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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Halluzinationen Ich sehe was, was du nicht siehst
Vom "Stimmenhören" bis zum Geruch, den sonst keiner wahrnimmt: Halluzinationen können alle Sinne betreffen. Betroffene sind überzeugt davon, dass das Wahrgenommene der Realität entspricht. Einige Beispiele.
Das Klingeln an der Tür, der Nachbar von Gegenüber, ein unangenehmer Geruch aus dem Abfluss: In der Regel ist das, was wir hören, sehen, riechen, schmecken oder fühlen, für Außenstehende nachvollziehbar und/oder objektiv messbar. Bei einer Halluzination ist das anders.
Definition: Was ist eine Halluzination?
Eine Halluzination ist eine Sinneswahrnehmung ohne objektiven äußeren Reiz. Das bedeutet: Eine Person nimmt etwas wahr, das in der Realität nicht existiert.
Je nachdem, welcher Sinn betroffen ist, macht sich das Symptom unterschiedlich bemerkbar. Manche sehen Menschen oder Dinge, die gar nicht da sind. Andere haben einen üblen Geruch in der Nase, den ihr Gegenüber nicht wahrnimmt. Wieder andere spüren Berührungen auf ihrer Haut, die nicht erklärbar sind. Je nach Art/Inhalt der Halluzination erlebt die jeweilige Person die Sinnestäuschung häufig als äußerst beängstigend oder beunruhigend.
Allen Halluzinationen ist per Definition eines gemeinsam: Für die Betroffenen gehört das Wahrgenommene zur Realität. Sie sind auch dann noch von seiner Existenz überzeugt, wenn ihnen andere das Gegenteil versichern.
Halluzinationen sind keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom. Sie können harmlos sein, es können sich aber auch psychische oder körperliche Erkrankungen dahinter verbergen. Daher ist es wichtig, Halluzinationen ärztlich abklären zu lassen.
Akustische Halluzinationen
Bei einer akustischen Halluzination hört eine Person Geräusche, Musik und/oder Stimmen, die nicht existieren. Akustische Halluzination können zum Beispiel Symptom einer paranoiden Schizophrenie sein, aber auch viele andere Ursachen haben.
Beispiele für akustische Halluzinationen: Betroffene hören
- Stimmen, die ihre Handlungen kommentieren (sog. kommentierende Stimmen).
- Stimmen, die sich miteinander unterhalten (sog. dialogisierende Stimmen).
- Stimmen, die ihnen Befehle erteilen – etwa die Aufforderung, sich selbst zu verletzen (sog. imperative Stimmen).
- Musik, Knackgeräusche, Pfeifen, Zischen, Klingeln oder Schritte (sog. Akoasmen).
Optische Halluzinationen
Bei einer optischen Halluzination sieht eine Person Dinge oder Menschen, die in der Realität nicht da sind.
Beispiele für optische Halluzinationen: Betroffene sehen
- Personen oder Gegenstände, die nicht existieren.
- Fabelwesen.
- Lichtblitze oder ähnliche Erscheinungen.
Eine von vielen möglichen Ursachen ist ein Delir im Rahmen eines Alkoholentzugs. Betroffene sehen dann häufig kleine Gegenstände, die sich bewegen ("weiße Mäuse").
Geruchs- und Geschmackshalluzinationen
Halluzinationen können auch den Geruchs- und/oder Geschmackssinn betreffen. Häufig handelt es sich dann um besonders unangenehme Gerüche oder Geschmacksempfindungen.
Beispiele für Geruchs- und Geschmackshalluzinationen: Betroffene
- bemerken einen unangenehmen Geruch, etwa nach Gas oder Fäkalien.
- nehmen einen fauligen Geschmack im Mund wahr, der trotz Zähneputzens bestehen bleibt.
Halluzinationen des Tastsinns/des Körperempfindens
Bei einer taktilen (auch: haptischen) Halluzination nimmt eine Person irrtümlich eine Berührung von außen war.
Beispiele für Halluzinationen des Tastsinns: Betroffene
- haben das Gefühl, von etwas Unsichtbarem berührt worden zu sein (taktile Halluzination).
- spüren, wie ihnen (vermeintlich) Wasser den Rücken herunterläuft.
Eine Sonderform der taktilen Halluzination ist der Dermatozoenwahn: Menschen, die darunter leiden, sind davon überzeugt, dass Tiere unter ihrer Haut leben – zum Beispiel Parasiten, Insekten oder Würmer. Entsprechend spüren sie meist Kribbeln, Juckreiz oder Brennen und müssen sich kratzen. Ein Dermatozoenwahn kommt zum Beispiel im Rahmen einer Alkoholdelirs vor.
Darüber hinaus kann auch die Körperwahrnehmung einer Person gestört sein. Die oder der Betroffene nimmt dann eine körperliche Missempfindung wahr, die nicht existiert. Fachleute sprechen von Zönästhesie.
Beispiele für Halluzinationen des Körperempfindens: Betroffene
- haben Schmerzen im ganzen Körper.
- glauben, innerlich zu verfaulen oder zu verbrennen.
- empfinden, dass ihr Körper plötzlich schrumpft oder wächst.
- haben den Eindruck, ihr Gehirn würde im Schädel hin- und herschwappen.
- glauben, zu schweben oder zu fallen (sog. vestibuläre Halluzination).
Ist die Person überzeugt, dass solche Missempfindungen "von außen" hervorgerufen wurden – also zum Beispiel durch eine Bestrahlung – wird dies meist nicht als Zönästhesie, sondern als zönästhetische Halluzinationen bezeichnet.
Was ist eine Pseudohalluzination?
Abzugrenzen sind Halluzinationen von sogenannten Pseudohalluzinationen. Bei einer Pseudohalluzination treten ebenfalls Sinnestäuschungen auf. Im Gegensatz zur "echten" Halluzination weiß die Person jedoch, dass es sich um eine Täuschung handelt.
Pseudohalluzinationen können zum Beispiel bei Übermüdung, hohem Fieber oder in alkoholisiertem Zustand auftreten. Auch das "Augenflimmern", das viele Migränepatientinnen und -patienten vor einem Anfall erleben, kann zu den Pseudohalluzinationen gezählt werden.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Alkohol (Intoxikation und Abhängigkeit). Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 9.3.2022)
- Sinnestäuschungen. Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 18.3.2022)
- Halluzination. Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: Mai 2021)
- Halluzinationen. Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 16.5.2021)
- Peter, H., et al.: Enzyklopädie der Schlafmedizin. Springer, Berlin 2020
- Payk, T., Brüne, M.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2017