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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Booster gegen Covid-19 Nächster deutscher Hersteller will Impfstoffmarkt erobern
Wann kommen die nächsten Corona-Vakzine? Die Liste der Kandidaten ist lang. Auch ein deutsch-dänischer Hersteller tüftelt an einem wirksamen Totimpfstoff. Erste Studienergebnisse liegen bereits vor.
Weltweit gibt es bereits mehrere hochwirksame Corona-Impfstoffe. Dennoch wird immer weiter an verschiedenen Technologien geforscht. Zu den vielversprechendsten Kandidaten gehört auch ein Vakzin des deutsch-dänischen Herstellers Bavarian Nordic. Dieser könnte mit ABNCov2 schon bald einen Booster-Impfstoff gegen Corona auf den Markt bringen.
Erfahrungen mit Impfstoffen hat das Biotech-Unternehmen, das sein Covid-Vakzin in Martinsried bei München entwickelt, schon lange. So vertreibt es einen Impfstoff gegen Pocken, vor allem an die US-Regierung, die sich gegen Biowaffen schützen will. Auch an einem fertigen Ebola-Impfstoff hat der Hersteller mitgearbeitet.
Corona-Booster: Wie funktioniert ABNCov2?
Der neue Corona-Impfstoff soll als Booster verabreicht werden. Das bedeutet, ABNCov2 ist als Auffrischung nach einer regulären ersten Immunisierung mit anderen Impfstoffen gedacht. Dabei setzt der Hersteller auf die Technologie mit virusartigen Partikeln, die bereits seit Jahren bei anderen Impfstoffen im Einsatz ist.
Mithilfe von Proteinbestandteilen wird ein Gebilde nachgebaut, das für das Immunsystem wie ein vermeintliches Virus aussieht. Der Körper reagiert, als habe er es mit einem echten Virus zu tun und bildet Antikörper. Kommt eine geimpfte Person dann mit dem Coronavirus in Kontakt, besitzt sie bereits die passenden Antikörper und kann dieses abwehren. Das Vakzin gehört damit in die Kategorie der klassischen Totimpfstoffe.
- Warten auf Totimpfstoff: Sollte ich meine Corona-Impfung noch herauszögern?
Studiendaten: Wie wirksam und sicher ist das Präparat?
Nach Angaben von Bavarian Nordic lieferten erste Studien bereits positive Daten. In der Anfang August gestarteten Phase II habe sich ein massiver Antikörper-Anstieg gegen alle Corona-Varianten wie Alpha, Beta und Delta gezeigt, hieß es vom Hersteller. Doch: Gegen die neue Omikron-Variante sei das Mittel momentan noch nicht getestet worden.
Bei den Virusvarianten Alpha, Beta und Delta sei in der Phase-I-Studie die Zahl der neutralisierenden Antikörper sogar höher gewesen als bei Biontech/Pfizer, sagte Hubertus Hochrein, Leiter der Forschungsabteilung, in einem "Tagesschau"-Bericht.
Allerdings seien die Daten wenig aussagekräftig, da an der damaligen Studie an der Radboud-Universität in Nijmegen nur 42 Menschen teilnahmen. An ihnen wurde lediglich die Verträglichkeit und Sicherheit des Vakzins geprüft.
Aktuell durchläuft der Impfstoff die Studienphase II, die mehrere Hundert Probanden einschließt und damit deutlich repräsentativer ist. Getestet wird ABNCov2 an Personen, die bereits an Covid-19 erkrankt waren oder geimpft wurden. Parallel dazu bereitet Bavarian Nordic eine Phase-III-Studie für Anfang 2022 vor.
Wann könnte es zu einer Zulassung kommen?
Um die Studienphase III zu finanzieren und den Impfstoff zur Marktreife zu bringen, soll Bavarian Nordic Fördergelder der dänischen Regierung erhalten. Bis der Booster dann tatsächlich ausgeliefert werden kann, dauert es aber noch. Der Hersteller plant, Ende des kommenden Jahres Daten zur Zulassung einzureichen. Das heißt, der Impfstoff könnte dann frühestens Mitte 2023 zugelassen werden.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- vfa – Die forschenden Pharmaunternehmen
- tagesschau: "Die bayerisch-dänische Impfstoffhoffnung", 6. Dezember 2021
- Süddeutsche Zeitung: "Dem Impfstoff auf der Spur", 2. November 2021
- Eigene Recherche