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Fensterputzroboter Sichler Hobot im Test: taugt der Fensterputzer?


Fensterputzroboter
Fensterputzroboter im Test

"Nie wieder selber fensterputzen!" Nichts weniger verspricht der Fensterputzroboter der Firma Sichler Haushaltsgeräte, der über den Online- und Katalogversand Pearl vertrieben wird. Aber kann die automatische Putzhilfe sein Versprechen überhaupt einhalten? Eigentlich wäre das ja fast zu schön, um wahr zu sein. Streifenfrei sauber Scheiben ohne eigenes Zutun? Dieser verlockenden Aussicht wollten wir uns bei aller gesunden Skepsis nicht von vorne herein verschließen und haben die elektrische Putzhilfe in der zuhause.de-Redaktion getestet. Die Foto-Show zeigt das Zubehör, die Funktionsweise und den Test des Fensterputzroboters.

11.07.2013|Lesedauer: 6 Min.
Ralph Wefer sive Evermann
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Es gibt häusliche Pflichten, die erledigt fast niemand gerne. Laut einer repräsentativen aus dem August 2011 zählt das Fensterputzen auf jeden Fall dazu. Nur Staub- und Bodenwischen sind weniger beliebt. Haushaltsgeräte-Hersteller Sichler glaubt, auf diese Misere die richtige Antwort gefunden zu haben: "Lassen Sie doch den Roboter die Fenster putzen!" Da ließen wir uns nicht zweimal bitten und haben den automatischen Fensterputzer in unseren Redaktionsräumen ausprobiert.

Beim Fensterputzroboter von Sichler kommt im Praxistest nicht nur Freude auf.Vergrößern des Bildes
Beim Fensterputzroboter von Sichler kommt im Praxistest nicht nur Freude auf. (Quelle: pearl.de)

Kosten für den Fensterputzroboter

Soviel vorweg: Ganz billig ist der Fensterputzroboter nicht. 299,90 Euro verlangt Pearl für die elektrische Putzhilfe und weist zugleich darauf hin, dass die Preisempfehlung des Lieferanten sogar noch 200 Euro darüber läge. Trotz des stolzen Preises gingen wir aber mit viel Sympathie für die Idee einer automatisierten Scheibenreinigung an den Test heran – nicht nur weil Fensterputzen eine mühsame Angelegenheit ist, sondern auch weil es beim Erklimmen hoher Fenster regelmäßig zu teils schweren kommt.

So funktioniert der Fensterputzroboter

Der Fensterputzroboter funktioniert nach einem verhältnismäßig einfachem Prinzip: Man drückt ihn gegen die Scheibe und das Gerät saugt sich mit den beiden Kunststoffringen, über die zuvor jeweils ein Reinigungs-Pad gezogen wird, fest. Die beiden Ringe mit den Pads wischen dann in kreisenden Bewegungen über das Fenster. Abwechselnd sorgt immer der eine Ring dafür, dass sich der Roboter weiter bewegt, der andere poliert und übernimmt die eigentliche Reinigung.

Zubehör und Inbetriebnahme des Fensterputzroboters

Geliefert wird der Robo-Fensterputzer mit sehr umfangreichem Zubehör: Insgesamt zwölf Paar der waschbaren Reinigungs-Pads sind ebenso enthalten wie ein Ersatzpaar der Kunststoff-Reinigungsringe, auf welche die Pads aufgezogen werden, und eine Ersatzbatterie für die Fernbedienung. Außerdem gehört ein Sicherungsseil mit zum Zubehör.

Zwei Verlängerungskabel von fünf Metern Länge waren bei unserem Testmuster ebenfalls enthalten. Und die sind auch von Nöten. Der Fensterputzroboter hat zwar einen Akku, dieser aber soll aber nur gewährleisten, dass die Putzhilfe nicht von der Scheibe fällt, wenn einmal der Strom ausfällt. Im Betrieb braucht das Gerät Netzstrom und muss die ganze Zeit mit einer Steckdose verbunden sein. Ausreichend Kabelreichweite ist also ganz entscheidend.

Bestätigt wurde der positive erste Eindruck, den das umfangreiche Zubehör hinterlassen hatte, auch vor der ersten Inbetriebnahme. Folgt man der Bedienungsanleitung, dürfte der Zusammenbau niemanden vor unüberwindbare Hindernisse stellen. Wir haben für den Zusammenbau etwa fünf Minuten gebraucht.

Sicherheitsleine des Fensterputzroboters stellt Verbraucher vor Probleme

Allerdings tauchte nun auch das erste Problem auf: Wo soll man nur das Sicherungsseil befestigen? "Die Sicherungsleine kann bei Außenarbeiten optional angebracht werden, damit bei eventuellem Herabfallen keine Personen geschädigt werden", erklärt Heiko Loy, Pressesprecher bei Pearl.

Doch eine Gardinenstange oder ähnliche Befestigungsmöglichkeiten gibt es in unseren Redaktionsräumen nicht. Auch in den allermeisten Privathaushalten gibt es nicht über jedem einzelnen Fenster eine Befestigungsmöglichkeit. Die Sicherungsleine muss so viel Spiel haben, dass der Roboter die gesamte Scheibe erreichen kann, darf zugleich aber nicht so lang sein, dass das Gerät, wenn es doch einmal abstürzt, auf die Kante der Fensterbank oder den Fußboden knallt.

Auch wenn Pearl-Sprecher Loy von einer "optionalen" Verwendung der Leine spricht, würden wir dringend davon abraten, das 300 Euro teure Gerät ohne diese Sicherung zu verwenden. Aufkleber oder ein aufgeklebter Schutzfilm (UV-Schutz) könnten laut Bedienungsanleitung nämlich die Haftung an der Scheibe beeinträchtigen. Dasselbe gelte auch bei sehr häufiger Fensterreinigung oder für den Betrieb einer Klimaanlage. Vertrauensstiftend wirkt das nicht gerade.

Die Sicherheitshinweise in der Bedienungsanleitung sind eindeutig: "Befestigen Sie die Sicherheitsleine am Roboter und kontrollieren Sie diese auf Beschädigungen, bevor Sie ihn in Betrieb nehmen." Ideen, wie und wo man die Leine denn nun befestigen soll, gibt die Anleitung hingegen nicht – "an einem sicheren Gegenstand im Raum" lautet die einzige und wenig hilfreiche Empfehlung.

Ohne Sicherheitsleine keine Gewährleistungsansprüche

Verzichtet man auf die Sicherung, hat man als Verbraucher im Schadensfall ein ziemliches Problem, wie Heiko Loy auf Nachfrage eingestehen muss. "Wenn der Kunde das Sicherungsseil nicht verwendet und der Roboter durch einen Sturz beschädigt wird, oder durch das Herunterfallen Personen- oder Sachschaden entsteht, kann Pearl dafür natürlich nicht einstehen", erklärt der Pressesprecher und fügt dann doch noch hinzu: "Wir empfehlen daher immer den Betrieb des Fensterputzroboters mit der Sicherungsleine." Praktische Tipps, wie man diese Empfehlung realistischer Weise umsetzen kann, gibt Loy nicht.

Wir haben uns für unseren Test damit beholfen, die Leine einfach am Fenstergriff zu befestigen – mit der Folge, dass sie entweder so kurz war, dass der Roboter den oberen Fensterrand nicht mehr erreichen konnte oder so lang, dass das Gerät bei einem Absturz auf den Boden geknallt wäre. Als Notlösung, um den Fensterputzroboter auszuprobieren, war das noch eine ausreichend gute Lösung, für den echten Einsatz zuhause hingegen, ist sie wenig geeignet.

Lauter Motor macht den Fensterputzroboter zum Schreihals

Einen weiteren Dämpfer erlitt unsere Begeisterung über die elektrische Putzhilfe beim ersten Einschalten. "Laut wie ein Staubsauger", war eine Einschätzung, "eher wie ein Fön auf höchster Stufe", eine andere. Wie auch immer: Besonders leise ist das Gerät jedenfalls nicht. Pearl gibt auf Nachfrage einen Schalldruckpegel von 71 Dezibel (dB) bei einer Entfernung von einem Meter an (68 dB bei drei Meter Abstand). Das entspricht dann tatsächlich ungefähr der Lautstärke, die viele Staubsaugerhersteller für ihre Geräte angeben. Bei normalen Gesprächen in Zimmerlautstärke geht man von etwa 60 dB aus. Sie werden vom Fensterputzroboter also spielend übertönt.

Reinigungsleistung des Fensterputzroboters

All die kleinen Makel würde man dem automatischen Fensterputzer aber verzeihen, wenn die Fenster richtig sauber würden. Leider hat das Sichler-Gerät jedoch auch hier ein paar konstruktionsbedingte Schwächen: Zum einen gelangen die runden Reinigungs-Pads nicht in die Ecken der Fenster, zum anderen hinterlässt das Putzen mit feuchten, kreisenden Pads hässliche Schlieren auf der Scheibe.

Beides trübt die Freude am Gerät deutlich: klappt auf althergebrachte Art – mit Fensterleder und Gummiabzieher – deutlich besser, als mit dem Fensterputzroboter. Überzeugt hat einzig die Reinigungsleistung mit trockenen Pads. Fingerabdrücke und leichter Staub-Schmutz ließen sich damit rückstandsfrei entfernen.

Ein Sprinter ist der Fensterputzroboter nicht gerade

Besonders schnell ist der Fensterputzroboter allerdings nicht. Laut Hersteller putzt er einen Quadratmeter Scheibe in vier Minuten. "In der Zeit, die der Roboter für eine Scheibe benötigt, putze ich drei Fenster von Hand", rief während des Testlaufs eine Kollegin. Hat das Gerät seine Putzarbeit erledigt, bleibt es stehen und gibt einen Signalton von sich. Dumm nur, dass der Motor lauter ist als der Signalton und man diesen deshalb beim besten Willen nicht hört. Dass der Robo-Fensterputzer sein Werk vollendet hat, erkennt man deshalb allein daran, dass er eben nicht mehr über die Scheibe gleitet, sondern auf einem Fleck stehen bleibt.

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Für wen der Fensterputzroboter geeignet ist*

Am Ende fällt es trotz aller Sympathie für die Idee schwer, einen praktischen Anwendungsfall zu konstruieren, bei dem der Fensterputzroboter sein Geld wirklich wert wäre. Im gewöhnlichen Privathaushalt wird man immer wieder das Problem haben, das Gerät nicht vernünftig sichern zu können. In unserem Test haftete es zwar sehr gut an der Scheibe und machte keine Anstalten, dass es sich womöglich lösen könnte. Es bei seiner Arbeit aber ungesichert allein zu lassen, würden wir uns nicht trauen – schon gar nicht ungesichert an Fensteraußenseiten, wo bei einem Absturz tatsächlich auch Personenschäden zu befürchten wären.

Während der Putzarbeit des Roboters die ganze Zeit dabei zu bleiben, ist allerdings auch wenig verlockend. Da ginge einem schon nach kurzer Zeit die Lautstärke auf die Nerven. Und bei einer Putzgeschwindigkeit von vier Minuten pro Quadratmeter Fensterfläche muss man den Krach schon eine ganze Weile aushalten bis sämtliche Fenster einigermaßen sauber sind. Streifenfreiheit und saubere Ecken lassen sich ohnehin kaum erreichen.

Auch die Anwendungsbeispiele, die Heiko Loy auf Anfrage mitteilt, überzeugen nicht recht. "Die Zielgruppe ist sehr vielfältig, da je nach baulicher Beschaffenheit der Glasfläche eine Reinigung mit herkömmlichen Mitteln wie einem Fensterabzieher – beispielsweise an Glasfassaden – nicht möglich ist", führt der Pearl-Sprecher aus und ergänzt: "Der Roboter lässt sich auch hervorragend an Solar- oder Photovoltaikmodulen verwenden, sofern diese über einen Rahmen verfügen."

Beides können wir uns in der Praxis kaum als Verbesserung gegenüber einer konventionellen Reinigung vorstellen. Wollte man mit dem Roboter Solarzellen reinigen, bräuchte man erst einmal Strom auf dem Dach. Auch an Schaufenstern oder Glasfassaden hätte man das Stromproblem.

Der Fensterputzroboter ist bislang nur als Idee gut

Am Ende ist der Sichler-Fensterputzroboter aus unserer Sicht nicht viel mehr als eine hochinteressante Idee, deren Umsetzung aber noch unter allerlei technischer und konstruktionsbedingter Unzulänglichkeiten leidet. Sollte es gelingen, diese in den Griff zu kriegen, könnten Fensterputzroboter irgendwann tatsächlich die Hausarbeit bequemer und sicherer machen. Mit dem vorliegenden Gerät gelingt dies leider nicht.

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