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Baumängel und Baupfusch beim privaten Hausbau nehmen zu


Hausbau
Experten beklagen sinkende Qualität beim Hausbau

Experten zeigen sich alarmiert: Die Qualität beim privaten Hausbau bleibe zunehmend auf der Strecke. Immer häufiger entdeckten Bausachverständige Mängel, die vor allem auf eine mangelnde Qualifikation der ausführenden Handwerker hindeuten. Ein Hauptgrund: Auf vielen Baustellen gibt sich ein Heer unterschiedlichster Subunternehmer unklarer Qualifikation die Klinke in die Hand. Dadurch wird der Hausbau zwar auf dem Papier erst einmal billiger, häufig seien aber auch Baupfusch und Baumängel eine unmittelbare Folge. In der Foto-Show zeigen wir die häufigsten Baumängel beim privaten Hausbau.

Aktualisiert am 03.03.2014|Lesedauer: 4 Min.
dpa-tmn, rw; dpa
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"Die Qualität am Bau wird schlechter", beobachtet Thomas Penningh, Vorsitzender des Verbands Privater Bauherren (VPB). Die Bauherrenberater des Verbands beobachten demnach schon seit einiger Zeit einen besorgniserregenden Trend: Viele Bauleistungen würden gar nicht mehr von ausgebildeten Handwerkern übernommen, entsprechend fehle den Arbeitern technisches Basis-Wissen. "Vor allem auf Baustellen mit zahlreichen kleinen Subunternehmen", erklärt der VPB-Chef.

Experten beklagen die Zunahme von Baumängeln. Häufig wird beim Dach gepfuscht.Vergrößern des Bildes
Experten beklagen die Zunahme von Baumängeln. Häufig wird beim Dach gepfuscht. (Quelle: VPB)

Baumängel am Mauerwerk

Was aber sind die häufigsten Fehler? "Nicht fachgerecht ausgeführte Mauerwerksverbände ohne ausreichendes Überbindemaß, offene Fugen und die Verwendung beschädigter Steine sind häufige Mängel", erläutert Penningh, der selbst Bausachverständiger ist. Damit eine Mauer statisch solide steht, muss ein bestimmtes Überbindemaß eingehalten werden, die Steine in den einzelnen Lagen sich also weit genug überlappen. Sonst ist die Standfestigkeit der Mauer gefährdet.

Auch bei der fachgerechten Verwendung von Baustoffen hapere es. "Wenn der Mörtel nicht fest wird, weil er falsch angesetzt wurde, oder wenn Fugen mit Bauschaum verklebt werden statt mit Mörtel geschlossen, dann darf man getrost von Pfusch sprechen." Offenbar beherrschten viele am Bau tätige Maurer das Mauern nicht mehr.

Zu viel Sparsamkeit begünstigt Baumängel

Weit vorne unter den häufigsten Baumängeln rangieren auch Probleme mit der Abdichtung des Hauses. "Oft merke ich das schon bei der Vertragsprüfung: Der Schlüsselfertiganbieter hat gar kein Baugrundgutachten vorgesehen", berichtet der Bausachverständige Carsten Clobes. "Ohne Baugrundgutachten kenne ich aber die Bodenverhältnisse nicht, und die sind entscheidend für die Planung und technische Ausführung des Kellers, also dafür, wie ich den Keller gegen Feuchtigkeit, vielleicht sogar drückenden Grundwasser schütze."

Fehlt das Bodengutachten in der Baubeschreibung, empfiehlt der Bausachverständige, es auf eigene Rechnung machen zu lassen. Es koste im Schnitt rund 1000 Euro. Verglichen mit dem Kostenrisiko für eine spätere aufwendige Mängelbehebung sei das zu vernachlässigen. Führen Baumängel nämlich dazu, dass der Keller später nicht richtig dicht und ständig feucht ist, werde es deutlich teurer. "Das ist nur mit großem Aufwand und hohen Kosten wieder zu beseitigen", bestätigt Pennigh.

Baumängel bei der Wasserabdichtung des Hauses

"Ein häufiger Mangel ist auch, dass Bodenplatten oder Keller nicht angemessen gebaut werden", erläutert der VPB-Chef. So werde beispielsweise die Schweißbahn, die das Haus nach unten abdichtet, oft nicht fachgerecht verbaut, erklärt Diplom-Ingenieur Clobes. "Auf vielen Baustellen liegt die Schweißbahn monatelang offen. Jeder läuft drüber, lässt Nägel und Schrauben fallen, sie sich festtreten. So entstehen Risse und Löcher."

Nicht ganz dicht schließen Clobes zufolge häufig auch bodentiefe Terrassen- und Balkontüren. "Wird die Abdichtung nicht hoch genug gezogen, dann sickert gerade im Winter schnell Tauwasser unter der Tür hindurch in den Wohnbereich." Oliver Schneider von der Verbraucherschutzorganisation Wohnen im Eigentum benennt die unzureichende Abdichtung des Kellers oder der Bodenplatte ebenfalls als einen besonders häufigen Baumangel. "Der Bauherr sollte die Arbeiten möglichst häufig fotografisch dokumentieren", rät der Architekt. Im Streitfall habe er dann Beweise zur Hand.

Wärmedämmung wird oft falsch verarbeitet

Nicht selten würden auch die Dächer falsch gedämmt, ergänzt Thorsten Trotz, Bausachverständiger beim TÜV Nord in Essen, die Liste der häufigsten Baumängel. "Die Wärmedämmung wird nicht lückenlos und dicht gestoßen eingebaut, die Abluftleitungen werden in die Dämmungen eingequetscht, die Dampfbremsfolien werden nicht verklebt, sondern nur überlappt", zählt der TÜV-Experte einige Beispiele auf.

Auch die VPB-Berater beobachten, das Dampfbremsen gar nicht oder falsch verklebt werden. "Viele Handwerker verwenden nicht zugelassene Klebebänder statt der vorgeschriebenen Bänder, die zwar etwas teurer, dafür aber auch aufs System abgestimmt sind“, moniert Pennigh. Mit Wärmedämmverbundsystemen könnten ebenfalls längst nicht alle Firmen umgehen.

Viele Neubauten nicht ausreichend luftdicht

Mangelhaft ist an viele Neubauten auch die Luftdichtigkeit. Das zeigt sich spätestens beim Blower-Door-Test mit Thermografie – sofern diese Untersuchung zum Schluss auch tatsächlich durchgeführt wird. VPB-Sprecherin Eva Reinhold-Postina empfiehlt Bauherren, die Luftdichtheit nicht vom selben Bauunternehmer durchführen zu lassen, der das Gebäude erreichtet hat. "Ohne jemandem etwas unterstellen zu wollen, gibt es da einfach große Interessenkonflikte", so die Expertin gegenüber zuhause.de.

Baumängel im Hausinneren

Im Innenbereich wird vor allem bei den Rohr- und Elektroinstallationen sowie im Badezimmer gepfuscht. Ein Detail, das später Ärger geben könne, sei der falsche Einbau bodengleicher Duschen, die also ohne Duschwanne auskommen und barrierefrei sind. "Für den Bau müssen bestimmte Folien genutzt werden", erklärt Schneider. Das sollte der Bauherr kontrollieren, bevor die Fliesen darauf verlegt werden. Außerdem muss das Gefälle zum Abfluss ausreichen, damit das Wasser schnell genug abläuft und nicht bei jeder Dusche das ganze Bad überflutet wird. Auch Installateure, die nach Belieben Mauern schlitzen und Rohre wie Leitungen schon einmal mit Bauschaum fixieren, seien immer wieder zu beobachten, kritisiert der VPB.

Laufende Baukontrolle ist der effektivste Schutz gegen Baumängel

"Ein Hausbau ist eine sehr komplexe Angelegenheit. Dass da auch etwas schief gehen kann, wird man nie ganz vermeiden können", nimmt Verbandsprecherin Reinhold-Postina die Bauunternehmer sogar ein wenig in Schutz. Viele Probleme beim Hausbau fallen nur bei einer fortlaufenden Baukontrolle durch einen unabhängigen Fachmann frühzeitig auf. Der Profi erkennt die Mängel, bevor sie zu Schäden führen und kann zu einem Zeitpunkt eingreifen, wenn sie noch vergleichsweise leicht behoben werden können. Ist erst einmal Putz auf offenen Fugen oder das Erdreich rings um den Keller beigefüllt, dauert es, bis Mängel sichtbar werden, warnt der VPB.

"Irgendwann kommen sie aber ans Tageslicht, meist, wenn die Gewährleistung abgelaufen ist." Gewährleistungsansprüche haben Bauherren fünf Jahre lang, jedoch kehrt sich nach erfolgter Bauabnahme die Beweislast um. Hinterher müsse der Bauherr dem Unternehmer nachweisen, dass ein Mangel durch dessen verschulden entstand, vor der Abnahme müsse der Unternehmer beweisen, dass es nicht an ihm liegt, wenn er einen Mangel nicht auf seine Kosten beheben will, erklärt Penningh. Auch deshalb sei es so wichtig, Mängel frühzeitig zu erkennen und zu beanstanden.

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