Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Praktische Tipps Bohrlöcher verschließen: So klappt es schnell und sauber
Abgefallener Putz oder alte Dübel- und Bohrlöcher stören schnell die Optik bei Innenwänden. Was tun? Wir verraten, wie Sie Risse und Löcher schnell und sauber verschließen und welche Füllmaterialien geeignet sind.
Spätestens bei Renovierungsarbeiten oder beim Auszug aus der Mietwohnung sollten kleine Risse und Löcher in Putz und Mauerwerk verschlossen werden. Denn sie sehen nicht nur unschön aus, sondern lassen sich auch nicht einfach unbehandelt übertapezieren. Bevor aber munter drauf los gespachtelt wird, müssen erst einmal Art und Ursache der Fehlstelle erkannt werden.
Werkzeug: Welcher Spachtel eignet sich?
Für das Verputzen von Löchern und Wänden ist der richtige Spachtel wichtig. Dabei ist die Auswahl im Baumarkt sehr groß: So gibt es Modelle mit starrem und mit flexiblem Stahlblatt:
- Wollen Sie Unebenheiten der Wand auffüllen, sollte das Blatt biegsam und flexibel sein.
- Benötigen Sie einen Spachtel zum Entfernen von alten Schichten auf einer Oberfläche – wie Tapeten oder Putze –, sollte das Blatt besser starr sein und folglich nicht nachgeben, wenn es auf den Widerstand trifft.
Wandschäden: Innen- oder Außenbereich?
Je nachdem, um welchen Schaden es sich handelt, kommen unterschiedliche Füllstoffe und Werkzeuge zum Einsatz. Dabei sind grundsätzlich Fehlstellen im Außenbereich vom Innenraum zu unterscheiden. Da Mauerwerk und Putz im Außenbereich dem Wetter ausgesetzt sind, dürfen hier nur wasserfeste Putze verwendet werden.
Füllmaterial: Welche Produkte eignen sich?
In der Regel handelt es sich bei schadhaften Stellen um feine Haarrisse oder alte Dübel-, Bohr- und Nagellöcher. Diese lassen sich im Idealfall überstreichen und im Innenbereich auch übertapezieren. Die Farbe oder Tapete verdeckt dann einfach die kleinen Schäden. Besser ist es aber, die Löcher professionell zu verschließen. Doch nicht alle gängigen Füllmaterialien kommen dafür infrage.
Instant-Gips
Für klassische Bohrlöcher eignet sich am besten Instant-Gips, der im Baumarkt fertig angerührt in der Tube mit Spritzaufsatz erhältlich ist. Da Instant-Gips beim Trocknen an Dichte verliere, müsse der Heimwerker allerdings nach einiger Zeit eine zweite Schicht auffüllen, rät Michael Pommer von der Heimwerkerschule DIY Academy in Köln.
Zahnpasta
Wenn es schnell gehen muss, können Sie Löcher auch mit weißer Zahnpasta verschließen. Diese sollte aber keine Farbpartikel enthalten. Geben Sie ausreichend Zahncreme in das Loch. Die Masse wird innerhalb weniger Stunden trocken. Weil sie sich aber zum Teil zusammenzieht, wiederholen Sie am nächsten Tag die Prozedur. Dann sollte das Loch verschlossen sein.
Kaugummi
Allerdings hält Pommer nichts von dieser schnellen Lösung. Auch vor Kaugummi als Füllmaterial warnt der Bautechniker: "Das ist unhygienisch und das schlechteste, was man machen kann." Denn Kaugummi ist ein Lebensmittel, über das sich mit der Zeit Schimmel und andere Pilze ausbreiten können. Das Material trockne zudem aus und könne reißen. Solange der Kaugummi klebrig ist, ziehe er Schmutz an – "dann hat man irgendwann einen braunen Fleck an der Stelle", erklärt Pommer weiter.
Gipsputz oder Spachtelmasse
Sind die Schäden doch zu groß, können Sie diese im Innenbereich mit Gipsputz oder vorgefertigter Spachtelmasse verschließen. Der Bautechniker rät zu einer sogenannten Zwei-Komponenten-Knetmasse. Der Nachteil: Das Harz in der Knete könne die Haut reizen. Pommer rät daher: "Bei der Verarbeitung sollten Latexhandschuhe getragen werden." Knete und Gips können später wieder angebohrt werden.
Zement
Von Zement hingegen rät er ab: "Zementputz ist immer dunkelfarbig und grobkörnig. Es kann Probleme beim Übermalen geben." Wandfarbe könne den dunklen Zement unter Umständen nicht überdecken und seine körnige Oberfläche steche an einer glatten Wand hervor. Für den Außenbereich ist Zementmörtel hingegen eine gute Wahl.
Fugen im Innenbereich: Elastisches Acryl
Für Fugen im Innenbereich zwischen angrenzenden Bauteilen, wie etwa beim Anschluss einer Trockenbauwand an einen Fachwerkbalken, sollte eine elastische Fugenmasse verwendet werden. Das kann beispielsweise Acryl sein, dass über eine Pistolenvorrichtung in die Spalten gepresst wird. Damit bleiben Fugen auch bei leichten Bewegungen der Bauteile geschlossen.
Wer die Acryl-Fuge mit der passenden Wandfarbe überstreichen möchte, sollte auf die ausgewiesene Anstrichverträglichkeit achten. Allerdings muss auch die Wandfarbe elastische Eigenschaften vorweisen, sonst reißt sie später im Bereich der Fuge. Wer bei der Auswahl der Produkte unsicher ist, erkundigt sich am besten bei geschultem Fachpersonal.
Fugen im Bad: Wasserdichtes Silikon
Handelt es sich um Fugen im Bad zwischen Fliesen, Wand und Sanitärobjekten, sollten Sie mit Silikon arbeiten. Das lässt sich zwar nicht überstreichen, ist aber wasserdicht und verhindert so Schäden durch eindringendes Wasser in der Wand. Zum Abziehen der Fuge können Sie den Finger verwenden, der zuvor mit Seifenwasser benetzt wird. Ohne dieses "Schmiermittel" bleibt das Silikon an Finger oder Spachtel kleben.
Info
Für Löcher und fehlende Putzstücke im Bad sollten Sie unbedingt Zementputz verwenden. Gipsputz saugt Wasser auf und kann bei dauerhafter Durchfeuchtung zu Schimmelbildung führen. Außerdem wird Gips durch ständige Feuchtigkeitsbelastung mit der Zeit mürbe.
Bohrlöcher im Holz: Holzpaste oder Holzkitt
Kleinere Vertiefungen im Holz sollten Sie mit etwas Wasser bearbeiten. Denn durch die Feuchtigkeit quillt das Material auf, die Fasern saugen sich voll und die Vertiefung wirkt schon etwas kleiner. Größere Bohr- oder Dübellöcher füllen Sie nach dem Trocknen mit Holzpaste oder Holzkitt auf. Nach dem vollständigen Abtrocknen des verschlossenen Bohrloches sollten Sie das Holz mit feinem Schleifpapier vorsichtig bearbeiten beziehungsweise glätten.
Bohrlöcher in Raufasertapete: Raufaser-Spachtelmasse
Zum Ausbessern von Rissen und Löchern in der Raufasertapete gibt es im Fachhandel spezielle Raufaser-Spachtelmasse in der Tube. Dank kleiner Raufaserflocken passt sie sich optimal an die Tapetenkörnung an und kann mit allen handelsüblichen Farben und Lacken überstrichen werden.
Was tun bei "arbeitenden" und breiten Rissen?
Wenn sich ein ausgebesserter Riss wieder öffnet, oder Schadstellen so breit sind, dass sie nicht einfach gespachtelt werden können, sollten Sie einen Fachmann zu Rate ziehen. Denn dann handelt es sich höchstwahrscheinlich um Setz- oder Spannungsrisse in der Konstruktion.
Unser Tipp
Kontaktieren Sie dafür einen Maurer oder Malermeister oder aber einen Sachverständigen für Bauschäden, der sich ebenfalls bestens mit Rissbildern an Wänden und Decken auskennt.
Schlimmstenfalls kann es sich um ein statisches Problem in der Konstruktion handeln, das professionell behoben werden muss. Um das zu prüfen, setzt der Profi sogenannte Gipsmarken auf den Riss. Dabei handelt es sich um kleine Gipskleckse oder -streifen, die dann über einen längeren Zeitraum beobachtet werden. Wird der Riss in der Gipsmarke immer deutlicher und größer, handelt es sich definitiv um ein anhaltendes, statisches Problem. Das kann zum Beispiel eine Wand sein, deren Fundament sich immer weiter absenkt. Dann sind Sanierungsmaßnahmen an der Oberfläche zwecklos und es muss ein Statiker zu Rate gezogen werden.
Feine Risse an Innenwand: Farbe oder Vliestapete
Wenn Sie feine Risse mit Farbe überstreichen, achten Sie darauf, dass Sie keine spröden Farben verwenden. Mineralfarben haben keinerlei elastische Eigenschaften, daher eignen sie sich nicht zur Rissbeseitigung. Verwenden Sie hier lieber eine gute Dispersionsfarbe.
Bei empfindlichen und unebenen Wand- und Deckenflächen im Innenraum können Glasfasertapeten dazu beitragen, dass Putzflächen stabilisiert und Dübellöcher problemloser gebohrt werden können. Im Vergleich zu normalen Tapeten bestehen diese aus einem feinen Textilvlies, das gut haftende Eigenschaften hat und elastisch ist. Sie sind im Vergleich aber auch viel teuer als einfache Papier- oder Raufasertapeten.