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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Keine Übertragung zu befürchten Warum eine Nierenbeckenentzündung nicht ansteckend ist
Eine Nierenbeckenentzündung entsteht zwar meist durch Bakterien. Dennoch ist sie nicht ansteckend. Hier erfahren Sie, wie es zu der Infektion kommt.
Wer mit einer Person zusammenwohnt oder engen Kontakt hat, die an einer Nierenbeckenentzündung erkrankt ist, stellt sich womöglich die Frage: Sollte ich lieber Abstand halten? Wenigstens eine andere Toilette benutzen? Oder alles desinfizieren? Die Befürchtung dahinter ist jedoch unbegründet: Eine Nierenbeckenentzündung ist nicht ansteckend.
Meist ist ihre Ursache ein Infekt mit Darmbakterien, die in die Harnwege gelangen. Dies kann etwa beim Geschlechtsverkehr passieren, oder auch, wenn nach dem Stuhlgang in die falsche Richtung (von hinten nach vorn) abgewischt wird.
Für den Darm stellen die Bakterien kein Problem dar, vielmehr sind sie Teil seiner normalen und gesunden Besiedlung. Für die Harnwege hingegen können Darmbakterien zur Gefahr werden. Geraten sie in die Harnröhre und breiten sich in der Blase aus, rufen sie dort eine Abwehrreaktion hervor. Diese äußert sich zunächst in einer Blasenentzündung. Wird der Körper nicht rechtzeitig mit den Keimen fertig, können diese weiter aufsteigen und eine Nierenbeckenentzündung auslösen.
Das heißt: Die Bakterien, die die Erkrankung verursachen, sind keine ansteckenden Krankheitserreger im üblichen Sinne. In vielen Fällen erfolgt die Übertragung bei ein und demselben Menschen von einer Körperregion in eine andere.
Die Keime können zwar beim Geschlechtsverkehr von Mensch zu Mensch übertragen werden, wenn dabei Darmbakterien der einen Person in den Genitalbereich der anderen gelangen. Dieser Vorgang ist aber nicht mit einer Erkrankung zu vergleichen, bei der eine kranke Person eine andere mit einem Erreger ansteckt. Vielmehr geraten dann Keime aus dem Darm in eine Körperregion, in die sie eigentlich nicht hingehören.
Somit gibt es keinen Grund, im Umgang mit einer oder einem Erkrankten besondere Vorsicht walten zu lassen. Abstand halten ist ebenso unnötig wie das Benutzen eines anderen Badezimmers: Die Bakterien im Urin der betroffenen Person sind keine anderen als die, die sonst mit ihrem Stuhl in die Toilette gelangen.
Grundsätzlich ist eine regelmäßige und sorgfältige Reinigung der Toilette und des Badezimmers natürlich unabdingbar. Inwieweit sie Harnwegsinfekten vorbeugt, lässt sich aber nicht mit Gewissheit sagen.
Um Blasen- und Nierenbeckenentzündungen zu vermeiden, ist es vor allem wichtig, den Genitalbereich vor Darmbakterien zu schützen. Unter anderem durch das richtige Abwischen nach dem Toilettengang sowie durch gewisse Vorsichtsmaßnahmen beim Geschlechtsverkehr. Problematisch und nicht empfehlenswert ist etwa der unmittelbare Wechsel zwischen analem und vaginalem Sex, wenn dabei dasselbe Kondom verwendet, beziehungsweise der Penis zuvor nicht gründlich gereinigt wird.
Außerdem hat sich gezeigt, dass spermienabtötende Mittel und Diaphragmen das Risiko für Blasenentzündungen erhöhen. Wer zu Harnwegsinfekten neigt, sollte somit lieber eine andere Verhütungsmethode wählen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Abrufdatum: 21.11.2022)
- Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 21.11.2022)
- Herold, G.: "Herold Innere Medizin". Selbstverlag, Köln 2022
- Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Urologie: "Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten". AWMF-Leitlinien-Register Nr. 043/044 (Stand: April 2017)