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Notstand bei Schmetterlingen: Forscher besorgt


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Einer bereitet besonders große Sorgen
Deutsche Forscher: "Die Lage unserer Schmetterlinge ist akut"


Aktualisiert am 24.09.2024Lesedauer: 2 Min.
Kleiner Fuchs: Der Tagfalter gehört zu den Edelfaltern. Er legt seine Eier unter Brennnesselblättern ab.Vergrößern des Bildes
Kleiner Fuchs: Der Tagfalter gehört zu den Edelfaltern. Er legt seine Eier unter Brennnesselblättern ab. (Quelle: Stephan Lippmann)
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In Deutschland gibt es immer weniger Schmetterlinge. Ein wunderschöner Tagfalter bereitet den Forschern besonders große Sorgen.

Haben Sie in diesem Sommer Schmetterlinge beobachten können? Und wenn ja, welche Arten sind Ihnen über den Weg geflattert? Ein ganz bestimmter heimischer Tagfalter war wahrscheinlich nicht dabei: der Kleine Fuchs. Er wird immer seltener in Deutschland, wie das Tagfalter-Monitoring des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig-Halle (UFZ) ergeben hat.

"Dieses Jahr war das schlechteste Jahr für Tagfalter", sagte Elisabeth Kühn zu t-online. Die Biologin und Schmetterlingsexpertin des UFZ koordiniert das Tagfalter-Monitoring, das seit 2005 am Tag fliegende Schmetterlinge überwacht.

Kaum noch Sichtungen des Kleinen Fuchs

Kühn und ihre Forschungskollegen schlagen Alarm. "Die Zahl der Schmetterlinge ist deutlich zurückgegangen. Besonders schlecht steht es dabei um die Falter, die es kühler mögen. Besonders große Sorgen macht uns der Kleine Fuchs", so Kühn. Er sei im Verschwinden begriffen und komme eigentlich nur noch in höher gelegenen Regionen vor. "In niederen Lagen, wie zum Beispiel der Mark Brandenburg oder der Niederrheinischen Tiefebene, gab es kaum noch Sichtungen", so Kühn.

Tagpfauenauge sitzt auf einer Aster.
Ein Tagpfauenauge sitzt auf einer Aster. (Quelle: imago images / blickwinkel/imago-images-bilder)

Tagfalter-Monitoring

Über 500 ehrenamtliche Schmetterlingsfreunde in ganz Deutschland zählen für das Projekt Tagfalter-Monitoring Sichtungen von Tagfaltern. Sie gehen dazu mehrmals im Sommer festgelegte Strecken ab. Die erhobenen Daten werden ausgewertet und Trends für den Gesamtbestand sowie für die einzelnen Arten ermittelt. Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig-Halle steht dabei in engem Kontakt mit Forschern anderer europäischer Länder. Sie wollen im Dienste der Wissenschaft mit spazieren? Dann geht es hier lang.

Und nicht nur der Kleine Fuchs, auch das Tagpfauenauge wird immer seltener. Warum ist das so? Auch Laura Breitkreuz, Insektenexpertin des Nabu in Berlin, mahnt: "Die Lage unserer Schmetterlinge ist akut." Gründe für den Schwund seien Pestizide, der Flächenschwund durch Bebauung, die Lichtverschmutzung und die monotonen Flächen der Agrarlandschaft, die keine Nahrung bieten.

Im Fall von Tagpfauenauge und dem Kleinen Fuchs kommt aber noch ein anderes Problem hinzu. Sie legen ihre Eier im Frühjahr an der Unterseite von Brennnesselblättern ab. Brennnesseln vertrocknen laut Kühn aber in den trocken-heißen Sommern der letzten Jahre zu schnell. Die Nahrung für die Raupen reicht nicht aus.

Übrigens: Nicht nur die Tagfalter haben es schwer. Auch die Nachtfalter, volkstümlich Motten genannt, sind rückläufig. Ihnen macht in unserer modernen Welt besonders die Lichtverschmutzung zu schaffen. Breitkreuz erklärt: "Man kann sich das so vorstellen: Ihre Orientierung und Fokussierung geht kaputt. Sie fliegen ins Licht und verbrauchen wertvolle Kraft und Zeit, statt sich mit Ernährung oder Fortpflanzung zu befassen."

In Deutschland gibt es fast 200 verschiedene Tagfalterarten und mehr als 3.300 Nachtfalterarten. Die Motten machen demnach 95 Prozent unserer heimischen Schmetterlingsarten aus – zu sehen bekommen wir sie aber selten. Schmetterlinge im Raupenstadium werden oft für Schädlinge gehalten, im Falterstadium helfen sie, Blüten zu bestäuben. Schmetterlinge durchlaufen in ihrem Lebenszyklus eine Metamorphose: Am Anfang steht das Ei, aus welchem später die Raupe schlüpft. Die Raupe verpuppt sich und wird schließlich zum Falter.

Mut zur "Unordnung" im Garten hilft den Schmetterlingen

Können wir mithelfen, damit es mit unseren Schmetterlingen wieder bergauf geht? Ja, sagt Breitkreuz, mit einer schönen Portion Unordentlichkeit. Die meisten Schmetterlinge überwintern als Raupen oder Eier. Ihr Heim sind in der kalten Jahreszeit totes Holz, Laub oder Stauden. "Beschneiden Sie nicht jeden Stängel oder räumen Laubhaufen und Pflanzenreste weg. Auch vertrocknete Stauden müssen nicht immer runtergeschnitten werden", rät Breitkreuz. Wenn die Natur wieder erwacht, ist es wichtig, heimische Blütenpflanzen für die Schmetterlinge zu pflanzen (lesen Sie hier mehr) sowie Kohl oder Brennnesseln als Nahrung für Raupen zuzulassen.

Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge oder der Kleine Fuchs, die als Falter den Winter überdauern, brauchen laut Elisabeth Kühn freie, trockene und kühle Rückzugsmöglichkeiten. "Manchmal reicht es schon, nicht jede Lücke im Mauerwerk von Gebäuden zu schließen."

Verwendete Quellen
  • Interview mit Elisabeth Kühn, Schmetterlingsexpertin und Projektkoordinatorin am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig-Halle
  • Interview mit Laura Breitkreuz, Referentin für Biodiversität und Entomologie beim Nabu
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