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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Impfstart in Deutschland Darum ist Novavax eigentlich gar kein Totimpfstoff
Nach der Zulassung für den Corona-Impfstoff von Novavax hieß es in vielen Medien, der erste Totimpfstoff gegen Corona sei zugelassen. Das ist allerdings nicht ganz richtig.
In Deutschland wird ab heute mit einem fünften Covid-19-Impfstoff geimpft. Das Vakzin des Herstellers Novavax wurde bereits vor einigen Wochen zugelassen, jetzt erfolgen erste Lieferungen. Das Mittel ist der erste in Deutschland zugelassene Covid-19-Impfstoff auf Protein-Basis. Zunächst wurde von vielen Seiten berichtet, der erste Totimpfstoff sei zugelassen worden. Warum das nicht ganz richtig ist und wie der Impfstoff wirklich funktioniert:
Wie funktioniert der Impfstoff von Novavax?
NVX-CoV2373 ist im Gegensatz zu den bisher zugelassenen Impfstoffen weder ein mRNA-Impfstoff wie die Präparate von Biontech und Moderna noch ein Vektor-Impfstoff wie die Mittel von Astrazeneca oder Johnson & Johnson. Das Vakzin enthält winzige Partikel, die aus einer im Labor hergestellten Version des Spike-Proteins von SARS-CoV-2 bestehen, und funktioniert somit als sogenannter Proteinimpfstoff.
Das Vakzin wurde mittels der Nanopartikel-Technologie von Novavax hergestellt und verwendet zur Verstärkung der Immunreaktion einen Wirkverstärker auf Basis von sogenannten Saponinen aus dem Seifenrindenbaum.
Novavax reproduziert dieses Spike-Protein massenhaft in Insektenzellen. Das menschliche Immunsystem bildet dann nach der Impfung Antikörper gegen das Spike-Protein und kann dadurch eine Covid-19-Erkrankung abwehren.
Erfahrungen mit Protein-Impfstoffen gibt es bereits seit Längerem, etwa beim Einsatz gegen Grippe, Keuchhusten oder Hepatitis B.
Warum ist das Vakzin von Novavax kein Totimpfstoff im strengen Sinne?
Nachdem viele Medien berichteten, Novavax sei der erste Totimpfstoff gegen das Coronavirus, der in der EU zugelassen wurde, entbrannte eine Diskussion um den Begriff.
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Totimpfstoffe enthalten abgetötete, nicht mehr vermehrungsfähige Krankheitserreger oder Teile davon. Beispiele dafür sind Impfstoffe gegen Hepatitis A oder Grippe. Der Körper kann diesen Totimpfstoff nicht vom Virus selbst unterscheiden und aktiviert Abwehrstoffe gegen das Virus, die dann vor einer echten Infektion schützen.
Allerdings wird der Begriff der Totimpfstoffe nicht einheitlich verwendet. Bedeutet die Definition, dass das echte Virus oder Teile davon enthalten sein müssen, ist Novavax kein Totimpfstoff, da der Bestandteil, der die Immunantwort auslöst, gentechnisch hergestellt wurde und nicht von einem echten Virus stammt.
Bedeutet die Definition hingegen, dass keine lebenden Bestandteile des Virus enthalten sind, können neben dem Vakzin von Novavax auch die Impfstoffe von Biontech, Moderna oder Astrazeneca als Totimpfstoffe einsortiert werden.
Das erklärt beispielsweise auch das Robert Koch-Institut: "Die Covid-19-Impfstoffe enthalten keine vermehrungsfähigen Viren. Insofern können sie mit Totimpfstoffen gleichgesetzt werden." Und weiter: "Totimpfstoffe sind inaktiviert; sie enthalten abgetötete Erreger oder Erreger-Bestandteile, die sich weder vermehren noch eine Erkrankung auslösen können. Dies gilt sowohl für die mRNA- als auch für die Vektorimpfstoffe."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Eigene Recherche
- Robert Koch-Institut: Impfstofftypen (7. Oktober 2021)
- mdr.de: "Fragen und Antworten zum Novavax-Impfstoff", 20. Dezember 2021.
- tagesschau.de: "Novavax, der Impfstoff für Skeptiker?", 10. Dezember 2021.
- Nachrichtenagenturen dpa, Reuters