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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Peinliches Symptom Die häufigsten Gründe für Juckreiz im Intimbereich
Anhaltender Juckreiz im Intimbereich ist ein Warnzeichen für eine Infektion. Juckreiz der Scheide wird meist durch Bakterien und Pilze verursacht. Doch auch Reaktionen auf Waschmittel und Duschgel sind mögliche Ursachen.
Ein quälender Juckreiz im Intimbereich ist zum einen äußerst unangenehm, zum anderen können dahinter aber auch Krankheiten stecken, die behandelt werden müssen. Warum die Scheide juckt und wann Frauen zum Gynäkologen gehen sollten.
Gesunde Scheidenflora hält krankmachende Erreger in Schach
Bakterien und Pilze kommen natürlicherweise im Intimbereich vor. Der größte Anteil der Scheidenflora besteht aus Laktobazillen, welche einen Großteil der krankmachenden Erreger "in Schach halten". Die Milchsäurebakterien bauen das in den Hautzellen enthaltene Glykogen, eine Art biologischer Speicherzucker, in Milchsäure um. So entsteht der saure pH-Wert von unter 4,5 der Scheidenflora – ein wichtiges Schutzschild, in dem sich Erreger nur schwer vermehren können. Juckreiz im Intimbereich kann ein Hinweis darauf sein, dass das natürliche Gleichgewicht der Scheidenflora durcheinandergeraten ist.
Bakterien und Pilze sind häufigste Ursachen für Juckreiz der Scheide
"Juckreiz in der Vagina wird etwa mit gleicher Häufigkeit von Pilzen und Bakterien verursacht", sagt Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF) und niedergelassener Gynäkologe in Hannover. "Vor allem Infektionen mit dem Hefepilz Candida albicans, anderen Candida-Arten oder mit E.-coli-Bakterien sind häufig. Seltener sind Geschlechtskrankheiten die Ursache für vaginale Entzündungen und Juckreiz der äußeren oder inneren Genitalien."
Bakterielle Vaginosen werden häufig durch Gardnerellen und Escherichia coli hervorgerufen, die beide aus der normalen Bakterienflora des Darms stammen und fast immer in geringer Zahl in der Vagina zu finden sind. Ist der Säuregehalt in der Vagina nicht mehr ausreichend, können sich diese Keime stark vermehren. Pilzinfektionen, oftmals ausgelöst durch den Hefepilz Candida albicans, sind ebenfalls die Folge einer geschwächten Scheidenflora. Besonders Antibiotika sind ein bedeutender Risikofaktor für Scheidenpilz, da sie auch die nützlichen Laktobazillen angreifen und so die Abwehr der Scheide schwächen können. Auch hormonelle Veränderungen können Pilzinfektionen der Scheide begünstigen.
Juckende Schamlippen durch Feigwarzen
Hauterkrankungen wie Ekzeme und Neurodermitis gehören ebenso zu den möglichen Ursachen für Juckreiz. Laut dem Gynäkologen kann sich hinter dem Symptom auch eine Infektion mit Feigwarzen-Viren verbergen. "Feigwarzen, die durch Humane Papillomaviren (HPV) verursacht sind und durch sexuelle Kontakte übertragen werden, führen eher im äußeren Intimbereich, also an den Schamlippen, zu Juckreiz", erklärt Albring. Selten sind eine beginnende Autoimmunerkrankung wie Lichen sclerosus oder eine bösartige Erkrankung der Schamlippen Auslöser, etwa Scheidenkrebs.
Juckreiz im Intimbereich durch Waschmittel
Juckreiz im Intimbereich kann auch auf eine Unverträglichkeit gegen ein zu hoch dosiertes Waschmittel oder einen Weichspüler zurückzuführen sein. Allergische Reaktionen gegen Seife, Duschgel, Intimdeos, Cremes und Gleitgele sind ebenso möglich. Um unnötige Reizungen und eine Austrocknung des Intimbereichs zu vermeiden, sollten Frauen diesen am besten mit warmem Wasser reinigen. Wer zu einem Waschgel greifen möchte, sollte darauf achten, dass es seifenfrei ist und keine Duft- und Farbstoffe enthält. "Auf mit Duftstoffen versetzte Produkte sollten Frauen besser verzichten", rät Albring. "Viele Frauen überpflegen ihren Intimbereich und schädigen mit übertriebener Intimhygiene die Scheidenflora."
Wann mit Juckreiz im Intimbereich zum Arzt?
Der Gynäkologe empfiehlt, bei Juckreiz immer einen Gynäkologen oder eine Gynäkologin aufzusuchen. Nur ein Facharzt könne klären, ob Bakterien, ein Pilz, eine Geschlechtskrankheit oder eine andere Ursache hinter dem Juckreiz steckt. Bei Scheideninfektionen wird der Juckreiz meist von Brennen, Rötungen, einem veränderten Geruch sowie einem veränderten Scheidenausfluss begleitet.
Der Juckreiz wird abhängig von der Ursache behandelt. Eine bakterielle Vaginose kann meist mit Antibiotika geheilt werden, eine Pilzinfektion mit Pilzmitteln (Antimykotika). Außerdem kann die natürliche Balance des sauren Scheidenmilieus und die Besiedlung mit Laktobazillen gestärkt werden. Bei Hauterkrankungen kann ergänzend ein Dermatologe zur Behandlung hinzugezogen werden. Krebs und Krebsvorstufen therapieren Ärzte mit entsprechenden Therapien wie Operation, Strahlen- und Chemotherapie. Feigwarzen können beispielsweise mit Medikamenten behandelt, vereist oder operativ entfernt werden.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Interview
- Bakterielle Vaginose. Online-Information des Berufsverbandes der Frauenärzte e. V. (BVF). (Stand: Aufgerufen am 22. Juni 2021)
- Leitlinie „Sexuell übertragbare Infektionen (STI) – Beratung, Diagnostik und Therapie“. Publiziert bei AWMF online. Das Portal der wissenschaftlichen Medizin. (Stand: Aufgerufen am 22. Juni 2021
- Bakterielle Scheideninfektion. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 25. Juli 2018)