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Können Gewürze und Kräuter Frühgeburten verursachen?


Die Dosis macht das Gift
Frühgeburt durch Kräuter und Gewürze?

t-online, Simone Blaß

Aktualisiert am 22.08.2017Lesedauer: 4 Min.
Frühgeburt durch Kräuter und Gewürze?Vergrößern des Bildes
Überall hören Schwangere, was sie angeblich nicht essen oder trinken sollen. (Quelle: evgenyatamanenko/Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Verläuft eine Schwangerschaft reibungslos, ist sie etwas ganz Wunderbares. Aber selbst dann gibt es einige Begleiterscheinungen, die unangenehm sein können. Gegen die aber meistens auch ein Kraut gewachsen ist. Doch immer mehr Schwangere sind verunsichert. Gibt es wirklich Heilpflanzen und Kräuter, die ihrem Baby gefährlich werden können?

In Maßen nicht in Massen

Eine Schwangerschaft ist nicht immer nur der zauberhafte Zustand, in dem die Frau selig lächelnd durch die Welt schwebt. Und die zahlreichen natürlichen Hilfsmittel, die gern unterstützend eingesetzt werden, weil sie pflanzlich und damit vermeintlich ungefährlich sind, geraten immer öfter in Verruf. Gegen morgendliche Schwangerschaftsübelkeit zum Beispiel hilft bei vielen Frauen Ingwer. Vor dem puren Genuss allerdings wird gewarnt. "Solange man sechs Gramm täglich nicht überschreitet, ist der Konsum aber völlig bedenkenlos", erklärt Ingeborg Stadelmann.

Sie ist die Autorin des Standardwerkes "Die Hebammensprechstunde", in dem sie seit vielen Jahren ihr Wissen weitergibt und Schwangere beruhigt. "Überall hört man Warnungen, die aus Halbwissen entstehen und die den Frauen unnötig Angst machen. Es gibt so viel, was sie angeblich nicht essen oder trinken sollen. Wenn das wirklich alles so gefährlich wäre, wären wir längst ausgestorben."

Vorsicht bei ätherischen Ölen

Letztendlich geht es darum, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten und bei allem ein natürliches Maß einzuhalten. "Wenn ich Gewürze so verwende wie immer und ein, zwei Tassen Tee am Tag trinke, dann passiert da auch nichts." Das bestätigt auch Dr. Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. "Um eine pharmazeutische Wirkung zu erreichen, genügt es nicht, wenn sie ein paar Krümel Kräuter an ihr Essen geben, da müssten sie normalerweise schon mehrere Teelöffel auf einmal zu sich nehmen." Vorsicht ist allerdings tatsächlich angebracht bei der Verwendung von ätherischen Ölen. Verbena, Japanische Minze oder auch zum Beispiel Nelke sollten besser gemieden werden, wenn man auf Nummer sicher gehen möchte.

Der Körper reagiert besser, wenn er vorbereitet ist

Neben der Morgenübelkeit gibt es zahlreiche weitere Begleiterscheinungen, wie zum Beispiel Blähungen, die der Schwangeren gehörig zu schaffen machen. Da ist sie froh, wenn es pflanzliche Möglichkeiten wie Fenchel, Anis und Kümmel gibt, die dabei helfen, die Beschwerden zu lindern. In küchenüblicher Menge als Gewürze beim Kochen und Backen oder auch in einer Teemischung.

"Es hat sich bewährt, Teemischungen aus drei bis fünf verschiedenen Kräutern zu verwenden", weiß Ingeborg Stadelmann. Auch bei den gängigen Krankheiten wie Erkältung und Magendarmbeschwerden fördern richtig eingesetzte Heilkräuter auf natürliche Weise den Heilungsprozess. "Und wer seinen Organismus auch sonst pflanzlich unterstützt, wird hier gut reagieren."

Die innere Stimme – die verlässlichste Partnerin einer Schwangeren

Schwangerschaftstees und ähnliche Produkte sind ein großer und lohnender Wirtschaftszweig: "Kaum ist der Test positiv, werden diese Produkte ja auch gekauft", so die Hebamme. "Heutzutage wird so viel über Wissen gesteuert, Tees sogar getrunken, wenn sie der Frau gar nicht schmecken. Dabei ist gerade die Schwangerschaft die Zeit, die wir als gute Übung nutzen können, um auf unser Gefühl zu hören. Denn nach der Geburt brauchen wir diese Fähigkeit. Und wenn etwas für einen selbst nicht gut riecht oder schmeckt, dann sollten wir auf unsere Körper hören – jede Frau hat einen anderen Stoffwechsel, jede ist individuell. Und so ist auch individuell, was gut oder was schlecht für sie ist."

Nicht alles, was pflanzlich ist, ist harmlos

Schwangere, die sich mit den Inhaltsstoffen von Teemischungen vertraut machen, wundern sich oft über dort verwendete Pflanzen. Wird von vielen doch behauptet, dass sie gemieden werden sollen, weil sie wehenfördernd wären und Frühgeburten auslösen könnten. Süßholzwurzel, Kreuzkümmel und Beifuß zum Beispiel beinhalten alle Wirkstoffe, die sich auf die Gebärmutter und den Muttermund auswirken können.

Aber das trifft auf Petersilie auch zu und bis jetzt wurde sie deswegen noch aus keiner Küche verbannt. Denn zum einen kommt es auf die Menge und die Darreichungsform an und zum anderen "gibt es zwar Pflanzen, die entspannend wirken. Und auch solche, die das Gewebe weicher machen. Aber das heißt noch lange nicht, dass sie wehenfördernd sind. Ich empfehle seit rund 30 Jahren das Verwenden von bestimmten Kräutern in der Schwangerschaft. Wenn die wirklich wehenfördernd wären, dann hätte man mich doch schon längst einen Kopf kürzer gemacht", so Ingeborg Stadelmann.
Aber natürlich gibt es Pflanzen, die einem ungeborenen Baby auch gefährlich werden können und die man früher durchaus gezielt eingesetzt hat, um einen Schwangerschaftsabbruch zu erwirken. "Aber so etwas kann man auch nicht aus Versehen und schon gar nicht einfach so im Teebeutel kaufen."

Die Dosis macht das Gift

Gerade in den letzten Wochen der Schwangerschaft und rund um die Geburt kann eine Frau den inneren Vorgang gut mit pflanzlicher Kraft unterstützen. Der Klassiker vor der Geburt ist Himbeerblättertee, dem man die Eigenschaft nachsagt, entspannend auf die Muskulatur zu wirken. So können, wenn der Körper das Oxytocin freisetzt, die Wehen effektiv und wirksam sein.

Vorsichtig sein sollte eine Schwangere in dieser Zeit allerdings mit allen stark wärmenden Gewürzen wie Zimt oder Nelke, wie sie häufig in speziellen Tees, in Saucen oder Gebäck verwendet werden. "Das heißt nicht, dass sie jetzt keine Lebkuchen mehr essen darf. Wie Paracelsus schon sagte ‚Allein die Dosis macht’s, dass ein Ding kein Gift sei."

Pflanzen unterstützen Prozesse

Auch im Wochenbett und der Stillzeit können Kräuter regulierend wirken. Gänsefingerkraut ist schmerzlindernd und krampflösend, Hirtentäschel hilft bei der Rückbildung, Frauenmantel unterstützt auch hier, wie in allen hormonellen Umstellungsphasen. Bockshornklee und Anis regen die Milchbildung an, Salbei oder Pfefferminze lassen den Milchfluss weniger werden.

"Bei einer unklaren Milchmenge sollte die Frau frische Minze lieber weglassen, wenn aber zum Beispiel in einem Beuteltee eine geringe Menge Pfefferminze vorhanden ist, dann wird das gar nichts bewirken, da haben sich die Inhaltsstoffe längst soweit verflüchtigt, dass nur noch der Geschmack übrigbleibt." Und sollte man doch einmal aus Versehen frische Minze zu sich genommen haben, braucht man auch nicht befürchten, dass die Milch plötzlich weg ist. Denn eine natürliche Substanz kann das nicht von heute auf morgen bewirken.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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