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Gewusst? Was der Pfeil unter manchen Hausnummern bedeutet


Das ist der Grund
Was bedeutet der Pfeil unter manchen Hausnummern?

Heute ist sie selbstverständlich, früher wurde gegen sie protestiert: Die Rede ist von der Hausnummer. Welche Arten der Häusernummerierung es gibt.

Aktualisiert am 08.10.2023|Lesedauer: 3 Min.
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Hausnummern nehmen wir heute als nützlich und selbstverständlich wahr. Das war aber nicht immer so: Bei ihrer flächendeckenden Einführung Mitte des 18. Jahrhunderts gab es sogar Proteste. In manchen böhmischen Städten etwa wurden frisch angebrachte Nummern abgekratzt oder mit Dreck beworfen – heimlich in der Nacht.

Hausnummer mit Pfeil darunter: In Europa verbreiteten sich Hausnummern im 18. Jahrhundert.Vergrößern des Bildes
Hausnummer mit Pfeil darunter: In Europa verbreiteten sich Hausnummern im 18. Jahrhundert. (Quelle: INSADCO/imago-images-bilder)

Historiker Anton Tantner aus Wien, der sich viel mit der Geschichte der Hausnummer auseinandergesetzt hat, hat in alten Unterlagen auch den Fall einer Frau aus Genf entdeckt. Sie wurde verhaftet, weil sie ihre Hausnummer entfernt hatte. "Die Frau erklärte, sie habe es als eine Art Inquisition empfunden, dass Hausnummern angebracht wurden."

Ganz so extrem waren natürlich nicht alle Meinungen, aber bei einem Teil der Bevölkerung kamen die Nummern nicht gut an. Schließlich hatten sie vor allem administrative Zwecke. Sie dienten dazu, dass sich staatliche Beamte besser zurechtfinden konnten – beim Eintreiben von Steuern oder beim Rekrutieren fürs Militär etwa. "Das Wissen, wer wo wohnt, wurde in einem gewissen Sinne staatlich angeeignet", sagt Historiker Tantner.

Wie Hausnummern früher aussahen: Aufgemalte Nummern statt Schilder

Mitte des 18. Jahrhunderts begannen europäische Städte, die Häuser zu nummerieren. "Man kann nicht genau sagen, in welcher Stadt das angefangen hat", sagt Tantner. Früh habe es die Zahlen in Madrid und Triest gegeben, davor aber bereits in Dörfern in Preußen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts folgten die USA. Zudem schlossen sich immer mehr Ortschaften auf dem Land in Europa dem Vorbild aus den Städten an.

Schilder mit Hausnummern, wie wir sie heute kennen, gab es damals aber nicht immer. "Das Aussehen der Hausnummern war sehr unterschiedlich. In der Habsburgermonarchie etwa sind die Nummern zunächst aufgemalt worden", berichtet Tantner. "Da war es sogar explizit verboten, Schilder zu verwenden."

In anderen Städten, etwa in Paris, seien die Zahlen zunächst in die Häuserwand eingraviert worden. Erst im 19. Jahrhundert verbreiteten sich die Schilder. In Wien gab es zum Beispiel einen Fabrikanten, der diese in Masse produzierte – und auch München damit versorgte.

Anton Tantner, Jahrgang 1970, ist Historiker. Schwerpunkte seiner Forschung sind die Geschichte der Volkszählung, der frühneuzeitlichen Adressbüros und der Hausnummerierung. Er hat zahlreiche Bücher über die Hausnummer geschrieben. Einen geschichtlichen Überblick bietet etwa sein Buch "Die Hausnummer. Eine Geschichte von Ordnung und Unordnung."

Verschiedene Arten der Nummerierung

Da die Vergabe der Hausnummern nicht zentral geregelt wurde, war es von Ort zu Ort unterschiedlich, wie die Nummern vergeben wurden. In einigen westdeutschen Städten wie beispielsweise in Münster sind im 18. Jahrhundert die Häuser in der gesamten Ortschaft einfach durchnummeriert worden, so Tantner. "Unabhängig davon, in welcher Straße ein Haus gestanden hat." Zum Teil habe es Straßennamen – oder zumindest das entsprechende Schild – auch noch gar nicht gegeben. "Die Nummerierung ging dann auch mal bis zu einer hohen vierstelligen Zahl."

In Berlin ist um 1800 die sogenannte Hufeisennummerierung verwendet worden. Dabei wird auf der einen Straßenseite bei 1 angefangen zu nummerieren, die ganze Straße entlang bis zum Ende und dann auf der anderen Seite zurück. Später, in den 1920er-Jahren wurde in der Hauptstadt das wechselseitige System, das in den meisten europäischen Städten heute üblich ist, eingeführt, allerdings nicht flächendeckend. Bei diesem System befinden sich die geraden auf der einen und die ungerade Zahlen auf der anderen Straßenseite. Heute gibt es deshalb in Berlin beide Arten der Nummerierung: "Im Zentrum findet man eher die Hufeisennummerierung, in den äußeren Bezirken häufiger die wechselseitige Nummerierung", sagt Tantner.

Eine weitere Möglichkeit der Grundstücksnummerierung ist etwa die blockweise Nummerierung. "Die gibt es in Mannheim, dort sind die Häuser wie auf einem Schachbrett angelegt worden", sagt Tantner. Für jeden Block wird eine Buchstaben-Zahlen-Kombination verwendet, etwa F3,4. "Da benötigt man gar keinen Straßennamen."

In Frankreich und in Lateinamerika gibt es zudem ein metrisches System. "Dabei wird von einem Nullpunkt, das kann zum Beispiel der Anfang einer Straße sein, die Distanz bis zum Hauseingang in Metern gemessen. Die Entfernung wird dann als Hausnummer vergeben."

Was bedeutet der Pfeil unter einer Hausnummer?

Der Pfeil zeigt an, in welcher Richtung die Hausnummern aufsteigen. Zeigt er etwa unter einer 5 nach rechts, so bedeutet dies, dass rechts neben dem Haus die Hausnummer 6, 7, 8 und so weiter zu finden sind. "Gerade bei der Hufeisennummerierung ist das von Interesse", sagt Tantner. Die Pfeile unter der Nummer sind etwa in Berlin oder München zu finden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Telefoninterview mit Anton Tantner
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