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Omikron-Ausbreitung: Wie gefährlich ist die Corona-Variante wirklich?


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Ein Zahlenvergleich
Ist Omikron wirklich weniger gefährlich als Delta?


Aktualisiert am 20.01.2022Lesedauer: 5 Min.
Corona-Intensivstation (Symbolbild): Omikron führt nicht zu so schweren Corona-Verläufen wie bisherige Varianten.Vergrößern des Bildes
Corona-Intensivstation (Symbolbild): Omikron führt nicht zu so schweren Corona-Verläufen wie bisherige Varianten. (Quelle: Tempura/getty-images-bilder)
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Während die Infektionszahlen von Omikron in die Höhe getrieben werden, fällt auf: Die Zahl der Krankenhauseinweisungen und auch die Todesfälle sind geringer als beispielsweise vor einem Jahr.

Mehr als 100.000 Neuinfektionen an einem Tag: Die Omikron-Variante hat Deutschland fest im Griff und sorgt nahezu täglich für neue Corona-Rekordwerte. Doch die Zahlen zeigen auch: Während die Infektionszahlen steigen, liegen die Zahlen bei Krankenhausbelegungen und Todesfällen noch unter den Höchstwerten bisheriger Corona-Wellen. t-online hat sich die einzelnen Parameter genauer angeschaut und Vergleiche zu 2021 gezogen.

Wie wirkt sich Omikron auf die Infektionszahlen aus?

Am 19. Januar meldete das Robert Koch-Institut (RKI) 112.323 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages – ein neuer Rekord, der bereits am 20. Januar mit 133.536 Neuinfektionen gebrochen wurde. Fünf Prozent der Infektionen werden auch auf Varianten wie Omikron geprüft, dabei wurden mittlerweile insgesamt 226.860 Omikron-Fälle entdeckt, allein knapp 20.000 an den vergangenen zwei Tagen.

Auch die Inzidenz liegt mit 584,4 Neuinfektionen binnen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner bereits am 19. Januar auf einem Rekordhoch, am 20. Januar klettert der Wert sogar auf 638,8. In einzelnen Regionen sieht es allerdings noch dramatischer aus. Die höchste Inzidenz hat derzeit (Stand: 20. Januar 2022) Berlin-Mitte mit 2.286, dicht gefolgt von weiteren Berliner Stadtteilen wie Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg. Aber auch in Bremen und Delmenhorst, Frankfurt am Main, Potsdam, Lübeck, Kiel, Segeberg, Bonn, Wiesbaden und Hamburg sieht es mit Inzidenzen zwischen knapp 1.000 und sogar mehr als 1.400 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen nicht viel besser aus.

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Das Fazit lässt sich also recht leicht ziehen: Omikron lässt die Infektionszahlen dramatisch ansteigen. Oder? Wie sahen die Zahlen vor einem Jahr ohne die Omikron-Variante – aber auch ohne hohe Impfquoten – aus?

Dem Situationsbericht des RKI vom 19. Januar 2021 ist zu entnehmen, dass es vor einem Jahr deutlich weniger Neuinfektionen gab: Die Sieben-Tage-Inzidenz lag zu diesem Zeitpunkt bei 132, insgesamt gab es nur etwa zehn Prozent der Neuinfektionen, die aktuell gemeldet werden: 11.369 waren es am 19. Januar 2021. Auch der R-Wert, also der Wert, der anzeigt, wie viele Menschen ein Infizierter ansteckt, lag zu diesem Zeitpunkt leicht unter 1, die Zahlen sanken nach einem Peak Ende Dezember 2020/Anfang Januar 2021. Aktuell liegt der R-Wert laut RKI bei etwa 1,07.

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Die höchsten Inzidenzen lagen zudem vor einem Jahr noch in ganz anderen Regionen: Während aktuell vor allem der Norden und die Großstädte Deutschlands betroffen zu sein scheinen, lagen die Hotspots vor einem Jahr noch vorrangig im Osten und auch Süden des Landes. Die höchste Inzidenz hatte der Thüringer Landkreis Saalfeld-Rudolstadt mit knapp 440.

Weniger schwere Verläufe? Omikron in den Krankenhäusern

Mittlerweile zeigen mehrere unterschiedliche Studien, dass die Omikron-Variante möglicherweise zu leichteren Corona-Verläufen führen könnte als bisherige Varianten. Es scheint, als greife die Mutante die Lunge gar nicht oder weniger stark an als beispielsweise die Delta-Variante. Dadurch kommt es zu weniger Lungenentzündungen und weniger Patienten müssen auf der Intensivstation künstlich beatmet werden. Doch zeigt sich das auch in den Zahlen?

Obwohl die Infektionszahlen derzeit so hoch sind wie nie zuvor, ist die Lage auf den Intensivstationen in Deutschland noch moderat. Aktuell (Stand: 19. Januar 2022) liegen laut der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) 2.571 Covid-Patienten auf den Intensivstationen, 1.541 von ihnen, also rund 60 Prozent, müssen künstlich beatmet werden. Insgesamt sind aktuell rund 19.100 Intensivbetten belegt und nur noch etwa 3.100 frei.

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Zum Vergleich: 2021 lagen am 19. Januar insgesamt 4.947 Covid-Patienten auf den Intensivstationen, 2.862 von ihnen mussten künstlich beatmet werden. Allerdings gab es zu diesem Zeitpunkt auch noch mehr Intensivkapazitäten: Während 22.600 Betten belegt waren, waren trotzdem noch mehr als 4.400 frei.

Auch die Hospitalisierungsrate zeigt: Wir sind aktuell weit vom Höhepunkt 2020/2021 entfernt: So lag die Hospitalisierungsinzidenz am 25. Dezember 2020 bei mehr als 14,7. Aktuell meldet das RKI eine Hospitalisierungsinzidenz von rund 3,5, Tendenz sinkend, obwohl die Infektionszahlen steigen.

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Noch Ende November, bei deutlich niedrigeren Infektionszahlen und vor einer Ausbreitung der Omikron-Variante in Deutschland hatte die Hospitalisierungsinzidenz einen zweiten Höhepunkt mit knapp 13 erreicht. Während sich Omikron ausbreitet, scheint eine Krankenhauseinweisung der Covid-Patienten jedoch seltener notwendig zu sein.

Sorgt Omikron auch für weniger Todesfälle als bisherige Varianten?

Weniger schwere Verläufe führen theoretisch auch zu weniger Todesfällen durch Corona-Infektionen. Lässt sich diese Theorie ebenfalls anhand von Zahlen bestätigen? Wahrscheinlich schon.

Am 19. Januar 2022 gab es insgesamt 234 neue Todesfälle, die im Zusammenhang mit einer Covid-Infektion stehen. Insgesamt sind bisher 116.000 Menschen in Deutschland im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Am 19. Januar 2021 hingegen starben fast 1.000 Menschen am Coronavirus, insgesamt waren bis dahin rund 48.000 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben.

Auch anhand der Inzidenz der Todesfälle binnen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner ist zu erkennen, dass sich die Zahlen aktuell deutlich unter den Werten bisheriger Corona-Wellen bewegen.

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Während diese Inzidenz aktuell bei etwa 2,3 liegt, befand sie sich vor genau einem Jahr noch bei 10,4 und erreichte am 13. Januar 2021 ein Allzeithoch mit 10,66. An diesem Tag starben demnach 10,66 Menschen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Und das, obwohl die Infektionszahlen zu diesem Zeitpunkt deutlich niedriger waren als aktuell.

Welchen Einfluss haben die Impfungen?

Doch: Auch, wenn alle Zahlen vermuten lassen, dass Omikron offenbar zu leichteren Verläufen und weniger Todesfällen führt als bisherige Varianten, sollte auch die Tatsache nicht vernachlässigt werden, dass mittlerweile Millionen Menschen in Deutschland gegen SARS-CoV-2 geimpft sind. Und auch, wenn Omikron zu zahlreichen Durchbruchsinfektionen führt, schützt die Impfung offenbar recht sicher vor einem schweren Verlauf oder dem Tod durch Covid-19.

Bisher sind in Deutschland insgesamt rund 73 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig gegen SARS-CoV-2 geimpft. Das entspricht etwa 61 Millionen Menschen. Mehr als 40 Millionen haben zusätzlich bereits eine Booster-Impfung erhalten.

Dass die Impfungen wirken, zeigt sich beispielsweise auch auf den Intensivstationen: Dort bilden Ungeimpfte aktuell die große Mehrheit aller Covid-Patienten. Seit Mitte Dezember 2021 erfassen die Divi und das RKI auf den Intensivstationen zusätzlich zu anderen Daten auch den Impfstatus der Patienten. Zwischen dem 14. Dezember 2021 und dem 12. Januar 2022 lag der Impfstatus demnach für 8.912 Covid-19-Aufnahmen vor, das entspricht etwa 90 Prozent der in diesem Zeitraum übermittelten Fälle (insgesamt waren es 9.946).

Das Ergebnis: Fast zwei Drittel (62 Prozent, 5.521 Fälle) aller Covid-19-Neuaufnahmen mit bekanntem Impfstatus waren in diesem Zeitraum ungeimpft. Weitere rund 9,6 Prozent (856 Fälle) wiesen einen unvollständigen Immunschutz auf (Genesen ohne Impfung oder nur eine Teil-Immunisierung). Nur fast ein Drittel der Covid-19-Aufnahmen (28,4 Prozent, 2.535 Fälle) hatte einen vollständigen Impfschutz (Grundimmunisierung oder Booster), der Anteil mit Booster-Impfung lag dabei lediglich bei 5,8 Prozent (520 Fälle).

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Situationsberichte des Robert Koch-Instituts
  • RKI-Dashboard zur Corona-Situation
  • RKI: Tägliche Übersicht zu Omikron-Fällen vom 19. Januar 2022.
  • Impfdashboard der Bundesregierung
  • Hospitalisierungsinzidenzen des RKI
  • Divi-Situationsberichte
  • Divi-Intensivregister
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