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Warum Depression nach einem Schlaganfall häufig sind


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Post-Stroke-Depression
Gar nicht so selten: Erst Schlaganfall, dann Depression


Aktualisiert am 21.03.2023Lesedauer: 4 Min.
Ein Schlaganfall kann Betroffene stark einschränken, das belastet zusätzlich die Psyche.Vergrößern des Bildes
Ein Schlaganfall kann Betroffene stark einschränken, das belastet zusätzlich die Psyche. (Quelle: Monkey Business 2 /imago-images-bilder)
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Ängste, Niedergeschlagenheit und Traurigkeit: Viele Schlaganfallpatienten entwickeln nach einen Hirnschlag eine Depression.

Experten schätzen, dass etwa jeder Dritte nach einem Schlaganfall mit einer starken psychischen Belastung zu kämpfen hat. Mediziner und Psychologen sprechen auch von einer "Post-Stroke-Depression", kurz PSD. Aber nicht immer werden Depressionen nach einem Schlaganfall erkannt. Welche Symptome Patienten und ihre Angehörigen ernst nehmen sollten und wo sie Hilfe finden.

Warum depressiv nach einem Schlaganfall?

Es ist nicht ganz klar, warum etwa ein Drittel aller Schlaganfall-Patienten eine behandlungsbedürftige Depression entwickelt. Es lässt sich nicht immer zuverlässig sagen, ob eine Post-Stroke- Depression körperliche oder psychische Ursachen hat. Möglicherweise spielen beide Faktoren zusammen. Zum einen kommt es bei einem Schlaganfall zu einer Schädigung des Gehirns.

Das Ausmaß der Einschränkungen durch die Hirnschädigung ist unter anderem abhängig davon, welcher Bereich im Gehirn betroffen ist, wie groß der beschädigte Bereich ist und wie rasch der Schlaganfall behandelt wird. Die Schlaganfall-bedingten Schäden beziehungsweise Veränderungen im Gehirn können sich aber auch auf das Gefühlsleben und die Persönlichkeit auswirken.

Zum anderen stellt ein Schlaganfall eine extreme psychische Belastung dar. Nicht nur, dass Patienten durch diese als lebensbedrohlich erlebte Situation mit dem eigenen Tod und der eigenen Vergänglichkeit konfrontiert werden. Auch die Einschränkungen auf körperlicher und geistiger Ebene, welche die Folgen eines Schlaganfalls sein können, belasten die Psyche.

Oft können Betroffene nicht mehr selbstständig agieren und sind auf die Hilfe von anderen angewiesen. Aber auch ohne eine körperliche Hilfsbedürftigkeit können sie sich hilflos, verletzlich und überfordert fühlen. Das Gefühl von Kontrolle und Sicherheit scheint verloren. Alle diese Faktoren begünstigen das Auftreten einer Depression oder einer Angststörung als Folge eines Schlaganfalls.

Wann kommt die große Traurigkeit?

"Eine Depression kann bereits in den ersten Tagen oder Wochen nach einem Schlaganfall auftreten, in der die Betroffenen die Erfahrung verarbeiten und den plötzlichen Kontrollverlust für sich einordnen müssen", weiß Dr. Andreas Hagemann, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und leitender Ärztlicher Direktor der unter anderem auf psychosomatische Schmerztherapien sowie Burnout und Stresserkrankungen spezialisierten Privatkliniken Duisburg, Eschweiler und Merbeck in Nordrhein-Westfalen.

"Möglich ist auch, dass sich eine Depression erst eine längere Zeit nach einem Schlaganfall entwickelt, wenn die Bewältigung der neuen Lebenssituation aufgrund von Einschränkungen erschwert ist. Ebenfalls belastend ist oftmals die Angst der Betroffenen, einen erneuten Schlaganfall zu erleben."

Post-Stroke-Depression: Wer hat ein höheres Risiko?

Nach schweren Schlaganfällen mit anhaltenden Beeinträchtigungen ist eine Depression in der Regel häufiger als nach einem leichten Schlaganfall. Menschen, die zu einem früheren Zeitpunkt bereits unter einer Depression gelitten haben, haben ein höheres Risiko als Menschen, die bislang noch nicht an einer Depression erkrankt sind. Frauen scheinen zudem etwas häufiger betroffen zu sein als Männer.

"Je stärker die körperliche und geistige Einschränkung nach dem Schlaganfall ist, desto ausgeprägter ist in der Regel auch das Ausmaß einer Depression", sagt Hagemann. "Ein frühzeitiges Erkennen und Behandeln einer Depression oder Angststörung hilft, diese zu überwinden und kann die Lebensqualität deutlich verbessern. Der behandelnde Arzt kann ebenso ein erster Kontakt sein wie der Hausarzt, ein Facharzt für Psychiatrie oder ein Neurologe."

Warnzeichen einer Post-Stroke-Depression

Eine Post-Stroke-Depression zeigt die gleichen Symptome wie eine "normale" Depression. Aufmerksam werden sollten Betroffene sowie Angehörige bei folgenden Symptomen: tiefe Traurigkeit, Antriebslosigkeit, tiefe oder abnorme Erschöpfung, Interessenverlust, Freudlosigkeit, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, pessimistische Gedanken, Zukunftsängste, Verlust von Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, Selbstvorwürfe und Schuldgefühle sowie Selbsttötungsgedanken.

"Da einige der genannten Symptome, etwa Schlaflosigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten mit dem Schlaganfall selbst in Zusammenhang stehen können, wird eine Depression oftmals nicht gleich erkannt. Ein Erkennen wird zusätzlich dadurch erschwert, dass Betroffene sich selbst oft nur noch eingeschränkt mitteilen können", so der Facharzt für Psychiatrie. "Halten die Symptome länger als zwei Wochen an, sollte man aufmerksam werden und ärztliche Beratung einholen, da eine Depression die Genesung nach einem Schlaganfall erheblich erschweren kann."

Angststörungen nach einem Schlaganfall

Neben einer Depression gehört auch die Angststörung zu den möglichen Folgen eines Schlaganfalls. Symptome wie Anspannung, Schweißausbrüche, Übelkeit, Schwindel, Herzrasen und Atemnot können auf eine Angststörung hindeuten. Hinzu kommen Gedanken und Gefühle, welche mit einem erwarteten Kontrollverlust und der Befürchtung vor einem erneuten Schlaganfall zusammenhängen.

"Hieraus resultiert häufig der Wunsch, die absolute Kontrolle zu bewahren. Das hat Folgen. Viele Betroffenen schränken ihren Lebensradius zunehmend ein", sagt Hagemann. "Situationen, in welchen ein Kontrollverlust befürchtet wird, werden gemieden und soziale Kontakte auf wenige Menschen beschränkt. Leider entwickelt sich hieraus nicht selten ein Teufelskreis aus Vermeidung, aus welcher Angst vor der vermiedenen Situation resultiert, mit der Folge eines weiteren Rückzuges bis zur Isolation. Nicht selten spielt dabei Scham und das Gefühl nicht mehr 'ganz' zu sein und damit verbunden der Verlust der Selbstwirksamkeit eine wichtige Rolle."

(Quelle: Privat)

Dr. Andreas Hagemann ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er leitet als Ärztlicher Direktor die unter anderem auf psychosomatische Schmerztherapien sowie Burnout und Stresserkrankungen spezialisierten Privatkliniken Duisburg, Eschweiler und Merbeck in Nordrhein-Westfalen.

Warum schnelle Hilfe wichtig ist

Initial liegt der Fokus der Schlaganfall-Behandlung auf der Beseitigung der zugrundeliegenden körperlichen Ursachen wie Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, erhöhte Blutfette, Gefäßverengungen und so weiter. Anschließend werden die körperlichen Einschränkungen so gut wie möglich behandelt, das heißt, es passiert ganz viel mit und um den Menschen herum. "Die Auswirkungen des enormen inneren Stresses werden leider immer noch viel zu wenig in den Blick genommen", sagt Hagemann.

"Dabei ist die Behandlung einer Depression, einer Angststörung oder einer neu entwickelten Phobie – die nach einem Schlaganfall ebenfalls als psychische Störung auftreten kann – enorm wichtig für den Heilungserfolg, die Regeneration und das Wohlbefinden des Betroffenen." Zudem wird durch eine Behandlung der psychischen Erkrankung und der dadurch erfolgten Stressreduktion die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Ereignisses reduziert.

Was die Psyche nach einem Schlaganfall stärken kann

Ein stabiles soziales Umfeld ist für die psychische Stabilität wichtig. Erfahren Betroffene durch Ärzte, Pflegekräfte, Familienangehörige und Freunde, dass sie in der Situation nicht allein sind, auf Hilfe vertrauen können und Unterstützung erhalten, bietet das Sicherheit und Hoffnung. Hilflosigkeit, Ängste und Gefühle von Kontrollverlust können so gemindert werden.

Zudem können Betroffene von bestimmten Therapienageboten, unter anderem Psychotherapie, Ergotherapie, Physiotherapie, Musik- und Kunsttherapie sowie Entspannungstechniken, profitieren. Welche Therapie als unterstützend und stabilisierend empfunden wird, ist individuell verschieden. Der Therapieplan wird in Kliniken und Rehazentren zusammengestellt. Wieder im privaten Umfeld, können Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen Orientierung bieten. Bei Depressionen oder Angststörungen kann die Therapie durch die Gabe von Antidepressiva ergänzt werden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • awmf.org: "S3-Leitlinie Schlaganfall". Federführende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. (DEGAM), AWMF-Register-Nr. 053-011. (Stand: 29. Februar 202)
  • gesundheitsinformation.de: "Depression nach einem Schlaganfall". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 27. Juli 2022)
  • gesundheitsinformation.de: "Schlaganfall. Wie finde ich Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 25. März 2020)
  • neurologen-und-psychiater-im-netz.de: "Was ist Ergotherapie?". Online-Information der Berufsverbände für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland. (Stand: Aufgerufen am 28. November 2022)
  • schlaganfall-hilfe.de: "Angststörung". Online-Information der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. (Stand: Aufgerufen am 28. November 2022)
  • schlaganfall-hilfe.de: "Therapeutische Disziplinen: Wer macht was?". Online-Information der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. (Stand: Aufgerufen am 28. November 2022)
  • schlaganfall-hilfe.de: "Adressen finden". Online-Angebot der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. (Stand: Aufgerufen am 28. November 2022)
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