Wärmemonitor 2022 Dieses Bundesland heizt am wenigsten
Haben die Haushalte in Deutschland wirklich weniger geheizt? Und wenn ja, welches Bundesland hat dabei die Nase vorn?
Die rasant gestiegenen Heizöl- und Erdgaspreise, der milde Winter – und bei dem einen oder anderen auch der Spar-Appell der Bundesregierung – haben dafür gesorgt, dass deutsche Privathaushalte im vergangenen Winter weniger geheizt haben.
Zu diesem Ergebnis kommt der Wärmemonitor, den das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) jährlich herausgibt. Laut ihm sanken der (temperaturbereinigte) Heizenergiebedarf sowie die CO₂-Emissionen um fünf Prozent. So weit der bundesweite Durchschnitt. Aber welches Bundesland hat dabei die Nase vorn?
Diese Bundesländer stehen auf dem Siegertreppchen
Das Bundesland, in dem der Heizenergiebedarf am stärksten gesenkt wurde, ist Schleswig-Holstein. Hier lag die Einsparung im Vergleich zum Vorjahr bei 7,3 Prozent. Auf Platz 2 landet Bremen, gefolgt von Hamburg.
Das DIW geht davon aus, dass ein Grund für die starke Senkung des Heizenergiebedarfs in Schleswig-Holstein die gestiegenen Heizkosten sind. Denn in diesem Bundesland gab es im Jahr 2022 die höchste Preissteigerung (Erdgas und Heizöl bis zu 43 Prozent). Die hohen Kosten erhöhten den Druck, im Winter weniger zu heizen. Und auch in der Hauptstadt Berlin sowie im Saarland gab es einen deutlichen Preisanstieg bei Erdgas und Heizöl (Berlin: 42 Prozent; Saarland: 38 Prozent).
Allerdings, so die Studienleiter, korrespondiert die Einsparung nicht immer mit der Preissteigerung. Zwar könnte angesichts der Entwicklung in Schleswig-Holstein davon ausgegangen werden, doch in Berlin etwa lagen die Einsparungen beim Heizbedarf nur im bundesweiten Durchschnitt. Und auch im Saarland sei der Heizbedarf trotz der hohen Heizkosten kaum gesunken.
Welche Gründe es neben dem milden Winter und der Kosteneinsparung für den geringeren Heizbedarf noch gibt, ist nicht bekannt.
Diese Bundesländer haben ihren Heizbedarf kaum gesenkt
In Baden-Württemberg haben die Haushalte ihren Heizenergiebedarf am wenigsten gesenkt, gefolgt von Bayern und dem Saarland. Vor allem in Baden-Württemberg gab es im Vergleich zum Vorjahr einen Unterschied von lediglich einem Prozent, in Bayern immerhin von zwei Prozent.
Kritik an der Studie
Es gibt jedoch auch einige Haken an der Studie. So wurde bei den Ergebnissen die Energieeffizienzklasse der Immobilien nicht mit einbezogen. Bei gut gedämmten oder frisch sanierten Gebäuden ist die Energieeffizienzklasse höher und der Heizbedarf geringer.
Und auch die Außentemperaturen, die je nach Region unterschiedlich ausfallen, wurden nicht berücksichtigt. Das kann ebenfalls zu Abweichungen der tatsächlichen Werte im Vergleich zum Wärmemonitor führen.
Wird weiter gespart?
Studienautorin Sophie M. Behr geht bei den aktuellen Zahlen von einer einmaligen Entwicklung aus: "Die Einsparungen der privaten Haushalte im vergangenen Jahr werden sich voraussichtlich nicht wiederholen: Zum einen wird der Energiepreisdruck nicht mehr so hoch sein, zum anderen wurden Einsparpotenziale durch Verhaltensanpassungen weitestgehend ausgeschöpft."
Sie appelliert daher, auf langfristige Maßnahmen wie Investitionen in die Energieeffizienz zu setzen, um Kosten und somit CO₂-Emissionen zu sparen.
Zur Studie
Die Daten für den Wärmemonitor werden vom Immobiliendienstleister ista SE erhoben. Sie stammen von den Heizenergieabrechnungen der bundesweit 150.000 Zwei- und Mehrfamilienhäusern, die von der ista betreut werden. Insgesamt liegen dadurch die Daten von rund einer Million Wohnungen vor.
- diw.de "Wärmemonitor 2022: Private Haushalte sparen fünf Prozent Heizenergie und CO2-Emissionen ein"