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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Förderliche Wirkung nicht belegt Muskelfaserriss – warum Magnesium nicht zu empfehlen ist
Bei einem Muskelfaserriss Magnesium zu nehmen, ist keine sinnvolle Idee: Der Nutzen ist nicht wissenschaftlich belegt. Zudem kann ein Überschuss schaden.
Wer einen Muskelfaserriss erlitten hat, muss sich auf eine Phase der Schonung einstellen. Denn für die Heilung braucht der Muskel Zeit. In der Regel ist der betroffene Körperteil bereits nach wenigen Wochen wieder belastbar und einsatzfähig. Gerade Sporttreibende empfinden die Pause nichtsdestotrotz mitunter als Geduldsprobe. Sie fragen sich, wie sie die Genesung fördern können – hilft womöglich Magnesium?
Magnesium ist kein Wundermittel für die Muskeln
Für die Funktion der Muskeln spielt Magnesium bekanntermaßen eine wichtige Rolle. Der Mineralstoff ist unter anderem für deren Kontraktion wichtig, also dafür, dass sich die Muskeln zusammenziehen können. Dank ihnen kann der Körper verschiedenste Bewegungen ausführen, Gegenstände heben und tragen oder anderweitig Kraft ausüben.
Ein ausgeprägter Mangel an Magnesium begünstigt daher bestimmte Muskelbeschwerden, insbesondere Krämpfe. Daraus lässt sich allerdings nicht ableiten, dass zusätzlich zugeführtes Magnesium den Muskeln zugutekommt – so sehr sich Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln auch bemühen, diesen Eindruck zu erwecken.
Studien zufolge lassen sich Krämpfe nicht durch die regelmäßige Einnahme von Magnesiumpräparaten vorbeugen. Ob Magnesium vor Muskelverletzungen wie einem Muskelfaserriss schützen oder gar die Heilung geschädigter Muskeln beschleunigen kann, ist nicht untersucht. Wahrscheinlich ist es nicht: Für die Reparatur des Muskelgewebes sorgen in erster Linie Zellen und Botenstoffe des Immunsystems – und es gibt keinen Anlass zu glauben, dass diese schneller arbeiten, wenn mehr Magnesium im Körper ist.
Magnesium bei Muskelfaserriss – das spricht dagegen
Die meisten Menschen können ihren Magnesiumbedarf problemlos über die normale Ernährung decken. Ein ernst zu nehmender Magnesiummangel kommt hierzulande somit äußerst selten vor. Betroffen sind hauptsächlich Personen mit bestimmten Erkrankungen, durch die sie Magnesium aus der Nahrung nicht richtig verwerten können oder in allzu großer Menge wieder ausscheiden.
Wer ausreichend mit Magnesium versorgt ist und sich den Mineralstoff dennoch in Form von Tabletten oder Brausetabletten verabreichen will, gibt unnötig Geld aus und tut sich nichts Gutes. Denn eine durch entsprechende Präparate verursachte Überdosis an Magnesium ruft unter Umständen unangenehme Beschwerden hervor. Beispielsweise kann schon eine zusätzliche Zufuhr von 300 Milligramm Magnesium pro Tag Durchfall auslösen. (Bei einer magnesiumreichen Ernährung ohne Nahrungsergänzung besteht dieses Risiko in der Regel nicht.)
Hinzu kommt eine weitere Gefahr: Verzichtet die oder der Betroffene im Vertrauen auf die (vermeintliche) Wunderwirkung des Magnesiums auf die zur Genesung notwendige Schonung, muss sie damit rechnen, dass sich der Riss vergrößert und/oder weitere Verletzungen entstehen.
Fazit
Nach einem Muskelfaserriss Magnesium einzunehmen, bringt nach aktuellem Kenntnisstand nichts. Die Heilung nimmt ohnehin für gewöhnlich nur wenige Wochen in Anspruch. Mehr zur Länge der Trainingspause erfahren Sie im Artikel Diese Heilungsdauer ist üblich: Wie lange dauert ein Muskelfaserriss?. Was der Genesung zuträglich ist, erklärt der Artikel Muskelfaserriss – lässt sich die Heilung beschleunigen?.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Abrufdatum: 4.7.2023)
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