Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Automatisch zum besten Stromtarif Was können Wechseldienste?
Wer überprüft schon regelmäßig seinen Stromtarif und wechselt den Anbieter? Doch genau das kann richtig Geld einsparen. Dienstleister wollen das fast automatisch regeln. Was sind Vor- und Nachteile?
Der Wechsel des Stromanbieters kann eine Menge Geld einsparen. Ein paar Minuten reichen dafür. "Mindestens einmal im Jahr sollte der eigene Stromtarif überprüft werden", rät etwa Tiana Preuschoff von der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Aktuell seien die Preise so hoch wie nie, gerade da lohne es sich, wieder über einen Anbieterwechsel nachzudenken.
Wechseldienste organisieren den Stromanbieterwechsel für Kunden
Das kann man entweder eigenständig, etwa mit der Hilfe von klassischen Vergleichsportalen, tun – oder man beauftragt einen Wechseldienst. Diese verwalten und organisieren für Kunden den Stromanbieterwechsel. "Sie kümmern sich jährlich um ein gutes und günstiges Tarifangebot und leiten den Wechsel ein", sagt Marion Weitemeier von der Zeitschrift "Finanztest".
Im Unterschied zu Vergleichsportalen suchen die Wechselhelfer nicht nur den günstigsten Tarif heraus, sondern übernehmen auch die Kommunikation mit dem Versorger und die Abwicklung eines Wechsels. Und das nicht nur einmalig, sondern jedes Jahr.
Wechseldienste suchen selbstständig günstige Tarife
Einmal beauftragt, schicken die auch "Tarifaufpasser" genannten Dienste rechtzeitig vor Ablauf der Kündigungsfrist neue Vorschläge. Denn oft steigen die Tarife nach einem Jahr an, weil etwa nur im ersten Jahr ein hoher Bonus gewährt wird, sagt Weitemeier. Deshalb lohne es sich für Verbraucher meist, jährlich zu wechseln.
Je nach Dienst kommt der Wechsel dann erst nach Zustimmung der Kunden zustande oder der Dienst wechselt eigenständig, wenn Kunden nicht innerhalb einer Frist widersprechen. Beide Verfahren sollen den Aufwand möglichst gering halten.
Neun Dienste haben Weitemeier und ihre Kollegen mehr als ein Jahr lang untersucht. Das Ergebnis: Alle optimierten regelmäßig den Stromtarif und halfen so beim Sparen. Unseriöse Anbieter hätten die Dienste im Test nicht empfohlen, sagt Weitemeier.
Verbraucher müssen Briefkasten im Auge behalten
Ein Versprechen der Wechseldienste schränkt Verbraucherschützerin Preuschoff dagegen ein: "Es gibt nie den Fall, dass man sich als Verbraucher um nichts kümmern muss." Ihre Untersuchungen hätten ergeben, dass man doch immer noch irgendetwas im Auge behalten muss. Etwa wenn der Versorger während der Vertragslaufzeit eine Preiserhöhung per Post mitteilt und nicht per E-Mail. Dies bekomme der Wechseldienst nicht mit. Deshalb müssen Kunden ihn aktiv informieren.
Denn wenn sich die Vertragsbedingungen ändern, etwa der Preis, haben Verbraucher ein Sonderkündigungsrecht. Sonst können sie aus der Grundversorgung heraus jederzeit mit einer Kündigungsfrist von zwei Wochen in einen anderen Stromtarif wechseln.
Andere Anbieter haben dagegen häufig eine feste Laufzeit von zwölf oder 24 Monaten. Ein Tarif- oder Anbieterwechsel ist dann nur zum Ende der vereinbarten Laufzeit möglich. Unternehmen Verbraucher nichts, können sich die Verträge automatisch um bis zu zwölf Monate verlängern.
Es gibt keine Garantie für den günstigsten Tarif
Die Nutzung eines Wechseldienstes hält Tiana Preuschoff nicht für falsch – aber meist für unnötig. Der allergünstigste Tarif könne nie garantiert werden. Das sei auch immer in Klauseln im Kleingedruckten festgehalten. Trotzdem können die Tarifaufpasser ihrer Einschätzung nach für eine bestimmte Gruppe von Verbrauchern vorteilhaft sein. "Wenn man sich selbst keinen Anbieterwechsel zutraut, keine Zeit hat, bequem ist."
Für bequeme Kunden sei der Wechselservice eine empfehlenswerte Sache, sagt auch Weitemeier – gerade für Menschen mit einem hohen Strom- oder Gasverbrauch. "Je höher der Verbrauch, desto höher das Sparpotenzial."
Dienstleister nehmen Teil der Ersparnis als Entgelt
Die meisten Dienste verlangen für ihre Arbeit 20 Prozent bis 30 Prozent des eingesparten Geldes. Der Wechseldienst Wechselpilot etwa betrachtet die tatsächliche Ersparnis nach einem Jahr, erklärt Mitgründer Maximilian Both. Dann werden davon 20 Prozent berechnet. Beim Wechseldienst Switchup zahlen Kunden nicht, sagt Mitarbeiterin Céline Iding, dafür wird vom jeweils neuen Anbieter eine Provision genommen.
Der Empfehlungs-Algorithmus kenne dabei die Informationen über die Provision nicht, sagt sie. Daher würden auch Tarife ohne Provision empfohlen. Beim Test durch das Magazin Finanztest schnitten Switchup und Wechselpilot zusammen mit den Anbietern Esave und Wechselstrom am besten ab.
Allerdings kann es passieren, dass Kunden von den Versorgern abgelehnt werden, sagt Weitemeier. Dann sei der Wechseldienst in der Pflicht, einen neuen Versorger zu suchen. Auch Maximilian Both von Wechselpilot macht die Erfahrung, dass Kunden abgelehnt werden – "oft unbegründet". Manchmal werde die Ablehnung mit der Bonität begründet. Der Wechseldienst suche dann weiter: "Wir schicken dem Kunden gleich ein neues Angebot und stoßen den zweiten Wechsel an", sagt er.
Datenschutz und Bedingungen gut prüfen
Vor Vertragsabschluss sollten Kunden sich auf jeden Fall mit den Bedingungen des jeweiligen Wechseldienstes auseinandersetzen, rät Verbraucherschützerin Preuschoff. Die wichtigsten Fragen seien: "Wie viel zahle ich und um was muss ich mich noch kümmern?" Auch die Frage "Welche Daten gebe ich aus der Hand?" gewinne an Bedeutung.
Wer von vornherein eigenständig den Stromtarif wechseln möchte, dem empfiehlt Tiana Preuschoff, bei Vergleichsportalen im Internet die voreingestellten Filter genau zu überprüfen. So sollten Tarife aussortiert werden, die Vorkasse oder eine Kaution beinhalten.
Auch wichtig: Auf die Vertragslaufzeiten und auf Boni achten. "Ein Treue-Bonus ist etwas anderes als ein Sofortbonus. Man sollte gucken, was für ein Bonus es ist und wann gezahlt wird." Ihre Empfehlung: "Boni in der Vergleichsansicht wegklicken, das verfälscht das Ergebnis."
- Nachrichtenagentur dpa