Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Holzhaus Das moderne Holzhaus - alles andere als eine Bretterbude
Holz ist eines der ältesten Baumaterialien, das die Menschheit je benutzt hat. Auch bei modernen Hausbauprojekten erfreut sich der nachwachsende Rohstoff wieder zunehmender Beliebtheit. Doch mit den zugigen Blockhütten und Bretterbuden aus früheren Jahrhunderten haben moderne Konstruktionen kaum noch etwas gemein. Heute sind Häuser aus Holz präzise gefertigte und energieeffiziente Bauwerke.
Holzhaus im Wandel
Wer an Holzhäuser denkt, hat meist ein typisches Bild vor Augen. "Die Leute sehen in erster Linie das schnuckelige rote Schwedenhaus", weiß Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren (VPB) in Berlin. Aber was heute als Holzhaus errichtet wird, hat mit den romantisch verklärten skandinavischen Blockhäusern nur noch wenig gemein. Die Konstruktion hat sich in den vergangenen Jahren erheblich verändert, und auch bei der Gestaltung haben Architekten heute mehr Freiheiten.
Die neue Vielfalt
Hintergrund neuer Konstruktionsverfahren seien die strengeren Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV), erläutert Angelika Rösner, Diplom-Ingenieurin und Holzbau-Sachverständige für den VPB. Neubauten müssen aus Wärmeschutzgründen luftdicht sein. "Es ist daher eine raumseitige Luftdichtschicht nötig", so Rösner. Man sehe zwar noch außen die Holzbohlen oder -bretter. Dahinter steckten aber oft mehrere Dämmungen.
Errichtet werden Holzhäuser entweder in der sogenannten Blockbohlen- oder in der Ständerbauweise, erläutert die Expertin. Bei der ersten Variante bestehen die Wände aus übereinanderliegenden Bohlen. Bei der zweiten werden - ähnlich wie bei einem Fachwerkhaus - in regelmäßigen Abständen senkrechte Ständer aufgestellt und die Zwischenräume mit Dämmmaterial ausgefüllt.
Schließlich kann ein Holzhaus auch als Fertighaus errichtet werden, bei dem ganze Bauteile - etwa Wände oder Decken - im Werk vorgefertigt und auf der Baustelle zusammengesetzt werden. Ein Fertighaus hat laut Rösner den Vorteil, dass sich die Bauteile sehr präzise anfertigen lassen. Und es ist schnell errichtet. "Das steht an einem Tag", sagt Rösner. Allerdings dauern die Vorbereitungen länger. Denn auf der Baustelle muss zunächst die Bodenplatte oder der Keller fertig gestellt sein. Und diese Betonarbeiten muss der Bauherr in der Regel separat in Auftrag geben, da sie nicht Sache des Holzhausherstellers sind.
Perfekte Dämmung für hohe Energieeffizienz beim Holzhaus
Nach Angaben des Deutschen Massivholz- und Blockhausverbands in München (DMBV) erfüllen Blockhäuser die strengen Vorgaben der EnEV. Erreicht wird das bei einschaligen Wänden durch eine entsprechende Wandstärke: Mindestens 20 Zentimeter müssen die Blockbohlen dick sein. Konstruktionen mit Zusatzdämmung oder zweischalige Wände mit Kerndämmung dazwischen brächten sogar so hohe Wärmedämmwerte, dass die Holzhäuser sogar als Energieeffizienzhäuser klassifiziert werden.
Das Holzhaus: gesundes Wohnen, ökologisch nachhaltiges Bauen
Laut dem Verband stehen Holzhäuser nach wie vor für ein "Wohlfühlklima": Der organische Baustoff Holz besitze die Fähigkeit, Wasser in der Zellstruktur zu puffern und so das Raumklima angenehm zu regulieren. Außerdem biete Holz eine angenehme Oberflächentemperatur.
Ein weiterer Vorteil von Holzfertighäusern besteht laut dem Deutschen Holzfertigbau-Verband (DHV) in der "trockenen Bauweise": Während Bauherren, die ihren Neubau in Massivbauweise errichten lassen, oft noch längere Zeit mit Baufeuchte zu kämpfen hätten, heiße es beim Holzfertighaus "Haus bauen, einziehen und sofort gesund wohnen", so der Verband.
Nicht zuletzt trägt das Bauen mit Holz zum Klimaschutz bei. Denn weil Bäume während ihres Wachstums ungefähr die dreifache Menge an CO2 binden wie bei der Verarbeitung zum Baustoff freigesetzt wird, hat Holz laut dem DMBV "als einziger unter allen gängigen Baustoffen eine positive CO2-Bilanz". Hinsichtlich der Wärmedämmung hält auch die Sachverständige Angelika Rösner Holzhäuser in der Ständerbauweise für eine gute Sache.
Ein Holzhaus ist nicht für jeden empfehlenswert
Allerdings sollten Bauherren bedenken, dass Holzhäuser Wärme schlechter speichern als Massivbauten. Auch der Schallschutz ist weniger gut. Das kann zum Problem werden, wenn das Haus in lärmbelasteten Gegenden errichtet wird. Ein weiterer Nachteil, den Rösner bei ihrer Arbeit als Sachverständige immer wieder feststellt: "Es schleichen sich mehr Fehler ein." Holzhäuser wirklich luftdicht zu errichten, "geht am häufigsten schief".
Der Holzschutz bereitet dagegen weniger Sorgen. Imprägnierung schützt vor Schädlingen und Pilzen, schräge Oberflächen, Dachüberstände oder eine Bodenschwelle halten den Regen ab. Denn Wasserschäden sollten Holzhausbesitzer unbedingt vermeiden. Die Sanierung sei nämlich sehr schwierig, sagt Johannes Kottjé, Architekt, Sachverständiger und Publizist, der mehrere Bücher über Holzhäuser veröffentlicht hat. "Man sollte daher nie ein Holzhaus in Gegenden stellen, in denen man mit Überflutungen rechnen muss."
Holzhaus oder Massivhaus?
Aber für alle, die nicht allzu nah an einem Fluss bauen wollen und deren Bauplatz nicht an einer viel befahrenen Hauptstraße liegt, kann ein Holzhaus eine sinnvolle Alternative zum klassischen Massivhaus sein. Und während Holzhaus-Bauherren früher oft zwischen wenigen vorgegebenen Haustypen wählen mussten, schaffen die modernen Fertigungsverfahren ihnen und den Architekten größere Freiräume, sagt Kottjé. Der Trend gehe zu Standardhäusern, die dann nach eigenen Vorstellungen individuell abgewandelt werden können. Beispiele für moderne Holzhäuser zeigt unsere Foto-Show.