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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Energie Welcher Dämmstoff ist der richtige?
Fachwerkhäuser machen es seit Jahrhunderten vor: Damit es im Haus im Winter schön warm blieb, wurde zwischen Balken und Sparren Stroh oder Heu gestopft. Die auf diese Weise gedämmten Häuser erreichten fast neuzeitliche Wärmeschutzwerte. Heute haben Hausbesitzer die Wahl zwischen mindestens 20 Materialien. Ob brandgefährliches, aber günstiges Polystyrol oder ökologisch wertvolle Schafwolle, für die man tiefer in die Tasche greifen muss: Jeder Dämmstoff hat seine Vor- und Nachteile. Wir stellen Ihnen die wichtigsten vor.
Wer sein Haus dämmen will, steht zunächst einmal vor der schwierigen Frage, welches Material man für die energetische Sanierung verwenden soll. Denn Baumärkte und Fachbetriebe bieten eine Vielzahl an Produkten, mit denen man die Hausteile warm einpacken kann.
Dämmen mit Steinwolle, Styropor oder Hanf
Es werden drei Haupt-Materialgruppen unterschieden: erstens mineralische Stoffe wie Glas- oder Steinwolle, zweitens Polyurethan und Polystyrol, besser bekannt als Styropor, und drittens Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen wie Hanf, Baumwolle, Holzfasern oder Zellulose. Diese Gruppen decken 95 Prozent des Marktes ab, erklärt Werner Eike-Hennig vom Institut für Wohnen und Umwelt in Darmstadt. Von rund 30 Millionen Kubikmetern Dämmstoffen, die pro Jahr verarbeitet werden, entfällt aber der Löwenanteil auf Glas- und Steinwolle.
Der Verbraucher treffe seine Wahl meist aufgrund der Kosten, weiß Eike-Hennig. "Es ist ein Unterschied, ob der Quadratmeter 23 Euro kostet oder 6." Ein anderes wichtiges Kriterium ist die Wärmeleitzahl. Hier gelte: "Je niedriger, desto besser die Dämmeigenschaft des Materials", erläutert die Energieberaterin Maria Feldhaus von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Aachen. Polystyrol mit einer Standardwärmeleitzahl von 0,35 ist zwar preislich günstig, kann aber im Keller und unter dem Dach Platz kosten.
Brandgefahr bei Polystyrol
Außerdem ist Polystyrol als Dämmstoff brandgefährlich, wenn er nicht richtig verarbeitet wurde. Die Dämmplatten sind leicht entflammbar und erzeugen im Brandfall giftige Dämpfe. Wer trotzdem die günstige Alternative wählt, sollte unbedingt darauf drängen, dass oberhalb von Türen und Fenstern Streifen aus Mineralwolle angebracht werden. Diese Sonderbauteile verhindern das Eindringen des Feuers in die Polystyrolschale.
Wie effizient ein Dämmstoff ist, lässt sich am U-Wert ablesen. Er gibt an, wie viel Wärme durch ein Bauteil geht. Beim U-Wert gilt nach Auskunft von Feldhaus generell wie bei der Wärmeleitzahl der Grundsatz: Niedriger ist besser. Für das Material hingegen gilt in der Regel: Dünner ist teurer.
Schlankes Polyurethan
Polyurethan, kurz PU, gibt es in einer Vielzahl von Stärken mit verschiedenen Wärmeleitzahlen. Man kann daher gut auf die räumlichen Gegebenheiten reagieren. Mit PU lässt sich beispielsweise der im Keller angestrebte U-Wert von 0,3 mit weniger Werkstoff erreichen, als beim Einsatz von Polystyrol. Feldhaus und Eike-Hennig empfehlen, etwa unter der Decke eher die dünnen Polyurethan-Platten zu packen, damit sich nach der Dämmung niemand den Kopf stößt.
Zudem hält PU mehr Druck aus und ist feuchtebeständiger, was bei der Dämmung der Kelleraußenwand eine Rolle spielen kann. Die Platten können auch von Heimwerkern verlegt werden. Eine Stufenfalz erleichtert die nahtlose Verarbeitung.
Geschossdecke dämmen
Die Hauswand ist das zweite große Einsatzgebiet des weißen Hartschaums Polystyrol. Hier kommen richtig dicke Platten auf das Mauerwerk, um den in der EnEV geforderten U-Wert von 0,24 zu schaffen. Zur Dämmung des Speichers eignen sich Verbundplatten aus einer Polystyrolschicht und einer begehbaren Oberfläche aus Spanplatten. Sie werden auf die Holzbalken am Boden gelegt und mit Hilfe von Nut und Federung dicht ineinandergeschoben. Das Material hat aber auch einen Nachteil: Polystyrol schützt kaum vor sommerlicher Hitze.
Platzsparend ist das Ausblasen von Hohlräumen mit Styroporkörnchen, deren Graphitummantelung für eine gute Wärmeleitzahl sorgt. Das Einblasen sollten Fachfirmen übernehmen, rät Verbraucherberaterin Feldhaus. Es muss sichergestellt sein, dass die Kügelchen nirgendwo herausrieseln. Beim Einsatz von Hartschaum auf dem Dachboden ist außerdem gute Trittschalldämmung wichtig.
Steinwolle für das Dach
Steinwolle ist ein Klassiker an der Außenwand, wo die aktuelle EnEV einen U-Wert von 0,28 verlangt. Es sei Sache von Experten, diesen Wert auszurechnen und damit die Dicke des Materials zu bestimmen, meint Ulrich Zink vom Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung (BAKA) in Berlin. Die für den Speicherboden geforderten 18 Zentimeter werden mit Stein- und Glaswolleplatten schnell erreicht. Geschickte Heimwerker klemmen die auch schallschluckenden Platten zwischen die Dachsparren.
Nach dem gleichen Prinzip funktioniert der Einbau zwischen Dachbalken. Um dort Feuchtigkeitsproblemen vorzubeugen, empfiehlt Maria Feldhaus unbedingt den Einbau einer Luftdichtungsbahn als eine Art Bremse für Dampf. Gesundheitsgefahren bei der Arbeit mit Stein- und Glaswolle sehen die Fachleute nicht. Verbraucher sollten aber beim Ausbau alter Materialien Vorsicht walten lassen.
Gesundheitsgefahr von Mineralwolle
Mineralwolle ist in verschiedenen Formen erhältlich. Neben den bekannten Bahnen gibt es Mineralwolle auch als Platten oder Stopfwolle. Beim Verarbeiten und Anbringen der Dämm-Stoffe werden Feinstäube frei. Deshalb sollte man möglichst einen Mundschutz tragen und die Augen schützen. Im Gegensatz zu früher gilt Mineralwolle heute nicht mehr als krebserregend. Gefährlich wird es allerdings, wenn man beim Sanieren auf alte Mineralwolle stößt, die vor 1996 eingebaut wurde.
Dämmung aus Zellulose, Altpapier und Hanf
Nachwachsende Rohstoffe kommen meist unter dem Dach zum Einsatz. Zellulose, also Altpapier, wird ähnlich wie Styroporkügelchen in die Hohlräume zwischen den Dachsparren geblasen, auch weicher Hanf und Schaf- oder Baumwolle füllen diesen Platz gut auf. Für die Hauswand bietet der Handel Werner Eike-Hennig zufolge wieder Korkdämmplatten an, die einige Zeit in Vergessenheit geraten waren. Sie bedienen allerdings das hochpreisige Segment. Insgesamt gilt: Wer die Ökovariante wählt, greift tiefer in die Tasche. Das Material ist schwieriger zu verarbeiten und erfordert zum Teil Spezialwerkzeug.
Platzsparende Vakuumdämmung
Zu den neuen Möglichkeiten gehört die Vakuumdämmung. Das platzsparende und damit für Innenräume geeignete Verfahren ist seit etwa einem Jahr auf dem Markt. "Ecken, Nischen, Fenstersimse sind damit besser zu machen", erläutert der Altbau-Experte Ulrich Zink. Den Kern bildet eine mit Quarzsandpulver gefüllte Platte, für deren Entwicklung die Kühlschrankisolierung Pate stand. Sie ist im Fachhandel erhältlich und wird je nach Bedarf angefertigt. "Mit zwei Zentimetern sind zwanzig Zentimeter Dämmung möglich", sagt Zinke.