Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sinkende Energiekosten Droht bald der Preisschock?

Sinkende Preise für Strom und Erdgas – die Maßnahmen, die die Koalition im Hinblick auf Energiekosten plant, dürften zahlreiche Verbraucher erfreuen. Doch die Pläne haben auch Schattenseiten, die in Zukunft teuer werden dürften.
Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung finden sich mehrere Punkte, die Verbraucher direkt betreffen: Die Strompreise sollen sinken, die Stromnetzentgelte gedeckelt und die Gasumlage abgeschafft werden. Für viele Haushalte bedeuten diese Maßnahmen zunächst eine spürbare Entlastung. Auf lange Sicht könnten sie jedoch zu einem Preisschock führen. Warum?
Preisbremsen: kurzfristige Hilfe mit Langzeitwirkung
Deutlich wird das anhand eines Beispiels: Im März 2023 wurde eine Preisbremse für Strom, Gas und Wärme eingeführt. Ursprünglich befristet bis Ende des Jahres, wurde sie bis zum 31. März 2024 verlängert. Während der Energiekrise war das für viele Haushalte eine notwendige finanzielle Unterstützung – die allerdings Nebenwirkungen mit sich brachte.
Denn mit den Preisen sank bei einigen auch das Gefühl, beim Energieverbrauch sparen zu müssen. Geringere Kosten können also dazu führen, den eigenen Verbrauch nicht weiter zu hinterfragen oder anzupassen. Nachdem die Preisbremse ausgelaufen war, hatten sich viele bereits an einen höheren Stromverbrauch gewöhnt. Die Folge: deutlich höhere Nachzahlungen in der Energieabrechnung.
Geplante Entlastungen mit Ablaufdatum
Auch die nun geplanten Entlastungen könnten derartige Auswirkungen haben. Sie sorgen zwar kurzfristig für Entspannung, doch dabei müssen auch die erhöhten Ausgaben beachtet werden, die im kommenden Jahr drohen: Ab dem 1. Januar 2026 steigt der CO2-Preis weiter an – von derzeit 55 Euro auf bis zu 65 Euro pro Tonne.
Und das wirkt sich direkt auf die Verbraucher aus. Nach aktuellen Schätzungen erhöht sich der Gaspreis dadurch um etwa 1,3 Cent pro Kilowattstunde. Der Strompreis dürfte ebenfalls steigen – um bis zu knapp 2 Cent pro Kilowattstunde.
Zudem ist aktuell noch unklar, in welchem Umfang und wie lange die Stromsteuer gesenkt, die Netzentgelte gedeckelt und die Gasumlage ausgesetzt bleiben.
Verbrauch senken – oder später draufzahlen
Wer seinen Gas- und Stromverbrauch trotz geringerer Energiepreise nicht anpasst, riskiert einen ähnlichen Effekt wie zuvor 2024: teure Nachzahlungen aufgrund gestiegenen Verbrauchs. Denn es gibt zwar eine kurzzeitige Ersparnis, diese wird jedoch durch höhere CO2-Kosten schnell wieder wettgemacht – es kommt also eine Belastung hinzu. Das bedeutet, dass diejenigen, die weiterhin viel Energie verbrauchen, langfristig mehr zahlen müssen.
Sinnvoll ist es daher, weiterhin auf seinen Energieverbrauch zu achten und das bei den Energiekosten gesparte Geld vorsorglich beiseitezulegen, um böse Überraschungen durch teure Nachzahlungen zu vermeiden.
- bdew.de: "Nettostromverbrauch nach Verbrauchergruppen – Entwicklung der letzten zehn Jahre"
- bundesnetzagentur.de: "Gasverbrauch 2024 unter Durchschnitt – BNetzA zieht Bilanz"
- finanztip.de: "Gaspreis: Entwicklung, aktueller Stand & Spartipps"