Anhaltende Trockenheit Das zwingt Nacktschnecken jetzt in die Knie

Im vergangenen Jahr ließ eine Nacktschnecken-Art etliche Hobbygärtner bundesweit verzweifeln. Damals war es im Frühjahr sehr feucht – dieses Jahr ist es extrem trocken.
Nacktschnecken haben im vergangenen Jahr zahlreiche Hobbygärtner zur Verzweiflung getrieben. In diesem Frühjahr gibt es zumindest vorübergehend Entwarnung – doch die Gefahr bleibt.
"Zwar starten die Populationen von einem relativ hohen Niveau, aber es ist davon auszugehen, dass sie sich aufgrund der Trockenheit nicht so rasant entwickeln werden", erklärte Markus Pfenninger vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt der Nachrichtenagentur dpa. Viele Jungtiere fielen der Trockenheit direkt zum Opfer. Zudem werde dadurch die mögliche Zeit für die Nahrungsaufnahme eingeschränkt, was die Tiere langsamer wachsen und sich später vermehren lässt.
Kampf ums Wachstum – Pflanzen versus Schnecken
Die aktuelle Trockenheit bremst allerdings nicht nur Nacktschnecken aus. Auch viele Pflanzen wachsen langsamer, wenn sie unter Wassermangel leiden. Wer sich im Wettlauf besser behauptet, lässt sich laut Michael Schrödl von der Zoologischen Staatssammlung München (ZSM) und inzwischen im Ruhestand, schwer vorhersagen. Entscheidend sind Dauer und Ausmaß der Trockenheit – sowie Standort und Pflanzenart.
Arion vulgaris, die Superschnecke
Trockener Rasen und gekieste Wege mögen für andere heimische Nacktschnecken ein Problem sein, nicht aber für Arion vulgaris. Sie vermehrt sich Experten zufolge schneller, frisst mehr und setzt sich notfalls zum Fressen in die pralle Sonne, ohne Schaden zu nehmen.
Zumindest in Südwestdeutschland gibt es die Art wohl schon länger. Anders als lange angenommen wurde sie nach aktuellem Forschungsstand nicht erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch Obst- und Gemüseimporte von der Iberischen Halbinsel eingeschleppt.
Seit den 1960er-Jahren taucht sie vermehrt und immer weiter nördlich und östlich auf, oft in hohen Dichten. Zum Leidwesen von Gärtnern handelt es sich um wahre Superschnecken: Die bräunlich-rötlichen Tiere können hervorragend klettern, Hochbeete sind kein Problem für sie. Zu hängenden Gefäßen seilen sie sich am Schleimfaden ab. Salat und Gemüse können sie aus dutzenden Metern Entfernung riechen.
Kaum Fressfeinde
Fressfeinde hat sie hingegen kaum. Lediglich die indische Laufente vertilgt das Tier. Zwar verzehren auch Igel, Kröten oder bestimmte Laufkäfer Jungschnecken, diese gibt es jedoch immer weniger in deutschen Gärten. "Arion vulgaris ist ein Profiteur der Einöde in den Gärten", wie Schrödl einmal sagte.
Zudem zeigen Erbgutanalysen, dass sich Arion vulgaris stark mit anderen Arten mischt und sich auf diese Weise womöglich immer neue günstige Eigenschaften für die jeweilige Umgebung aneignet.
Bekämpfung möglich?
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Teilweise wird empfohlen, die Spanische Wegschnecke mit Schneckenzäunen von Gemüsebeeten fernzuhalten. Sie sollen verhindern, dass die Tiere überhaupt zum Salat, Radieschen und Co. gelangen. Die Zäune sind im Baumarkt erhältlich. Alternativ kann auch eine Barriere rund um das Beet helfen. Diese wird entweder mit Kupferfolie beklebt oder mit einem speziellen Schutzanstrich lackiert.
Da Schnecken Trockenheit meiden, kann es hilfreich sein, dort anzulegen, wo es besonders sonnig und trocken ist. Das müssen jedoch auch die kleinen Pflänzchen im Beet abkönnen.
Nicht nur Schädling
So lästig Arion vulgaris auch ist – sie übernimmt auch Aufgaben im Garten. Sie frisst Kot sowie verwertbare Reste und leistet damit einen Beitrag zur Kompostierung. Das ändert zwar nichts an ihrem schlechten Ruf, zeigt aber, dass selbst unerwünschte Gäste manchmal nützlich sein können.
- Nachrichtenagentur dpa
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