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Corona | Omikron-Variante: Droht nun auf den Normalstationen der Kollaps?


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Omikron-Ausbreitung
Droht nun auf den Normalstationen der Kollaps?


Aktualisiert am 07.01.2022Lesedauer: 4 Min.
London (Symbolbild): In Großbritannien hat Omikron bereits zu einer Überlastung geführt, droht das auch hierzulande?Vergrößern des Bildes
London (Symbolbild): In Großbritannien hat Omikron bereits zu einer Überlastung geführt, droht das auch hierzulande? (Quelle: i Images/imago-images-bilder)
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Mittlerweile scheint klar zu sein: Omikron breitet sich zwar schneller aus, führt aber zu weniger schweren Verläufen als andere Varianten des Coronavirus. Für Kliniken bedeutet das keine Entlastung.

Auch wenn die Omikron-Variante für leichtere Corona-Verläufe sorgen soll: Die schnelle Ausbreitung und auch die vielen leicht Erkrankten können zu einem Zusammenbruch der kritischen Infrastruktur führen. Das zeigt gerade das Beispiel Großbritannien, wo Kliniken überfüllt und Supermärkte leergekauft sind. t-online hat in Deutschland nachgefragt, was die Krankenhäuser erwarten und wie gut sie vorbereitet sind.

Leichtere Verläufe bei Omikron: "Keine Entwarnung"

"Die derzeitigen Daten zeigen, dass bei der Omikron-Variante die Wahrscheinlichkeit, einen extrem schweren Verlauf zu haben, um 20 bis 30 Prozent sinkt", erklärt Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft auf Anfrage von t-online. "Das ist positiv, aber bei Weitem keine Entwarnung."

Denn, so erklärt er weiter, bewahrheiten sich die Modelle und es gibt bald mehr als 100.000 Neuinfizierte täglich, sorgt allein die große Masse an Erkrankten dafür, dass auch wieder ein großer Anteil von ihnen im Krankenhaus versorgt werden muss. "Nach dieser Prognose dann auch mehr als in der vierten Welle, vor allem in den Normalstationen wie auch die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen", betont Gaß.

Auch der Expertenrat der Bundesregierung zur Corona-Pandemie zeigte sich am Donnerstag besorgt mit Blick auf die Omikron-Zahlen und die Gesundheitsversorgung. Derzeit seien die Belegungszahlen in den Krankenhäusern zwar leicht rückläufig, aber weiterhin auf einem hohen Niveau.

"Weiterhin werden hohe Todeszahlen zwischen 1.500 und 2.000 Verstorbenen pro Woche verzeichnet", so der Expertenrat. Omikron werde "zeitnah flächendeckend dominant werden", daher werde auch ein deutlicher Anstieg der Inzidenzen verzeichnet.

Und obwohl Omikron zu leichteren Verläufen führen soll, betont auch der Expertenrat: "Die starke Infektionsdynamik und die damit verbundene hohe Zahl von parallel auftretenden Erkrankungen droht jedoch den gegenüber der Delta-Variante gegebenen Vorteil der milderen
Krankheitsverläufe quantitativ aufzuwiegen. So führen die zeitweise sehr hohen Fallzahlen in einzelnen europäischen Staaten und in den USA derzeit zu einem deutlichen Anstieg der Krankenhausaufnahmen."

Werden die Normalstationen überlastet?

Statistiken aus anderen europäischen Ländern zeigen dem Expertenrat zufolge vor allem eine Zunahme der Patienten auf den Normalstationen, weniger auf den Intensivstationen. Allerdings seien in Deutschland mehr Menschen aus vulnerablen Gruppen (Ältere, Vorerkrankte) noch ungeimpft, als es beispielsweise in Spanien oder Großbritannien der Fall sei. Somit könnte es hierzulande auch wieder zu mehr Fällen auf den Intensivstationen kommen.

Dazu komme, so Gaß weiter, dass die Mitarbeiter in den Kliniken seit Mitte März 2020 im Ausnahmezustand arbeiten. "In dieser Situation müssen die Kliniken weiterhin die Regelversorgung einschränken und für viele Mitarbeiter bedeutet die bevorstehende Omikron-Welle leider auch wieder eine Urlaussperre", bedauert der Vorsitzende.

Sorgt der Personalausfall zu einem Kollaps des Gesundheitssystems?

In Großbritannien ist es bereits zu sehen: Omikron sorgt neben zusätzlichen Fällen im Krankenhaus auch zu zahlreichen Ausfällen beim Gesundheitspersonal. Auch dadurch könnte es zu einer Überlastung des Gesundheitssystems kommen. Deshalb hält Gaß eine Neuregelung der Quarantänemaßnahmen für notwendig.

Auch der Expertenrat der Bundesregierung erklärte am Donnerstag: "Da auch Geimpfte wieder in das Infektionsgeschehen mit einbezogen werden, entsteht ein weiteres wesentliches Problem durch Personalausfälle aufgrund von Ansteckungen innerhalb der Belegschaften von Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und ambulanten Versorgungsstrukturen."

Die Experten betonten, diese Personalausfälle würden ärztliches und pflegerisches, aber auch nicht-medizinisches Personal betreffen. Und: "Ein hohes Patientenaufkommen kombiniert mit akutem Personalmangel kann innerhalb von kurzer Zeit die allgemeine medizinische Versorgung in Deutschland gefährden."

Wie ist die Lage aktuell auf den Intensivstationen?

Laut dem Intensivregister der Deutschen interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch-Institut liegen aktuell (Stand: 6. Januar 2022) knapp 3.500 Covid-Patienten auf den Intensivstationen in Deutschland. Mehr als die Hälfte, 61 Prozent, von ihnen muss invasiv beatmet werden, erleidet also einen besonders schweren Covid-Verlauf.

Aktuell sind damit 19.102 Betten belegt und nur noch rund 3.000 Intensivbetten frei. Auf den Kinderintensivstationen sind rund 1.900 belegt und nur noch rund 950 Betten frei.

Die folgende Grafik zeigt, in welchen Regionen besonders viele Corona-Patienten Intensivbetten benötigen. Besonders dramatisch ist die Lage demnach in Thüringen und Sachsen, wo rund 30 Prozent der verfügbaren Betten von Covid-Patienten belegt sind.

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Wie können sich Ärzte und Kliniken auf Omikron vorbereiten?

Der Expertenrat der Bundesregierung erklärte, alle medizinischen und pflegerischen Versorgungseinrichtungen müssten sich für die kommenden Wochen auf "eine erhebliche Belastungssituation" einstellen. Sie müssten vor allem die Notaufnahmen und die Normalstationen darauf vorbereiten, vermehrt benötigt zu werden.

Dazu forderte der Expertenrat "Stufenkonzepte zur Aktivierung zusätzlicher Versorgungsbereiche für infektiöse Patienten" sowie ein besonderes Augenmerk auf Kinderkliniken zu werfen.

Um Covid-Patienten von Normalpatienten zu trennen und so eine Ansteckung zu verhindern, sollten räumlich abgetrennte Bereiche vorbereitet werden. Und auch ein möglicher Personalausfall sollte mit Notfallplänen vorbereitet werden. "Unter Einbeziehung aller verfügbarer Personalressourcen", so der Expertenrat.

Der Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands (Virchowbund) plädiert zudem für die schnellstmögliche Einführung einer allgemeinen Impfpflicht gegen das Coronavirus. Dies diene "dem individuellen Schutz, der Funktionsfähigkeit des Gesundheitswesens und ist ein Zeichen der sozialen Verantwortung", erklärte der Bundesvorsitzende des Verbands, Dirk Heinrich, am Freitag. Dieses Zeichen habe insbesondere das medizinische Personal verdient, für das bereits eine Impfpflicht beschlossen wurde.

Quarantäneregelungen anpassen, planbare OPs verschieben

"Bei der Frage des Personalausfalls wird es entscheidend sein, dass wir die Quarantäneregelung für reine Kontaktpersonen umgehend verändern und die Quarantäne hier verkürzen", erklärt dahingegen Gerald Gaß. "Bei den infizierten Personen sieht es im Krankenhaus anders aus. Hier halten wir eine Isolation zum Schutz von vulnerablen Patienten weiterhin für nötig." Gaß stellt aber auch in Aussicht: "Sollte sich die Lage aber zuspitzen müsste auch hier neu entschieden werden."

Auch der Expertenrat der Bundesregierung sprach sich für eine Anpassung der Quarantäneregelungen aus. Zudem sollte die Impfquote in den Einrichtungen so schnell wie möglich auf ein Maximum erhöht werden.

Aber die Experten machen auch deutlich: "Die Aufrechterhaltung der Versorgung wird, (...) nur durch eine abgestufte Aussetzung planbarer Eingriffe und eine entsprechende Umverteilung von Personalressourcen möglich sein." Planbare Eingriffe sollten wieder verschoben werden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Anfrage an die Deutsche Krankenhausgesellschaft
  • Divi Intensivregister
  • Stellungnahme des Expertenrates der Bundesregierung zu Covid-19
  • Nachrichtenagentur AFP
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