Aktuelle Studie Zahlreiche Stromkunden wechseln – die Gründe

Immer mehr Verbraucher kehren traditionellen Energieversorgern den Rücken. Der Wettbewerb um Stromkunden verschärft sich – besonders nachhaltige Anbieter profitieren.
Die Nachwirkungen der Energiekrise, steigende Strompreise und ein steigendes Bewusstsein für die Umwelt und Nachhaltigkeit im Allgemeinen sind Gründe, weshalb immer mehr Verbraucher ihren Stromanbieter hinterfragen und anschließend auch wechseln. Die Wechselwilligkeit ist laut einer aktuellen Energiestudie auf dem Höchststand. Wer bekommt den Unmut der Verbraucher am stärksten zu spüren? Und sind Neukunden zufriedener als Bestandskunden?
Wachsende Unzufriedenheit mit Strompreisen
Die repräsentative Studie wurde vom unabhängigen Marktforschungsinstitut Appinio durchgeführt. Demnach will jeder dritte Verbraucher in Deutschland (34 Prozent) seinen Stromanbieter wechseln – bei den Neukunden sind es sogar 48 Prozent. Das bedeutet, dass die bisherige Treue der Bestandskunden zu Stadtwerken und lokalen Anbietern schwindet.
Der Marktanteil dieser Grundversorger liegt aktuell nur noch bei 35 Prozent – das ist ein Rückgang um 22 Prozent innerhalb von zwei Jahren, erklärt das Unternehmen Simon-Kucher, das die Studie in Auftrag gegeben hat. Als Hauptgrund für den Wechselwillen geben die Befragten die hohen Strompreise bei ihrem Anbieter an.
Die Treue und der Lokalstolz vieler Verbraucher hinsichtlich ihrer regionalen Energieversorger schwinden – auch die Kundennähe ist kein ausschlaggebendes Kriterium mehr. Die Stadtwerke können die neuen Anforderungen, die die Kunden an ihre Stromversorgung und damit an ihren Versorger stellen, nicht mehr erfüllen. Gleichzeitig steigt der Anteil und das Interesse an Ökostrom-Anbietern rasant – von zwei auf sieben Prozent. Verbraucher setzen demnach zunehmend auf Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein – auch bei ihrem Energieversorger.
Einige Stromversorger bieten ihren Ökostrom für 24,05 Cent/kWh bis 27,06 Cent/kWh an. Beim Grundversorger oder regionalen Anbieter können die Kosten hingegen bei 32,44 bis 50,76/kWh liegen.
Darum wechseln die meisten wirklich
Das Hauptargument für den Stromanbieterwechsel ist jedoch der Preis: Fast jeder zweite (47 Prozent) der Befragten empfindet seinen aktuellen Strompreis als zu hoch. Doch sparen um jeden Preis und sich dafür verbiegen und viel Aufwand betreiben, wollen die meisten auch nicht – denn dynamische Stromtarife schneiden bei der Studie ebenfalls schlecht ab. Nur etwa acht Prozent nutzen sie.
Beliebter, so die Studienautoren, sind sogenannte Flexpreis-Tarife oder auch Fix-Tarife. Dabei werden die Strompreise für einen bestimmten Zeitraum – meist für ein Jahr – festgesetzt, also garantiert. Nach Ablauf dieser Frist werden die Preise dann angepasst. Bei einem Flexpreis-Tarif oder auch Festpreistarif gibt es also weniger Preisschwankungen als bei einem dynamischen Tarif und mehr Sparmöglichkeiten als bei einem Stromtarif, der zwei Jahre oder länger läuft. Laut der Studie nutzen 48 Prozent dieses Tarifmodell.
Gut zu wissen
Ökostrom ist in der Regel nicht emissionsfrei. Auch wenn er von Solar- oder Windanlagen produziert wurde, die eigentlich CO2-freie Energie produzieren. Auf den ersten Blick mag das verwirrend klingen. Doch bei der Einstufung muss beachtet werden, dass bei der Herstellung der Solar- und Windanlagen Treibhausgase entstehen. Und das wiederum wirkt sich entsprechend auf die Klimabilanz des grünen Stroms aus. Details dazu erfahren Sie hier.
Über die Studie
Die Studie wurde im Oktober 2024 von dem unabhängigen Marktforschungsinstitut Appinio und Simon-Kucher durchgeführt. Sie ist repräsentativ. Befragt wurden 1.000 Personen über 18 Jahre aus Deutschland zu Themen wie Stromanbieter, Stromnutzung und Wechselabsichten.
- windkraft-journal.de: "Kunden stellen ihre Stromanbieter infrage"
- spiegel.de: "Ist Ökostrom wirklich emissionsfrei?"