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Colitis ulcerosa: Wie hoch ist die Lebenserwartung?


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Prognose der Darmerkrankung
Wie sich Colitis ulcerosa auf die Lebenserwartung auswirkt


21.10.2022Lesedauer: 3 Min.
Nachdenklich wirkende Frau mit Bauchschmerzen auf dem SofaVergrößern des Bildes
Colitis ulcerosa kann den Alltag stark einschränken. Wie hoch die individuelle ist, hängt – wie auch bei Menschen ohne Colitis ulcerosa – von vielen Faktoren ab. (Quelle: agrobacter/getty-images-bilder)

Colitis ulcerosa ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, die zu verschiedenen Komplikationen führen kann. Aber senkt sie auch die Lebenserwartung?

Eine Colitis ulcerosa kann sehr unterschiedlich verlaufen. Einige Erkrankte haben nur leichte und/oder seltene Schübe und fühlen sich in ihrem Alltag kaum eingeschränkt. Andere leiden unter schweren und ausgedehnten Entzündungen mit starken Beschwerden. Viele Patientinnen und Patienten fragen sich, ob ihre Lebenserwartung im Vergleich zu gesunden Personen niedriger ist.

Welche Faktoren beeinflussen die Lebenserwartung?

Grundsätzlich hängt die Lebenserwartung einer Person von diversen Faktoren ab – etwa davon, ob sie raucht, wie viel sie wiegt oder in welchem Maße sie sich bewegt.

Bei einer Colitis ulcerosa spielt vor allem eine Rolle,

  • wie schwer/ausgedehnt die Entzündung ist,
  • ob die Colitis ulcerosa mit weiteren Begleiterkrankungen einhergeht,
  • ob die Erkrankung ausreichend behandelt wird und/oder
  • ob die betroffene Person regelmäßig zur Darmspiegelung geht, da Colitis ulcerosa das Darmkrebsrisiko erhöht.

Lebenserwartung meist normal

Je nach Ausdehnung unterscheiden Fachleute grob zwischen folgenden Formen von Colitis ulcerosa:

  • Proktitis: Die Entzündung ist auf den letzten Abschnitt des Darms (Rektum) beschränkt (etwa 50 von 100 Betroffene)
  • Linksseitencolitis: Die Entzündung reicht vom Rektum bis zur linken Krümmung des Dickdarms (etwa 25 von 100 Betroffene)
  • ausgedehnte Colitis: Der Dickdarm ist größtenteils oder vollständig entzündet (etwa 25 von 100 Betroffene)

Die Entzündung selbst kann mild, mittel oder schwer ausgeprägt sein.

Gut zu wissen: Menschen mit leichter Colitis ulcerosa, deren Entzündung auf die unteren Darmabschnitte beschränkt ist (Proktitis oder Linksseitencolitis), haben den meisten fundierten Quellen zufolge eine ähnliche Lebenserwartung wie gesunde Personen. Voraussetzung ist, dass die Erkrankung frühzeitig und wirksam behandelt wird und die empfohlenen Maßnahmen zur Darmkrebsfrüherkennung in Anspruch genommen werden.

Ist die Colitis stark ausgeprägt und der gesamte Dickdarm entzündet (Pancolitis), steigt das Risiko für mögliche Komplikationen während eines akuten Schubs. Dazu zählen zum Beispiel massive Blutungen, starker Gewichtsverlust oder ein sogenanntes toxisches Megakolon. Diese Komplikation kann bei einer rasch voranschreitenden Darmentzündung (fulminante Colitis) auftreten. Dabei ist die gesamte Darmwand stark entzündet. Der Dickdarm weitet sich massiv, sodass der Darminhalt nicht mehr weitertransportiert werden kann. Dies kann unter anderem zu einem lebensbedrohlichen Darmdurchbruch führen. Darüber hinaus ist bei einer ausgedehnten Darmentzündung das Risiko für Darmkrebs höher als bei einer gering ausgeprägten Entzündung. Wie hoch die Lebenserwartung bei Menschen mit einer Pancolitis ist, lässt sich nicht genau beziffern – 20 Jahre nach der Diagnose leben aber im Durchschnitt von zehn Betroffenen noch mehr als acht.

In jedem Fall ist es besonders wichtig, die Colitis ulcerosa sorgfältig zu behandeln und mögliche Krebsvorstufen rechtzeitig zu erkennen.

Erhöhtes Darmkrebsrisiko

Colitis ulcerosa erhöht das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken – wie sehr, darüber gibt es unterschiedliche Angaben. Grundsätzlich ist das Risiko umso höher, je ausgedehnter die Entzündung ist und je länger die Erkrankung schon besteht. Darüber hinaus können weitere Faktoren die Wahrscheinlichkeit für Darmkrebs erhöhen, so zum Beispiel Darmkrebsfälle bei Verwandten ersten Grades oder Begleiterkrankungen wie eine chronische Gallenwegsentzündung (primär sklerosierende Cholangitis).

Darmkrebs kann die Lebenserwartung senken. Patientinnen und Patienten mit Colitis ulcerosa sollten daher spätestens ab dem achten Erkrankungsjahr regelmäßig eine Darmspiegelung durchführen lassen. So können mögliche Krebsvorstufen frühzeitig erkannt werden.

In welchen Abständen eine Darmspiegelung nötig ist, hängt davon ab, wie hoch das individuelle Darmkrebsrisiko ist.

Ein hohes Darmkrebsrisiko haben Patientinnen und Patienten,

  • die eine ausgedehnte und schwere Entzündung haben.
  • bei denen in den letzten fünf Jahren Zellveränderungen/Vorstufen von Darmkrebs gefunden wurden.
  • die Verwandte ersten Grades mit Darmkrebs haben, die bei der Diagnose unter 50 Jahre alt waren.
  • die zusätzlich an einer chronischen Gallenwegsentzündung (primär sklerosierende Cholangitis) leiden.
  • bei denen Verengungen (Stenosen) im Dickdarm gefunden wurden.

Erkrankte mit hohem Darmkrebsrisiko sollten einmal im Jahr zur Darmspiegelung gehen.

Ein mittleres Darmkrebsrisiko haben Patientinnen und Patienten ,

  • die eine mäßig ausgeprägte Entzündung haben.
  • die Verwandte ersten Grades mit Darmkrebs haben, die bei der Diagnose 50 Jahre oder älter waren.
  • bei denen viele Vorwölbungen in der Darmschleimhaut vorhanden sind (Pseudopolypen).

Erkrankte mit mittlerem Darmkrebsrisiko sollten alle zwei bis drei Jahre zur Darmspiegelung gehen.

Bei allen anderen Personen mit Colitis ulcerosa wird ein Abstand von vier Jahren empfohlen.

Mögliche Begleiterkrankungen

Colitis ulcerosa kann mit verschiedenen Begleiterscheinungen außerhalb des Darms einhergehen. Dazu zählen etwa eine chronische Gallenwegsentzündung (primär sklerosierende Cholangitis, PSC), entzündliche Veränderungen der Haut, Entzündungen im Bereich der Augen oder eine Gelenkentzündung.

Ob und inwieweit diese Beschwerden die durchschnittliche Lebenserwartung beeinflussen, hängt von der jeweiligen Begleiterkrankung ab. Während sich etwa eine Gelenkentzündung kaum auf die Lebenserwartung auswirken wird, verkürzt eine primär sklerosierenden Cholangitis diese.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • "Colitis ulcerosa". Online-Informationen der Deutschen Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung: www.dccv.de (Abrufdatum: 20.10.2022)
  • "Chronisch entzündliche Darmerkrankungen". Online-Informationen des öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs: www.gesundheit.gv.at (Abrufdatum: 26.9.2022)
  • "Colitis ulcerosa". Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 25.8.2022)
  • Herold, G.: "Innere Medizin 2022". Eigenverlag, Köln 2022
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten: "Colitis ulcerosa" (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 021/009 (Stand: April 2021)
  • Terjung, B.; Kruis, W.: "Ratgeber Colitis ulcerosa" (PDF). Online-Publikation der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung (Gastro-Liga) e.V.: www.gastro-liga.de (Stand: April 2019)
  • Largiadèr F., Saeger, H., Keel, M.: "Checkliste Chirurgie". Thieme, Stuttgart 2016
  • Baenkler, H., et al.: "Kurzlehrbuch Innere Medizin". Thieme, Stuttgart 2015
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