Der aktuelle Stand Gasheizung retten: Darum ist Biogas keine Alternative
Gasheizungen werden ab 2040 verboten, es sei denn, sie verwenden regenerative Brennstoffe wie Biogas oder grünen Wasserstoff. Ist Biogas eine zukunftssichere und rentable Alternative?
Gasheizungen sind ab 2040 verboten. Zumindest, wenn sie mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Erlaubt hingegen ist die Verwendung von regenerativem Brennstoff. Mögliche Optionen sind hier grüner Wasserstoff oder Biogas. Da grüner Wasserstoff aktuell in der Herstellung sehr teuer ist – und laut Studien auch weiterhin bleiben könnte –, setzen einige Besitzer von Gasheizungen auf Biogas. Doch ist das eine gute Wahl?
Biogasanlagen rentieren sich nicht mehr
Biogas ist aus aktueller Sicht eine weniger gute Wahl. Denn die Förderungen für viele Biogasanlagen enden 2025. Das bedeutet, dass Landwirte, die vorwiegend die Biogasanlagen betrieben, keine gesetzlich geregelte Vergütung mehr erhalten. Diese lag bei etwa 23 Cent pro Kilowattstunde (kWh) eingespeistem Strom. Ohne die Förderung liegt er bei etwa 7 Cent/kWh. Der Anlagenbetrieb ist somit kaum noch rentabel.
Hinzu kommt, dass viele Biogasanlagen nicht auf dem neuesten technischen Stand sind und nachgerüstet werden müssten. Eine teure Investition, die viele Landwirte nicht stemmen wollen – und vor allem können.
Viele Betreiber erwägen daher den Ausstieg und die Stilllegung ihrer Anlage.
Und auch neue Bioenergieanlagen wird es laut dem Fachverband Biogas in ausreichender Zahl nicht geben. Die Ausschreibungszahlen seien zu gering.
Was ist Biogas?
Biogas ist ein Gemisch aus Methan, Kohlendioxid und anderen Gasen. Es entsteht durch die Vergärung von Biomasse (etwa Energiepflanzen, Biomüll, Gülle) und gilt als erneuerbarer Brennstoff.
Der Brennstoff ist nahezu CO2-neutral, da die bei der Verbrennung freigesetzte Menge an CO2 ungefähr der Menge entspricht, die Pflanzen während ihres Wachstums aus der Atmosphäre aufgenommen haben.
Zwei Nachteile gibt es: Die Versorgungssicherheit ist von der Infrastruktur vor Ort abhängig. Nur wenn ein Biogasnetz und eine Biogaserzeugungsanlage vorhanden sind, kann die Versorgung gewährleistet werden. Und: Biogas ist teurer als Erdgas.
Kritik seitens der Umweltverbände
Sind Biogasanlagen zumindest aus Umweltsicht gut?
Es kommt darauf an. Ein Kritikpunkt, den der Nabu und der Bund an den Anlagen ausüben: der starke Anstieg des Maisanbaus, der damit einhergeht. Zwar sei der Beitrag von Biogasanlagen bei der Energieversorgung positiv zu sehen, doch der massive Maisanbau habe "katastrophale Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere, auf Böden, Grund- und Fließgewässer, Landschaftsbild und Naherholung", erklärt der Nabu Niedersachsen.
Anzumerken ist jedoch, dass der Maisanteil bei den für die Biogasanlage genutzten Stoffen aktuell bei maximal 40 Prozent liegen darf – im kommenden Jahr sind es 30 Prozent. Würde der Anteil weiterhin durch biologische Abfälle ersetzt werden, könnten Bioenergieanlagen eine gute Alternative sein.
Gibt es eine Lösung?
Aktuell ist nicht absehbar, wie sich die Brennstoffpreise für Biogas entwickeln. Werden die Förderungen nicht wieder angehoben beziehungsweise eingeführt, könnten Landwirte nach und nach ihre Biogasanlagen stilllegen. Hoffnungsschimmer hierbei ist jedoch, dass laut NDR-Bericht einige Betreiber planen, stattdessen auf die Herstellung von Wasserstoff oder Biomethan setzen zu wollen. Für Besitzer von Gasheizungen heißt das dann dennoch, dass sie ihre Anlage entsprechend umrüsten oder austauschen müssen. Vielleicht doch auf den Wasserstoffbetrieb?
Wer künftig mit grünem Wasserstoff heizen möchte, sollte zum einen darauf achten, ob die kommunale Wärmeplanung die Versorgung seines Haushaltes hiermit vorsieht. Zum anderen sollte er sich bewusst sein, dass auch Wasserstoff kein günstiger Brennstoff ist. Dr.-Ing. Matthias Wagnitz, Referent für Energie- und Wärmetechnik beim ZVSHK, geht mit Verweis auf das vom BMWK veröffentlichte "Hintergrundpapier zur Gebäudestrategie Klimaneutralität 2045" davon aus, dass der Preis pro kWh Wasserstoff perspektivisch bei >20 Cent liegen wird.
Ist Erdgas also perspektivisch die beste Lösung?
Einige hoffen, dass nach der Bundestageswahl die neue Regierung Teile des Heizungsgesetzes kippt, etwa die 65-Prozent-Regel. Sie glauben, dass ihre Gasheizung oder auch Ölheizung dann eine Zukunft hat und sie weiter günstig heizen können. Stimmt das?
Die 65-Prozent-Regel besagt, dass mindestens 65 Prozent der mit der Anlage bereitgestellten Wärme mit erneuerbaren Energien erzeugt wird.
Nein, erklärt Wagnitz t-online. Denn fossile Brennstoffe werden weiterhin teuer bleiben, prognostiziert er. "Alleine über den CO2-Preis ist eine deutliche Steigerung zu erwarten. Russland fällt auf absehbare Zeit als Versorger aus. LNG aus Amerika ist auch nicht billig. Die Heizkosten gehen damit unwiderruflich nach oben." Stattdessen sollte der Gebäudebestand verbessert werden. Denn eine komplette Sanierung der Gebäudehülle rentiert sich vor allem auf lange Sicht.
Eine weitere gute Zukunftsinvestition ist es, den fossilen Kessel auszutauschen. Als mögliche Alternative schlägt der Experte eine Wärmepumpe vor.
- biogas-thueringen.de "Biogasanlagen droht das Aus – Stengele für Förderung"
- ndr.de "Förderung endet 2025: Landwirte erwägen Aus für Biogasanlagen"
- schriftliches Interview mit Dr.-Ing. Matthias Wagnitz, Referent für Energie- und Wärmetechnik beim ZVSHK
- morgenpost.de "Gasheizung mit Biogas? Warum das Umweltbundesamt davor warnt"