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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ablauf, Dauer, Risiken Wann eine Gallenstein-OP nötig wird
Bei Beschwerden oder Komplikationen durch Gallensteine hilft oft nur eine OP. Lesen Sie, welche OP wann infrage kommt und welche Risiken möglich sind.
Steht eine Gallenstein-OP an, entfernt die Chirurgin oder der Chirurg häufig die Gallenblase, denn dort entstehen die meisten Gallensteine. Seltener sind Gallensteine direkt in den Gallenwegen zu finden – entweder, weil sie sich direkt dort gebildet haben oder, weil sie aus der Gallenblase dort hingelangt sind. Auch dann kann ein operativer Eingriff nötig werden.
Doch nicht jeder, der Gallensteine hat, muss sich einer OP unterziehen. Wann ein chirurgischer Eingriff notwendig ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Bei "stummen" Gallensteinen meist keine OP
Viele Menschen haben Gallensteine, ohne es zu bemerken. Solche "stummen" Gallensteine müssen normalerweise nicht operiert werden.
Nur in bestimmten Fällen kann trotz Beschwerdefreiheit eine OP Sinn machen – etwa, wenn sich sehr große Steine (größer als drei Zentimeter) im Gallengang befinden, da diese zu Komplikationen führen könnten. Auch bei einer verkalkten Gallenblasenwand raten Ärztinnen und Ärzte zu einer OP, denn diese sogenannte Porzellangallenblase erhöht das Risiko für Gallenblasenkrebs.
Bei Beschwerden: Wann ist eine Gallenstein-OP nötig?
Wenn Beschwerden oder Komplikationen auftreten, wird die Ärztin oder der Arzt eine OP in Erwägung ziehen, um die Steine zu beseitigen. Ob tatsächlich eine OP sinnvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa davon,
- wie stark die Beschwerden sind; manche Betroffene haben nur leichte Beschwerden, andere heftige Koliken.
- ob damit zu rechnen ist, dass die Beschwerden wieder auftreten.
- wie sicher ist, dass tatsächlich Gallensteine für die Beschwerden verantwortlich sind.
- wie hoch die Wahrscheinlichkeit für mögliche Komplikationen ist, etwa einer Gallenblasenentzündung.
Sind Gallensteine gefährlich?
Zu welchen Komplikationen ein Gallensteinleiden führen kann, lesen Sie hier.
Die Entscheidung für oder gegen eine OP muss sorgsam abgewogen werden. Nicht zuletzt spielen das Alter und mögliche Vorerkrankungen eine Rolle: Bei Älteren und/oder Personen mit bestimmten Erkrankungen ist das Risiko für OP-Komplikationen erhöht.
Gallenblasen-OP: Techniken und Ablauf
Die Gallenblase lässt sich auf zwei Wegen entfernen:
- im Rahmen einer Bauchspiegelung (Schlüsselloch-Chirurgie) oder
- mithilfe eines größeren Bauchschnitts (offene OP).
Normalerweise reicht ein relativ kleiner Eingriff während einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) aus. Bei einer Bauchspiegelung bekommt die Patientin oder der Patient eine Vollnarkose. Anschließend setzt die Chirurgin oder der Chirurg drei oder vier Schnitte in die Bauchdecke. Durch das so entstandene Loch kann sie oder er verschiedene Instrumente und eine Kamera bis zur Gallenblase vorschieben und diese entfernen.
Selten ist ein größerer Bauchschnitt nötig. Das kann etwa der Fall sein, wenn sich Verwachsungen gebildet haben oder die Gallenblase über die Gallenblasenwand hinaus stark entzündet ist.
Nach einer Gallenblasen-OP sind die Gallenblasensteine weg – und meist auch die Beschwerden. Manchmal leiden Betroffene aber trotz OP noch unter Symptomen wie Völlegefühl oder Blähungen. Zudem ist eine Gallenblasen-OP keine Garantie dafür, nie wieder Gallensteine zu bekommen, da sich diese auch im Gallengang bilden können.
Welche Risiken birgt die OP?
Zu den möglichen Risiken einer Gallenblasen-OP zählen Blutungen und Verletzungen der Gallengänge. Zu behandlungsbedürftigen Blutungen kommt es in 7 von 1.000 Fällen. Bei 4 von 1.000 Operationen werden bei dem Eingriff die Gallengänge verletzt. Nach einer Verletzung können Narben entstehen, die den Gallengang unter Umständen verengen. Eine weitere mögliche Komplikation ist eine Entzündung im Bauchraum.
Gallenblasen-OP: Wie lange krankgeschrieben?
Wie lange eine Person nach einer Gallenblasen-OP krank ist oder ob sie anschließend Verdauungsprobleme hat, lässt sich nicht pauschal beantworten. In vielen Fällen lässt sich die Gallenblase mithilfe einer Bauchspiegelung ambulant entfernen, sodass die Patientin oder der Patient nach wenigen Stunden wieder nach Hause kann oder nur kurze Zeit im Krankenhaus bleiben muss.
Nach dem Eingriff können Schmerzen und Müdigkeit auftreten, die meist nur vorübergehend sind. Oft ist die oder der Betroffene für wenige Tage krankgeschrieben. Eine längere Krankschreibung ist bei ansonsten gesunden Personen selten erforderlich.
Ist ein größerer Bauchschnitt nötig, muss die Patientin oder der Patient nach der OP immer eine Zeit lang im Krankenhaus bleiben. Wie lange genau, ist von Person zu Person unterschiedlich. Auch dauert die Heilung nach der OP länger.
Ernährung nach der Gallenblasen-OP
Gallenflüssigkeit (Galle) spielt eine wichtige Rolle bei der Fettverdauung im Dünndarm. Die Gallenblase dient dazu, überschüssige Gallenflüssigkeit aus der Leber zwischenzuspeichern, bis sie im Darm benötigt wird.
Ohne Gallenblase kann die Galle nicht mehr zwischengespeichert werden, sondern fließt komplett über den Hauptgallengang in den Dünndarm. Dadurch kann es vorkommen, dass der Stuhlgang nach der Gallenblasen-OP (in der Regel vorübergehend) weicher ist als zuvor. In manchen Fällen vertragen Betroffene bestimmte Nahrungsmittel nicht mehr so gut. Dann kann eine Ernährungsumstellung sinnvoll sein.
Gallensteine auflösen ohne OP
Gallensteine lassen sich in bestimmten Fällen auflösen. Wann diese Methode infrage kommt und ob sie empfohlen wird, lesen Sie hier.
OP bei Steinen im Gallengang
Zur Entfernung von Gallengangssteinen kommt meist die endoskopisch-retrograde Cholangiografie (ERC) zum Einsatz. Der grundsätzliche Ablauf einer ERC ähnelt der einer Magenspiegelung: Die Ärztin oder der Arzt führt ein spezielles Instrument – das Endoskop – über den Mund der Patientin oder des Patienten ein. Das Endoskop wird durch die Speiseröhre und den Magen und den Dünndarm geschoben. Im Gegensatz zur Magenspiegelung wird das Untersuchungsinstrument bei der ERC weiter bis in die Gallengänge vorgeschoben. Mithilfe von Instrumenten, die sich im Endoskop befinden, lassen sich die Gallensteine entfernen, etwa mit einer Drahtschlinge.
Damit der Stein besser entfernt werden kann, ist vorab in der Regel eine sogenannte Papillotomie erforderlich: Dabei wird die Papilla Vateri eröffnet. Dies ist eine kleine Erhebung mit einem Schließmuskel, die sich dort befindet, wo der Gallengang in den Zwölffingerdarm mündet. Nach der Papillotomie ist der Gallengang weit genug, um den Gallenstein mit verschiedenen Instrumenten zu entfernen. Manchmal kann zusätzlich eine sogenannte Ballondilatation erforderlich sein: Dabei wird der Gallengang mithilfe eines kleinen Ballons erweitert. In einigen Fällen ist es zudem notwendig, einen Gallengangsstein vor dem Entfernen zu zertrümmern.
Sind nicht nur im Gallengang, sondern auch in der Gallenblase Steine zu finden, kann diese eventuell in einem späteren Eingriff entfernt werden.
Welche Risiken birgt der Eingriff?
Mögliche Risiken einer ERC sind Verletzungen im Bereich des Gallengangs, Magens oder Dünndarms sowie eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Solche Komplikationen treten in etwa 5 bis 10 von 100 Fällen auf.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Herold, G.: "Innere Medizin 2023". Köln, Eigenverlag 2022
- "Gallensteine". Online-Informationen des Berufsverbands Deutscher Internistinnen und Internisten: www.internisten-im-netz.de (Stand: 1.8.2022)
- "Gallensteine". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 23.2.2022)
- "Gallensteine". Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 10.3.2021)
- Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten: "Prävention, Diagnostik und Behandlung von Gallensteinen" (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 021/008 (Stand: August 2018)
- Hahn, J.: "Checkliste Innere Medizin". Thieme, Stuttgart 2018