Sternenkinder Sehr kleine Totgeborene dürfen bald bestattet werden
Die Bundesregierung will nach Informationen der "Welt am Sonntag" die rechtlichen Bestimmungen für Totgeburten ändern. Auch Totgeburten von weniger als 500 Gramm sollten als Kinder anerkannt werden und ins Personenstandsregister eingetragen werden können, heißt es in der jüngsten Ausgabe der Zeitung. Die sogenannten "Sternenkinder" sind bislang nicht bestattungspflichtig.
1500 "Sternenkinder" pro Jahr
Der Entwurf für die Neuregelung von Familienministerin Kristina Schröder (CDU) werde am Mittwoch (9. Mai) vom Kabinett beschlossen, heißt es in dem Zeitungsbericht. Bisher stünden solche sehr kleinen Totgeborenen juristisch auf einer Stufe mit Kliniksondermüll, Friedhöfe seien deshalb nicht zur Bestattung verpflichtet - für trauernde Eltern eine zusätzliche Belastung. Schätzungen zufolge gibt es pro Jahr rund 1500 "Sternenkinder".
Häufigkeit von Fehlgeburten
Kommt ein Kind vor der 22. bis 24. Schwangerschaftswoche auf die Welt oder wiegt unter 500 Gramm, sprechen Mediziner von einer Fehlgeburt (Abort). Bei einer Fehlgeburt ist das Kind noch so unterentwickelt, dass es nicht zum eigenständigen Leben fähig ist. Das bedeutet, dass nach der Geburt keine Lebenszeichen wie Atmung oder Herzschlag erkennbar sind. Innerhalb des ersten Schwangerschaftsdrittels kommt es - oft unbemerkt - häufig zu Fehlgeburten, wenn sich das Kind nicht richtig entwickelt, die Schwangere sich mit Krankheitserregern infiziert oder andere schädigende Einflüsse von außen einwirken.
Oft weiß eine Frau zum Zeitpunkt der Fehlgeburt noch nicht einmal von ihrer Schwangerschaft und bemerkt lediglich eine ungewöhnlich starke oder verspätete Menstruationsblutung. Wie häufig Fehlgeburten insgesamt auftreten, kann daher auch nicht endgültig bestimmt werden. Nachdem eine Schwangerschaft sicher festgestellt wurde, kommt es bei ungefähr zehn bis 15 Prozent der Frauen zu einer Fehlgeburt.
Der Verlust sitzt tief
Bei vielen Frauen bleibt der Gedanke an das verlorene Kind ein Leben lang präsent. Am Jahrestag der Fehlgeburt steigen die Erinnerungen hoch, und sie durchleiden ihren Verlust noch einmal. Auch den eigentlichen Geburtstermin vergessen sie nicht. Wie stark solche Gefühle sind, hängt sicherlich von der Länge und Intensität des Kinderwunsches ab - und davon, ob die Frau nach der Fehlgeburt noch weitere Kinder bekommen kann. War die Schwangerschaft lang ersehnt oder Ergebnis einer Sterilitätsbehandlung, ist die Enttäuschung oft besonders groß. Auch wenn bereits mehrere Fehlgeburten aufgetreten sind, ist die seelische Belastung für die Betroffenen sehr ausgeprägt.
Der Abschied fällt schwer
Anke Rohde, Professorin für Gynäkologische Psychosomatik, empfiehlt betroffenen Paaren bei einer späten Fehlgeburt oder einer Totgeburt, vom Kind Abschied zu nehmen. Das könne zum Beispiel durch Ansehen und Halten des Kindes oder die Mitnahme von Fotos und Fußabdruck geschehen. Hilfreich sei auch, dem totgeborenen Kind einen Platz in der Familie zu geben, etwa durch Namensgebung oder eben die Möglichkeit der Bestattung zu nutzen.
Die Medizinerin ermutigt dazu, sich dem Schmerz der Situation zu stellen. Dies kann helfen, die Trauer zu lindern und langfristig den Umgang mit dem Verlust zu erleichtern. Auch ist es gut, mit eventuell vorhandenen Geschwistern über das Erlebnis zu sprechen und für Fragen der Kinder offen zu sein - natürlich angepasst an Alter und Verständnisfähigkeit.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.