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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Richtige Pflege Kann der Zitronenbaum im Wohnzimmer überwintern?
Ein Zitronenbäumchen bringt südländisches Flair auf Terrasse und Balkon. Doch sind die Winter hierzulande kühler als am Mittelmeer. Mit diesen Pflege-Tipps übersteht Ihr Zitronenbaum die kalte Jahreszeit.
Zitrusbäumchen wurden ab dem 16. Jahrhundert vor allem an den europäischen Fürstenhöfen in Schaugärten gehalten. Der Begriff der Orangerie wurde schließlich nicht nur für Anlagen im Freiland, sondern auch für Gebäude verwendet. In diesen wurden die teils frostempfindlichen Gewächse überwintert.
Wie viel Grad hält ein Zitronenbaum aus?
Heute haben Hobbygärtner aber selten die Möglichkeit, eigens für einen Zitronen- oder Orangenbaum ein Überwinterungshaus zu bauen. Doch das ist ein Problem: "Die Pflanzen sind nicht winterhart", warnt Peter Klock, Baumschulgärtner aus Hamburg. Sobald sich anhaltend kaltes Wetter um null Grad einstellt, müssen die Pflanzen ins Haus geholt werden.
Einige Formen sind sogar noch etwas empfindlicher. Die Ugli, eine Kreuzung aus Mandarine und Grapefruit oder Pampelmuse, und die Zitronatzitronen-Sorte 'Buddhas Hand' sowie Limetten sollten bereits bei Temperaturen um die zehn Grad ins Winterlager.
Optimaler Standort: Belichtet und frostfrei
"Der optimale Standort ist ein belichteter, frostfreier Raum", erklärt der Buchautor. Unter diesen Bedingungen kommt der Stoffwechsel der Zitruspflanzen zur Ruhe. So benötigen sie kaum Wasser und keinen Dünger. Bei einer Überwinterung in wärmeren Räumen ist das anders: Je höher die Temperaturen, desto mehr Licht brauchen die immergrünen Pflanzen.
Lichtmangel erkennt man am Neuaustrieb. "Pflanzen mit Lichtmangel haben oft sogenannte Geiltriebe – sehr lange Triebe mit großen Abständen zwischen den einzelnen Blattpaaren", erklärt Maria Sansoni, Gartenbau-Ingenieurin aus Bayern. Die Blüte ist spärlich, oder sie fällt sogar aus.
Überwintern: Zwischen fünf und zehn Grad Celsius
Die optimale Raumtemperatur während des Überwinterns liegt in eher dunklen Räumen idealerweise zwischen fünf und zehn Grad Celsius. Bei einer eher warmen und hellen Überwinterung sollte die Zimmertemperatur über 20 Grad Celsius liegen, zum Beispiel in einem beheizten Wintergarten oder einem Wohnzimmer. Zusätzlich kompensiert eine sogenannte Pflanzenlampe fehlendes Licht, denn ein Fensterplatz reicht im Winter oftmals nicht aus. Trockener Luft wirkt man entgegen, wenn die Blätter des Zitronenbaums regelmäßig mit Wasser besprüht werden.
Info
Ungeeignet ist deshalb ein beheizter, aber stockdunkler Keller. Hier würde der Zitronenbaum in kurzer Zeit eingehen.
Zitrusbäume sind sensibel und reagieren im Winter stark auf Temperaturschwankungen, zum Beispiel, indem sie ihre Blätter abwerfen. Versuchen Sie, in der kalten Jahreszeit eine gleichmäßig niedrige oder etwas höhere Temperatur zu halten, damit der Baum keine weiteren Blätter verliert.
Gießen: Staunässe vermeiden
Wachsen Zitruspflanzen im Winter weiter, brauchen sie regelmäßig Wasser und einmal pro Monat Dünger, erklärt Sansoni. Staunässe ist zu vermeiden, da sonst die feinen Wurzeln zerstört und die Pflanzen anhaltend geschädigt werden.
Tipp
Um herauszufinden, wann Wasser gebraucht wird, rät Klock, den Finger in den Boden zu stecken. Nur wenn die oberen fünf bis sechs Zentimeter trocken sind, wird gegossen. Kommt man mit dem Finger nicht in das Substrat, weil es schwer und lehmig ist, sollte man mit dem Gießen warten, bis die Pflanzen die Trockenheit durch das Einrollen der Blätter anzeigen.
Pflege: Kalziumhaltiges Gießwasser
Sansoni empfiehlt kalkhaltiges Wasser. "Früher ging man davon aus, dass durch Kalk der pH-Wert in dem Maße angehoben wird, dass er die Pflanzen schädigt", erläutert die Gartenbau-Ingenieurin. Heute weiß man, dass Zitruspflanzen unbedingt Kalzium aus dem Wasser benötigen, um gesund zu wachsen.
Düngen: Überdosierung vermeiden
Beim Dünger rät Klock zu einem ausgewogenen Präparat, das vor allem Stickstoff und Kalium sowie Phosphor und Spurenelemente enthält. "Man kann auch einen Langzeitdünger verwenden", sagt Sansoni. So vermeidet man eine Überdosierung.
Raumluft: Wenig Lüften begünstigt Pilzkrankheiten
Wer Zitronen, Kumquat, Orangen und Co. überwintert, muss auch an das Lüften denken. "Wenn der Luftaustausch im Raum gering ist, treten häufig Pilzinfektionen auf", erklärt Klock. Meist handelt es sich um Botrytis, der einen gräulichen Schimmelbelag an den Verzweigungen oder Blüten entwickelt und sich rasch auf die ganze Pflanze ausbreitet, wenn er nicht erkannt wird.
Schneiden: Rückschnitt nach Umzug
Klock empfiehlt den Rückschnitt der Pflanzen nach dem Umzug ins Winterlager. "Der Vorteil liegt nicht nur darin, dass man weniger Infektionen hat, sondern auch darin, dass man mehr Platz im Winterquartier hat", sagt der Autor. Zudem werden die Triebe dann nicht zu lang und Astbruch wird aufgrund der großen Früchte vermieden.
Schädlinge: Hilfe gegen Schildläuse
Auch Schildläuse plagen die Pflanzen. Die kleinen braunen Schilde sitzen in den Blattachseln oder entlang der großen Blattnerven. Man schleppt sie meist vom Freiland mit ins Winterquartier ein, dort vermehren sie sich schnell. Zur Bekämpfung empfiehlt Klock ein Blattglanzspray, das aus ausreichend großer Entfernung aufgesprüht wird.
Gute Erfolge erzielt man auch mit Neemöl aus den Samen des Niembaumes. Dagegen können nach Aussage von Klock Pflanzenschutzmittel auf der Basis von Dimethoat dazu führen, dass die Gehölze ihre Blätter abwerfen.
Im Frühjahr wieder ins Freie
Wenn im Frühjahr keine Spätfröste mehr drohen, kommen die Pflanzen wieder ins Freie. "Es empfiehlt sich, die Pflanze für eine Woche zunächst an einem halbschattigen Standort an die Außenbedingungen zu gewöhnen", sagt Sansoni. Denn in den Innenräumen fehlen die UV-Strahlen der prallen Sonne, die die Zitruspflanzen im Freien erst nach einer Übergangszeit wieder vertragen.
Welcher Zitronenbaum kann draußen überwintern?
Um es vorwegzunehmen: In aller Regel ist ein Zitronenbaum (Citrus limon) in unseren Breitengraden nicht winterhart. Dennoch gibt es einige zitronenähnliche Sorten, die Frost aushalten, zum Beispiel Yuzu (Citrus juno) und die Ichang-Zitrone oder Ichang-Papeda (Citrus ichangensis).
Wer echten Zitruspflanzen kein Winterquartier bieten kann, kann auch auf die Dreiblättrige Orange (Poncirus trifoliata) zurückgreifen. Werden die Pflanzen ausgepflanzt und in jungen Jahren über den Winter mit Laub und Strohmatten geschützt, erreichen sie im Alter eine Frosthärte von bis zu minus 25 Grad. Wird die Orange allerdings in einen Kübel gepflanzt, sollte auch diese laubabwerfende Art besser hell und kühl überwintern, erläutert Maria Sansoni.
- Nachrichtenagentur dpa-tmn
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