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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fragen und Antworten zu Sputnik V So gut wirkt der russische Impfstoff wirklich
Am 11. August 2020 war Sputnik V das erste Corona-Vakzin, das offiziell registriert und kurz darauf auch verimpft wurde. In Deutschland ist es hingegen noch nicht zugelassen. Wann könnte das folgen?
Als Sputnik V als erster Impfstoff gegen das Coronavirus bereits im Sommer 2020 verimpft wurde, gab es bereits scharfe Kritik am Vorgehen Russlands. Es lägen zu wenige Daten vor, um verantwortungsvoll mit dem Impfstoff zu behandeln, erklärten zahlreiche Wissenschaftler. Bis heute ist das Vakzin zwar in zahlreichen Ländern zugelassen und verimpft worden, die Europäische Arzneimittelagentur hingegen wartet weiterhin auf verlässliche Daten.
Doch wie gut wirkt Sputnik V überhaupt und könnte der Impfstoff irgendwann auch in Deutschland verimpft werden? Ein Überblick.
Was ist Sputnik V?
Sputnik V wurde vom Moskauer Gamaleya Forschungszentrum für Epidemiologie und Mikrobiologie entwickelt und wird mittlerweile von mehreren Herstellern produziert. In Russland wird das Vakzin bereits seit August 2020 verimpft. Dazu gibt es zwei Impfdosen im Abstand von rund drei Wochen.
Russland hat seinen Impfstoff nach dem ersten Weltraumsatelliten Sputnik I benannt, das V steht zudem für das englische Wort "victory" (deutsch: Sieg).
Wie funktioniert Sputnik V?
Sputnik V zählt wie beispielsweise das Vakzin von Astrazeneca zu den Vektorviren-Impfstoffen. Wie auch bei mRNA-Impfstoffen geht es bei den Vektor-Impfstoffen darum, den Körper dazu zu bringen, Spike-Proteine von SARS-CoV-2 zu produzieren. So wird eine Abwehrreaktion des Immunsystems provoziert, weil das Immunsystem das Spike-Protein des "echten" Coronavirus künftig erkennt und Antikörper und T-Zellen dagegen entwickelt.
Um das Gen zur Herstellung der Spike-Proteine in den Körper zu bringen, werden andere, harmlose Viren genutzt, die Vektorviren genannt werden. Dies können beispielsweise Adenoviren von Schimpansen oder Gorillas sein. Bereits vor der Corona-Pandemie gab es zugelassene Vektor-Impfstoffe gegen Ebola und das Dengue-Fieber.
Wie gut wirkt Sputnik V?
Einer Phase-III-Studie aus dem Februar 2021 zufolge hat Sputnik V zwar eine Wirksamkeit von knapp 92 Prozent, nach der ersten Impfdosis sollte die Wirksamkeit bereits bei 73 Prozent liegen. Wissenschaftler zweifelten diese Daten jedoch an und kritisierten, dass sie nicht nachvollziehbar seien. In der Studie wurde Sputnik V auch eine Wirksamkeit von rund 83 Prozent gegen die Delta-Variante bestätigt.
Angesichts der Ausbreitung der Omikron-Variante gab es zuletzt im Dezember 2021 neue Studien, in denen auch Sputnik V untersucht wurde. Sie zeigen mehrheitlich, dass Sputnik V bei einer Zweifach-Impfung kaum Schutz gegen Omikron bietet. Russland kritisierte die Studien bereits.
Zahlen der Johns Hopkins University zeigen zudem: Bisher sind noch nicht einmal die Hälfte der Russen vollständig gegen Covid-19 geimpft, nur 67 Millionen Menschen haben bisher zwei Impfdosen erhalten. Dahingegen gab es schon mehr als zehn Millionen Corona-Infektionen, mittlerweile auch zahlreiche Omikron-Fälle, in Russland.
Welche Nebenwirkungen gibt es bei Sputnik V?
Auch zu den Nebenwirkungen des russischen Impfstoffs sind die Daten weithin umstritten. Der Lancet-Studie zur Wirksamkeit zufolge können folgende Nebenwirkungen auftreten:
- Symptome eines grippalen Infekts
- Hautirritationen an der Einstichstelle
- Kopfschmerzen
- Abgeschlagenheit
Über weitere mögliche Nebenwirkungen wie beispielsweise die Hirnvenenthrombose, die bei Astrazeneca in seltenen Fällen aufgetreten sein soll, gibt es bisher keine Informationen.
Wann könnte Sputnik V auch in Deutschland zugelassen werden?
Seit März 2021 befindet sich das russische Vakzin im Rolling Review Verfahren bei der Europäischen Arzneimittelagentur (Ema). Allerdings fehlen immer noch Daten über die Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffes, sodass es bisher keine Zulassung gab. Eine Ema-Zulassung wird frühestens im ersten Quartal 2022 erwartet, sofern fehlende Daten nachgereicht werden.
In Russland wurde der Impfstoff bereits nach Phase-II-Studien zugelassen, zusätzlich gibt es Zulassungen beispielsweise in Belarus und Argentinien. Eingesetzt wird Sputnik V zudem unter anderem in Ungarn und San Marino.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Eigene Recherche
- vfa - Die forschenden Pharma-Unternehmen: "So erhalten Impfstoffe aus China, Russland und Indien eine EU-Zulassung", 21. Oktober 2021.
- vfa - Die forschenden Pharma-Unternehmen: "Corona-Impfstoffe der nächsten Generation", 5. Januar 2022.
- pharmazeutische-zeitung.de: "Was ist mit Sputnik V?", Oktober 2021.
- Europäische Arzneimittelagentur: "Ema starts rolling review of the Sputnik V Covid-19 vaccine", 4. März 2021.
- Johns Hopkins University