Adipositas-Gefahr fürs Kind Wie viel dürfen Frauen in der Schwangerschaft zunehmen?
Werdende Mütter brauchen mehr Kalorien als nicht-schwangere Frauen, damit sich das ungeborene Kind gut entwickeln kann. Sie sollten allerdings nicht wahllos drauflos essen, denn das Gewicht zu Beginn der Schwangerschaft hat einen starken Einfluss auf die Gesundheit des Kindes. Wir nennen die Richtwerte für die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft.
"Frauen, die über- oder untergewichtig sind, sollten vor Beginn der Schwangerschaft Normalgewicht anstreben", sagt Christian Albring, Frauenarzt im Netzwerk "Gesund ins Leben". Dies schaffe beste Voraussetzungen für einen normalen Blutzuckerspiegel und Blutdruck und damit für einen gesunden Verlauf von Schwangerschaft und Geburt. Außerdem hätten Kinder normalgewichtiger Mütter eher ein normales Geburts- und später Köpergewicht.
Der Mehrbedarf ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel bis zur Geburt beträgt nur 250 Kilokalorien täglich, wir Experten des Kompetenznetzes Adipositas erklären. Das entspricht dem Kaloriengehalt eines mittelgroßen Apfels oder etwa 200 Gramm Joghurt. Die Ernährung sollte viel Vitamine, Spurenelemente, Eiweiß und komplexe Kohlenhydrate enthalten.
Hohe Gewichtszunahme in der Schwangerschaft hat Folgen für das Kind
"Der Anteil an Frauen mit einer übermäßigen Gewichtszunahme während der Schwangerschaft nimmt stetig zu", berichtet Regina Ensenauer von der Uniklinik München im Rahmen der PEPO-Studie (Perinatale Prävention der kindlichen Adipositas). "Daraus ergeben sich nicht nur Folgen für die Schwangeren, sondern auch für deren Kinder." Die PEPO-Studie zeigte, dass sich durch eine unangemessen hohe Gewichtszunahme in der Schwangerschaft auch das Risiko für späteres Übergewicht und Fettleibigkeit bei den Kindern erhöht.
Die Wissenschaftler ermittelten das Körpergewicht von 6837 Mädchen und Jungen zwischen fünf und sechs Jahren bei Schulbeginn und glichen es mit Daten aus dem Mutterpass und dem Kinderuntersuchungsheft ab. Fast 13 Prozent der Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft zu viele Kilos auf die Waage gebracht hatten, waren übergewichtig. Mehr als 17 Prozent hatten einen zu großen Taillenumfang für ihr Alter.
Aus den Daten ging hervor, dass mehr als die Hälfte aller Mütter (53,6 Prozent) eine angemessene Gewichtszunahme während der Schwangerschaft überschritten.
Gewicht in der Schwangerschaft nicht herunterhungern
Ein Trugschluss ist es, dass eine zu niedrige Gewichtszunahme in der Schwangerschaft einen vorbeugenden Effekt auf das Gewicht des Kindes hat. Eine eigenmächtige Diät ohne während der Schwangerschaft kann das Ungeborene schädigen. Bei Unter- oder Übergewicht der Schwangeren wird der Arzt das Wohlergehen das Kindes im Mutterleib besonders intensiv überwachen.
So viel dürfen Schwangere zunehmen
Diese Werte empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung.
BMI vor der Schwangerschaft | Empfohlene Gewichtszunahme während Schwangerschaft | Empfohlene Gewichtszunahme 2. und 3. Schwangerschaftsdrittel |
< 18,5 = untergewichtig | 12,5 - 18 kg | 0,51 (0,44-0,58) kg/Woche |
18,5 - 25 = normalgewichtig | 11,5 - 16 kg | 0,42 (0,35-0,50) kg/Woche |
25 - 30 = übergewichtig | 7 - 11,5 kg | 0,28 (0,23-0,33) kg/Woche |
≥ 30 = adipös | 5,0 - 9 kg | 0,22 (0,17-0,27) kg/Woche |
Kleine Abweichungen von diesen Richtwerten sind kein Grund zur Sorge. Größere Abweichungen nach unten können dagegen auf Mangelernährung der Frau und Wachstumsverzögerungen beim Ungeborenen hindeuten. Nimmt eine Frau in der Schwangerschaft mehr als 20 Kilogramm zu, liegt das höchstwahrscheinlich an falscher Ernährung. Bei auffällig schneller Gewichtszunahme von mehr als 2,5 Kilogramm pro Woche sollte der Arzt prüfen, ob eine Gestose ("Schwangerschaftsvergiftung") vorliegt.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.