 1881 liegen allesamt in diesem Jahrhundert. Sechs der zehn wärmsten Winter kamen nach 2006. Zum Vergleich: Die zehn kältesten Winter lagen alle vor dem Jahr 1996.
Doch was wird für den Winter 2023/2024 erwartet? Dürfen wir uns auf Schneespaziergänge, Eislaufen und Glühwein in kalten Nächten einstellen? t-online hat näher hingeschaut und den Ausblick auf den kommenden Winter zusammengefasst.
Welche Temperaturen erwarten uns im Winter 2023/2024?
Der kommende Winter dürfte deutlich wärmer werden, als im Klimamittel zwischen 1991 und 2020. Für den Zeitraum Oktober bis Dezember sollen die Temperaturen im Schnitt bei 7,1 Grad liegen, so die Vorhersage des DWD. Die normale Durchschnittstemperatur läge bei 5,4 Grad. Auch der vorherige Winter war bereits viel zu warm.
"Starke Abweichungen vom Durchschnitt kommen nicht oft vor, daher sind solche Ereignisse besorgniserregend", ordnet Sarah Kang, Direktorin des Max-Planck-Instituts für Meteorologie, die Abweichungen auf Anfrage von t-online ein.
In der zweiten Winterhälfte bis Februar soll die Temperatur bei rund 2,5 Grad liegen – also ebenfalls deutlich höher als die Normaltemperatur von durchschnittlich 1,48 Grad. In diesem Zeitraum war es im Winter 2022/2023 sogar noch deutlich wärmer.
Eine genaue Vorhersage für den kommenden Winter ist mit vielen Unsicherheiten behaftet. Im vergangenen Jahr schätzten die Meteorologen des DWD den Winter etwa deutlich kühler ein, als er tatsächlich war.
Wie wird die Lage in den USA bewertet?
Wirft man einen Blick auf die Klimavorhersagen der National Oceanic and Atmospheric Administration der USA, kurz NOAA, zeigt sich ein ähnliches Bild. In Osteuropa und Teilen Deutschlands sollen die Temperaturen im November demnach um bis zu einem Grad über dem Klimamittel von 1991 bis 2020 liegen.
Im Dezember und Januar soll es sogar bis zu zwei Grad zu warm sein. Für Februar werden für den Norden Deutschlands sogar Abweichungen von zwei bis drei Grad über dem Mittel erwartet.
Wie wahrscheinlich sind weiße Weihnachten?
Schnee an Weihnachten gehört für viele in Deutschland dazu. Neben der richtigen Temperatur braucht es dafür auch genügend Niederschlag. Ob dieser als Regen oder Schnee zu Boden kommt, entscheidet dann die Temperatur.
Betrachtet man allein die Niederschlagswerte, scheinen die Voraussetzungen gegeben zu sein. Für den Zeitraum Oktober bis Dezember 2023 prognostiziert der DWD, dass es mit einer Wahrscheinlichkeit von 42 Prozent mehr Niederschlag geben wird als normalerweise. Dass dieser Winter hingegen trockener wird, ist unwahrscheinlich. Ähnlich verhält es sich zwischen Dezember und Februar. Diese Vorhersagen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, denn im Vergleich zu den Temperaturschätzungen sind sie weniger valide.
Vor dem Hintergrund der erwartet hohen Temperaturen erscheint ein weißer Winter somit als eher unwahrscheinlich. Wer unbedingt weiße Weihnachten erleben möchte, sollte auf die Zugspitze fahren. Auf dem höchsten Berg Deutschlands ist Schnee am 24. Dezember quasi garantiert.
Wie werden Jahreszeiten vorhergesagt?
"Und jetzt das Wetter für morgen, den ...": Jeder kennt die klassischen Wettervorhersagen. Diese Vorhersagen können konkrete Temperaturen und Niederschläge angeben. Allerdings reicht der Vorhersagezeitraum maximal 14 Tage in die Zukunft. Will man eine Vorhersage für eine ganze Jahreszeit treffen, muss man auf saisonale Klimavorhersagen zurückgreifen.
Eine saisonale Klimavorhersage ist generell mit Unsicherheiten verbunden ist, weil die Verlässlichkeit der Modellvorhersagen auf diesen Vorhersagezeiträumen eingeschränkt ist.
Andreas Paxian, Deutscher Wetterdienst
Hierfür werden weltweit Daten über "den Zustand der Atmosphäre, des Ozeans, des Meereises und der Landoberfläche" gesammelt, wie der DWD schreibt. Ein Supercomputer berechnet mithilfe dieser Daten, unter Berücksichtigung der physikalischen Gesetze, eine mögliche zeitliche Entwicklung. Möglich ist dies, da die verschiedenen Komponenten des Klimasystems ein "Gedächtnis" für Prozesse besitzen. So können für bis zu sechs Monate die Tendenzen für Temperatur und Niederschlag angegeben werden.
In Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg und dem Max-Planck-Institut für Meteorologie entwickelt der DWD unter dem Namen German Climate Forecast System (GCFS) diese saisonale Klimavorhersage.
- wetterkanal.kachelmannwetter.com: "Temperaturentwicklung in Deutschland seit 1881"
- dwd.de: "Deutschlandwetter im Oktober 2023"
- dwd.de: "Klimavorhersagemodelle"
- dwd.de: "Deutscher Klimaatlas"
- dwd.de: "Saisonale Basis-Klimavorhersagen"
- cpc.ncep.noaa.gov: "Seasonal climate forecast from CFSv2" (englisch)
- ardalpha.de: "Das typische Weihnachts-Tauwetter ist da"