Versorgung im Rückgang Jodmangel: Wie Sie die Symptome erkennen
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Müdigkeit, Haarausfall, Gewichtszunahme – ein Jodmangel ist nicht leicht zu erkennen. Alle Symptome und welche Maßnahme hilft, erklären wir Ihnen hier.
Inhaltsverzeichnis
Jod ist für den Menschen ein lebensnotwendiges Spurenelement. Es dient dem körpereigenen Aufbau der Schilddrüsenhormone. Diese Hormone steuern viele Prozesse im Körper wie Wachstum, Knochenbildung, Entwicklung des Gehirns sowie Energiestoffwechsel.
Um die Funktion der Schilddrüse zu gewährleisten, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) eine Aufnahme von täglich 180 bis 200 Mikrogramm für Jugendliche und Erwachsene, 100 bis 200 Mikrogramm für Kinder unter 15 Jahren und 40 bis 80 Mikrogramm für Säuglinge. Schwangere und Stillende sollten täglich zwischen 230 und 260 Mikrogramm aufnehmen.
Das Problem: Nach Daten des Deutschen Erwachsenen Gesundheitssurveys (DEGS) liegt bei etwa 30 Prozent der Erwachsenen die Jodzufuhr unter dem geschätzten Durchschnittsbedarf. Sie besitzen damit ein erhöhtes Risiko für eine Jodunterversorgung.
Jodmangel: Symptome
Ein chronischer Jodmangel entsteht meist schleichend und ist nicht einfach als solcher zu erkennen. Nehmen Sie über einen längeren Zeitraum nicht ausreichend Jod über die Nahrung auf, kann es zu einem Mangel an Schilddrüsenhormonen und zu einer Unterfunktion der Schilddrüse kommen.
Zu den häufigsten Symptomen von Jodmangel gehören:
1. Struma (Schwellung im Halsbereich)
Bei einer langfristen Unterversorgung mit Jod kann es zu einer Vergrößerung der Schilddrüse kommen, der sogenannten Struma oder Kropf. Der Körper versucht, den Hormonmangel durch ein Wachstum des hormonbildenden Gewebes auszugleichen.
Wenn der Kropf lange unbehandelt bleibt, kann das zu Beschwerden wie Atemnot und Schluckbeschwerden führen. Daher sollten Sie mit der Behandlung nicht lange warten.
Wie eine Behandlung des Strumas aussieht und welche Ursachen noch dahinterstecken können, erfahren Sie hier:
2. Müdigkeit und Konzentrationsschwäche
Jod ist über die Schilddrüsenhormone an der Energiegewinnung des Körpers beteiligt. Ist die Jodaufnahme zu gering, führt das zu einer niedrigen Konzentration der Schilddrüsenhormone und einer verminderten Energiegewinnung. Die Energie fehlt dann auch dem Gehirn, was zu Müdigkeit und Konzentrationsschwäche führen kann.
3. Gewichtszunahme
Auch die Stoffwechselgeschwindigkeit wird durch einen Jodmangel über die Schilddrüsenhormone beeinflusst. Wenn der Hormonspiegel niedrig ist, verbrennt der Körper in der Ruhephase weniger Kalorien. Diese überschüssigen Kalorien werden dann vermehrt in Form von Fettpolstern gespeichert.
4. Trockene Haut
Die Regeneration der Haut und die Schweißproduktion werden ebenfalls über die Schilddrüsenhormone reguliert. Liegt aufgrund des Jodmangels eine Schilddrüsenunterfunktion vor, werden die Hautzellen nicht mehr regelmäßig erneuert und Betroffene schwitzen weniger. Das kann zu trockener und brüchiger Haut führen.
5. Lernschwierigkeit und mentale Leistungsminderung
Die Schilddrüsenhormone haben einen großen Einfluss auf die Entwicklung und das Wachstum des Gehirns. Daher ist eine ausreichende Jodzufuhr, insbesondere während der Schwangerschaft, so wichtig.
Bei Kindern und Jugendlichen kann sich bei einer Schilddrüsenunterfunktion infolge eines Jodmangels neben der verminderten mentalen und körperlichen Leistungsfähigkeit auch eine verzögerte Entwicklung ergeben.
Auch im Erwachsenenalter hat ein Jodmangel einen Einfluss auf das Gehirn. Der Grund: Ein Mangel führt zu einem kleinen Hippocampus – der Hirnregion, die für Lernverhalten und Langzeitgedächtnis zuständig ist. Die Folgen können Lernschwierigkeiten und ein vermindertes Erinnerungsvermögen sein.
6. Entwicklungsstörungen während der Schwangerschaft
Schilddrüsenhormone sind während der Schwangerschaft essenziell für das Wachstum und die Gehirnentwicklung des Fötus. Ein schwerer mütterlicher Jodmangel während der Schwangerschaft führt daher zu einem erhöhten Risiko für Fehl- und Totgeburten sowie für Fehlbildungen.
Häufige Fehlbildungen aufgrund eines Jodmangels sind Kleinwuchs, Schwerhörigkeit, Gehörlosigkeit oder geistige Entwicklungsstörungen (Symptome des sogenannten Kretinismus). In Deutschland kommt ein Jodmangel in dieser Ausprägung aufgrund der verbesserten Jodversorgung laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) jedoch nicht mehr vor.
Weitere Symptome
Schilddrüsenhormone spielen eine zentrale Rolle in vielen Stoffwechselprozessen. Wenn es aufgrund einer unzureichenden Jodversorgung zu einem Mangel an Schilddrüsenhormonen kommt, verlangsamt sich der Stoffwechsel insgesamt. Dies kann viele weitere Körperfunktionen beeinträchtigen und ganz unterschiedliche Beschwerden auslösen.
Zu den weiteren Symptomen zählen:
- Haarausfall
- Appetitlosigkeit
- depressive Verstimmung
- Kurzatmigkeit
- Verstopfungen
- verlangsamter Herzschlag
- brüchige Nägel
- Störung des Menstruationszyklus
- Erektionsstörung
Besondere Risikogruppen
Manche Menschen haben ein besonders hohes Risiko, einen Jodmangel zu entwickeln, entweder weil ihr Bedarf erhöht oder die Aufnahme verringert ist.
Schwangere und Stillende
Während der Schwangerschaft und der Stillzeit ist der Jodbedarf der Mutter erhöht. Es muss genügend Jod aufgenommen werden, um den eigenen Stoffwechsel aufrecht zu halten und die Versorgung des Säuglings sicherzustellen. Ein Jodmangel der Mutter führt zu jodarmer Muttermilch und damit zu einer potenziellen Unterversorgung des Säuglings.
Frauen mit Verhütungsmittel-Einnahme
Die langfristige Einnahme oraler Verhütungsmittel kann eine unzureichende Jodaufnahme über die Ernährung verschlimmern. Durch das zugeführte Östrogen kann es passieren, dass mehr Schilddrüsenhormone im Blut gebunden werden. Auf diese Weise stehen sie dem Körper nicht mehr zur Verfügung. Um die Funktionsfähigkeit zu gewährleisten, müssen mehr Schilddrüsenhormone produziert werden, wodurch der generelle Jodbedarf steigt.
Personen mit besonderer Ernährungsweise
Hierzu zählen hauptsächlich Veganer und Vegetarier. Jod kommt in seiner natürlichen Form hauptsächlich in Meeresprodukten wie Seefisch und Muscheln vor. Auch Milchprodukte enthalten Jod, da es als Futterzusatzstoff verwendet wird. Ein Verzicht auf diese Produkte ohne gleichzeitige Nahrungsergänzung kann daher zu einem Mangel des Spurenelements führen.
Auch eine Überdosierung ist möglich: Wer als Veganer zu Meeresalgen greift, tut seiner Gesundheit nicht unbedingt etwas Gutes. Meeresalgen enthalten zum Teil zu viel Jod. Der Jodgehalt in den unterschiedlichen Algenarten schwankt sehr stark und ist daher laut BfR keine sichere Aufnahmequelle.
Besonders die Braunalgen-Arten Arame, Kombu, Wakame und Hijiki enthalten extrem viel Jod. Schon geringe Verzehrmengen von ein bis zehn Gramm können die maximale Aufnahmemenge um ein Vielfaches überschreiten.
Raucher
Raucher nehmen über den Zigarettenrauch Thiocyanat auf. Dieser Stoff hemmt den Transport des Jods in die Schilddrüse, wodurch die Bildung der Schilddrüsenhormone gestört wird.
Jodzufuhr decken
Jod muss über die Nahrung aufgenommen werden. Es kommt natürlicherweise im Boden und Wasser vor und gelangt so in die Lebensmittel. In Deutschland sind die Jodgehalte im Boden allerdings gering, wodurch auch Agrarprodukte nur wenig Jod enthalten. Die Ausnahme: Milchprodukte. Sie enthalten Jod, da es in der Tierhaltung als Futterzusatzstoff verwendet wird.
Auch Meeresfisch und Meeresfrüchte weisen natürlicherweise hohe Jodgehalte auf. Das BfR empfiehlt daher Meeresfisch und Milchprodukte als Jodquellen in den Speiseplan einzubauen.
Laut BfR und DGE reichen die natürlichen Jodgehalte unserer Lebensmittel allein allerdings nicht aus, um eine ausreichende Jodzufuhr in Deutschland sicherzustellen. Daher sollte unbedingt auf jodiertes Speisesalz zurückgegriffen werden. Auch bei verarbeiteten Lebensmitteln sollten Sie diese bevorzugen, die mit Jodsalz hergestellt wurden. Ob Jodsalz zum Einsatz kam, ist auf der Produktverpackung gekennzeichnet.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Jod. Online-Informationen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE): www.dge.de (Stand: 2000)
- Jodversorgung in Deutschland: Ergebnisse des Jodmonitorings. Online-Informationen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): www.bmel.de (Stand: November 2020)
- Jodversorgung in Deutschland wieder rückläufig - Tipps für eine gute Jodversorgung. Online-Informationen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR): www.bfr.de (Stand: Februar 2021)
- Jod, Folat/Folsäure und Schwangerschaft (PDF). Online-Informationen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR): www.bfr.de (Stand: 2021)
- Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Online-Informationen der Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de (Stand: Juli 2021)
- Cooke, G.: Hippocampal volume is decreased in adults with hypothyroidism. Institute of Neuroscience (Stand: 2014, englisch)