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Vierte Corona-Impfung: Für wen ist ein Booster nach dem Booster sinnvoll?


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Moderna beantragt Notzulassung
Für wen ist ein Booster nach dem Booster sinnvoll?


Aktualisiert am 19.03.2022Lesedauer: 4 Min.
Corona-Impfung: Kommt bald der vierte Piks gegen SARS-CoV-2?Vergrößern des Bildes
Corona-Impfung: Kommt bald der vierte Piks gegen SARS-CoV-2? (Quelle: Jochen Eckel/imago-images-bilder)
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Fast 50 Millionen Menschen haben eine Booster-Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Die Ständige Impfkommission empfiehlt bereits eine vierte Impfung. Wer ist davon betroffen?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine zweite Auffrischungsimpfung für bestimmte Bevölkerungsgruppen bereits seit rund einem Monat. Jetzt hat nach Biontech/Pfizer auch das Pharmaunternehmen Moderna eine Notzulassung für die vierte Impfung in den USA beantragt und neue Diskussionen zum Thema aufgebracht.

Daten aus Israel ließen bereits im Februar vermuten, dass eine vierte Dosis eine "gewisse Verbesserung beim Schutz vor Infektion und eine deutlichere Verbesserung beim Schutz vor schwerer Erkrankung" bringe, sagte Stiko-Chef Mertens im Februar. Mittlerweile zeigen Studien jedoch auch, dass nicht jeder von einer vierten Impfung profitiert. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Wie soll die vierte Impfung aussehen?

Bei der Viertimpfung gehe es um eine zweite Auffrischungsimpfung mit den vorhandenen mRNA-Impfstoffen, erklärte Mertens. "Mit Blick auf die Impfstoffe, die an die Omikron-Variante angepasst wurden, muss die Kommission zunächst auf die Daten aus den klinischen Studien von Moderna und Biontech/Pfizer warten", sagte Mertens weiter.

Künftig könnte dann aber auch ein spezieller Omikron-Impfstoff für die vierte Impfung bereitstehen. Allerdings verzögert sich die Auslieferung dieser angepassten Impfstoffe aktuell. Wie der NDR berichtet, soll der Omikron-Impfstoff von Biontech/Pfizer erst im April oder Mai kommen, Moderna könne sogar erst im August liefern.

Die Empfehlung für den vierten Piks gelte zunächst für vulnerable Gruppen. Ein zweites Mal boostern lassen sollten sich demnach:

  • Menschen über 70 Jahre
  • Bewohner von Altenheimen
  • Menschen mit Immunschwächekrankheiten ab fünf Jahren
  • Beschäftigte in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, insbesondere Personal mit direktem Patientenkontakt

Der zweite Booster soll demnach bei gesundheitlich stark gefährdeten Menschen frühestens drei Monate nach der ersten Auffrischungsimpfung verabreicht werden. Beschäftigte im Gesundheitswesen sollen ihn frühestens nach einem halben Jahr bekommen.

Was zeigen Studien zur Wirksamkeit der vierten Impfung?

Für junge und gesunde Erwachsene bringt eine vierte Dosis eines mRNA-Impfstoffs gegen das Coronavirus laut einer aktuellen israelischen Studie nur "geringfügigen Nutzen". Die Studie, die Mitte März im Fachmagazin "New England Journal of Medicine" veröffentlicht wurde, untersuchte 270 Beschäftigte des Sheba Medical Center in Tel Aviv, die vier Monate nach der ersten Booster-Impfung mit Biontech/Pfizer oder Moderna noch eine zweite Auffrischungsimpfung erhalten hatten.

Auch ähnliche Studien zeigten: Die vierte Dosis hat zwar die Anzahl der Antikörper deutlich erhöht, der Anstieg reicht aber wahrscheinlich auch nicht aus, um eine Infektion mit Omikron zu verhindern.

Der israelische Corona-Expertenrat rät dennoch zu einer vierten Impfung, da sie vor allem den Schutz gegen schwere Verläufe erhöhen könne. "Die Entscheidung wurde angesichts positiver Ergebnisse getroffen, die einen drei- bis fünfmal höheren Schutz gegen schwere Erkrankungen nach der vierten Impfdosis zeigten", hieß es in einer Mitteilung des Rats.

Gute Schutzwirkung vor allem bei Älteren

Eine andere Studie aus Israel zeigte Anfang Februar zudem eine gute Schutzwirkung der vierten Impfung für Personen ab 60 Jahren: Der Schutz sei bei dieser Altersgruppe bis zu dreimal besser, wenn man ihn mit dem Schutz nach der Booster-Impfung vergleicht. Diese Analyse hat die Daten von etwa 400.000 Erwachsenen ab 60 Jahren, die vierfach geimpft waren, mit denen von 600.000 über 60-Jährigen ohne vierte Impfung verglichen. Die dritte Impfung in der Vergleichsgruppe lag dabei bereits mehr als vier Monate zurück.

Ähnliches zeigt auch eine aktuelle Marburger Studie vom März: Demnach benötigen vor allem Menschen über 80 Jahre mindestens eine dritte, besser noch eine vierte Corona-Schutzimpfung. Um eine gute Immunantwort zu erhalten, benötigen Ältere demnach mehr Impfungen.

Was sagen Experten dazu: Ist der vierte Piks sinnvoll?

Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen sagte bereits im Februar dazu: "Eine vierte Impfung mit den bisherigen Impfstoffen ist wahrscheinlich sinnvoll, wenn die Immunantwort nach drei Impfungen beispielsweise bei alten und schwerer Vorerkrankten zu schwach ist."

Dem widersprechen andere Experten wie der Immunologe Andreas Radbruch im Interview mit t-online. Er sagt: "Fest steht: Die vierte Impfung erhöht die Zahl der Antikörper nur gering, etwa um das Fünffache. Und dieser Anstieg verschwindet dann schnell wieder. Und das wissen wir als Immunologen seit vielen Jahren aus der Erfahrung mit vielen Impfstoffen: Das Immunsystem passt sich der dauernden Boosterei an und reagiert am Ende gar nicht mehr."

Radbruch warnt sogar, wenn man immer wieder mit dem gleichen Impfstoff in der gleichen Dosis nachimpfe, werde bald nichts mehr passieren. "Die neuen Impfstoffe sind prima, da passiert schon beim vierten Mal nicht mehr viel, und ich sage mal voraus: Beim fünften Mal passiert nichts mehr. Das heißt, dass unser immunologisches Gedächtnis schon nach dreimaliger Impfung mit den mRNA Impfstoffen 'gesättigt' ist."

Auch einem speziellen Impfstoff gegen Omikron steht Radbruch eher kritisch gegenüber: "Man kann einem Virus nicht hinterherimpfen. Fest steht: Omikron wird nicht die letzte Variante sein, mit der wir es zu tun haben und wir sollten besser abwarten, wie es im kommenden Winter aussieht. Eine Impfung mit einem auf Omikron modifizierten Impfstoff macht dann keinen Sinn, wenn die Omikron-Welle eigentlich vorbei ist. Eher in den Ländern, denen die Omikron-Welle noch bevorsteht."

Vierte Impfung nur für bestimmte Gruppen – oder für alle?

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) unterstützte im Februar hingegen die Entscheidung der Stiko und twitterte: "Die Entscheidung der Stiko zur vierten Impfung bei Älteren und Risikopatienten ist richtig und gibt zusätzliche Sicherheit für diese Menschen." Er schränkte allerdings ein: "Trotzdem müssen weiterhin Erstimpfungen und Booster unsere Priorität bleiben."

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Auch Ulrike Protzer, Direktorin des Instituts für Virologie an der TU München, erklärte gegenüber "tagesschau.de", eine vierte Impfung sei nur für bestimmte Gruppen sinnvoll. Ähnlich wird auch Leif Erik Sander, Impfstoffforscher an der Berliner Charité, zitiert: Von einem angepassten Impfstoff als vierte Impfung könnten ihm zufolge beispielsweise ältere Menschen profitieren. Von einer vierten Impfung für die gesamte Bevölkerung hingegen halte er wenig. "Ich glaube, mit drei Impfungen ist man super geschützt."

Mitte Januar äußerte sich hingegen der Virologe Christian Drosten zur vierten Impfung: "Wir werden möglicherweise ab dem zweiten Quartal große Teile der Bevölkerung, vielleicht sogar alle, noch einmal mit einer Update-Impfung gegen Omikron versehen müssen." Denn: Das Omikron-Virus unterscheide sich so stark von den anderen Varianten, dass der vorhandene Impfstoff nicht mehr passe.

Die WHO äußerte sich zudem kritisch zur vierten Impfung in den Industrienationen: Diese Impfdosen fehlen in der Folge in ärmeren Ländern, um dort einen Immunschutz aufzubauen. Das steigert das Risiko neuer Virusvarianten.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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