Die gute Nachricht Deutschlands Mann fürs Meer
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Den Weltmeeren geht es schlecht: Überfischung, Versauerung und Plastik sind die größten Probleme. Für deren Lösung gibt es nun einen eigenen Regierungsposten.
Weltweit sind ein Fünftel der Korallenriffe zerstört, rund ein Drittel aller Seegraswiesen und Mangrovenwälder ebenfalls. Jede Minute gelangt durchschnittlich eine Lkw-Ladung Plastik in die Meere – zusätzlich zu den 150 Millionen Tonnen Kunststoffmüll, die dort bereits treiben. Mehr als ein Drittel aller Fischbestände gelten inzwischen als überfischt. Und das viele CO2 in der Atmosphäre lässt die Meere versauern.
Den großen Handlungsbedarf in Sachen Meeresschutz hat auch die Bundesregierung erkannt – und erstmals einen eigenen Posten für diese Aufgabe geschaffen.
Sebastian Unger ist seit Kurzem Deutschlands Mann fürs Meer. Seine Ernennung durch das Bundeskabinett kam wenige Wochen, nachdem in New York zum wiederholten Mal ein rechtsverbindliches UN-Abkommen für den Schutz der hohen See gescheitert war. Von nun an soll Unger, der Unterabteilungsleiter im Bundesumweltministerium ist, die Meeresschutzbemühungen der Bundesregierung leiten – national, aber auch in internationalen Verhandlungen.
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"Der Zustand der Meere weltweit ist kritisch, die Übernutzung und Vermüllung der Meere nimmt immer weiter zu – die Meeresökosysteme müssen besser geschützt werden", so Unger anlässlich seiner Ernennung. Nur gesunde Meere seien widerstandsfähig, könnten einen substanziellen Beitrag zum Klimaschutz leisten und umwelt- sowie naturverträglich genutzt werden.
Neue Strategie für das Meer und seine Bewohner
"Wir haben uns verpflichtet, mindestens 30 Prozent der Meere bis 2030 wirksam zu schützen", sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke. So solle sich der Meeresbeauftragte vor allem darum kümmern, "eine ambitionierte und verbindliche Meeresstrategie zu erarbeiten, die den wirksamen Schutz der Meere ermöglicht." Eine neue Unterabteilung für Meeresschutz im Bundesumweltministerium soll Sebastian Unger dabei zur Hand gehen.
Bereits im Koalitionsvertrag hatte die Regierung zugesagt, sich deutlich stärker für die Ozeane und deren Bewohner einsetzen zu wollen. Unter anderem soll demnach ein Sofortprogramm aufgelegt werden, mit dessen Hilfe Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee geborgen werden können.
Außerdem setzt die Bundesregierung auf die Renaturierung von Seegraswiesen und Algenwäldern, um die CO2-Speicherfähigkeit der Meere zu verbessern. Und bestehende Schutzgebiete in der deutschen Nord- und Ostsee sollen im Interesse der Artenvielfalt strenger geschützt werden – schädliche Nutzungen, wie beispielsweise bestimmte Arten des Fischfangs, könnten dort dann ganz verboten werden.
Sebastian Unger will sich aber auch jenseits der Landesgrenzen für mehr Engagement im Meeresschutz einbringen. "Wir wollen unseren Einsatz auch international für ambitionierte und rechtsverbindliche Abkommen zum Schutz der biologischen Vielfalt auf hoher See, der internationalen Tiefsee oder im Kampf gegen die Plastikverschmutzung der Ozeane weiter stärken", so Unger.
Die nächste Gelegenheit hierzu dürfte er bereits Ende des Jahres haben. Dann findet in Montreal in Kanada die UN-Weltnaturschutzkonferenz statt. Wissenschaftlichen Schätzungen zufolge leben in den Ozeanen mehr als 2 Millionen Tierarten – deren Lebensraum zunehmend bedroht ist.
- Eigene Recherche
- Pressestatement von WWF Deutschland
- Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums
- bmz.de: "SDG 14: Leben unter Wasser"