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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Grafik und Zahlen zeigen So gefährdet die Delta-Variante Deutschland
Aktuell liegt die Sieben-Tage-Inzidenz wieder bei fünf, zahlreiche Maßnahmen wurden gelockert. Doch vor allem die Delta-Variante könnte den Sommer in Deutschland gefährden.
Während die Corona-Infektionszahlen in Deutschland weiter sinken und sich viele Menschen in Sicherheit wiegen, sieht es in vielen anderen europäischen Ländern schon wieder ganz anders aus. Angetrieben besonders durch die ansteckendere Delta-Variante verbreitet sich das Virus aktuell in einigen Ländern wieder besorgniserregend. Droht diese Gefahr auch Deutschland?
Grafik zeigt: Hier steigen die Infektionszahlen
Nicht nur in Deutschland wird die aktuelle Corona-Situation vor allem an der Sieben-Tage-Inzidenz gemessen – also der Anzahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche. Verglichen mit anderen europäischen Ländern liegt Deutschland aktuell im positiven Sinne an der Spitze – mit einer Inzidenz von nur noch fünf Neuinfektionen binnen sieben Tagen.
Ähnlich gut sieht es vor allem in den östlichen Nachbarländern wie Polen (1,7), Ungarn (3,0) oder der Slowakei (3,0) aus. In anderen Ländern aber, beispielsweise in Großbritannien, Spanien, Portugal und Russland, schießen die Zahlen wieder deutlich in die Höhe.
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Betrachtet man im Vergleich zu den Infektionszahlen den Anteil der Delta-Variante, fällt auf: Viele der Länder, die nun wieder stärker betroffen sind, haben auch stärker mit der Mutante zu kämpfen.
Anteil der Delta-Variante steigt in vielen Ländern
So gab es in Großbritannien laut der Datenbank der GISAID (Global Initiative on Sharing All Influenza Data) mit Stand vom 5. Juli 2021 mehr als 85.000 Fälle der erstmals in Indien entdeckten Virus-Variante. Das entspricht etwa 96 Prozent aller Neuinfektionen der vergangenen vier Wochen. In Portugal liegt der Anteil der Mutante mittlerweile bei fast 72 Prozent, in Spanien immerhin bei rund 26 Prozent – Tendenz steigend.
Auch in unseren direkten Nachbarländern gibt es immer mehr Corona-Fälle mit der entsprechenden Mutante. In Frankreich liegt der Anteil bei rund 21 Prozent, in den Niederlanden bei knapp 16 Prozent, in der Schweiz bei fast 20 und in Österreich sogar bei mehr als 52 Prozent. Etwas besser sieht es in Polen mit bisher nur 6,5 Prozent aus. In Tschechien hingegen ist der Anteil mittlerweile auch schon bei 15 Prozent.
So ist die aktuelle Corona-Lage in Deutschland
Am 5. Juli 2021 hat das Robert Koch-Institut nur noch 212 Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Dabei ist zu berücksichtigen, dass montags häufig niedrigere Zahlen gemeldet werden. Es gab demnach einen neuen Todesfall, die Inzidenz liegt bei genau 5,0. Mehr als 56 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland sind mittlerweile gegen SARS-CoV-2 geimpft.
Dennoch geht die Sorge vor ansteckenderen und gefährlicheren Mutanten um. Als besonders besorgniserregend wurde die zunächst in Indien festgestellte Delta-Variante eingestuft. Jeden Mittwoch veröffentlicht das Robert Koch-Institut daher einen Bericht zur Entwicklung der Varianten in Deutschland.
Im Bericht vom 30. Juni 2021 ergibt sich darin ein Anteil von mittlerweile 37 Prozent an den Neuinfektionen in Deutschland. Damit ist der Anteil laut RKI in der Kalenderwoche um 26 Prozent angestiegen, während der Anteil der Alpha-Variante, die zuerst in Großbritannien festgestellt wurde, auf 55 Prozent sank.
Lockerungen und Reisen steigern Ansteckungsrisiko
Vor rund vier Wochen lag der Anteil der Delta-Variante noch bei drei bis vier Prozent. Die Entwicklung zeigt, wie schnell sich die Mutante ausbreitet. "Die aktuell vorliegenden Daten zeigen, dass damit zu rechnen ist, dass die Variante B.1.617.2 (Delta) sich gegenüber den anderen Varianten durchsetzen wird", heißt es dazu vom RKI. Bereits im Laufe dieser Woche könnte die Variante "mindestens die Hälfte aller Neuinfektionen" ausmachen.
Mittlerweile zeigen nicht nur die Zahlen aus Großbritannien, dass die Delta-Variante ansteckender ist als das Ursprungsvirus. Es verstärkt sich mit der Ausbreitung also die Gefahr, dass auch Deutschland bald wieder mehr Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 zu verzeichnen hat. Vor allem durch Reisen in Virusvariantengebiete, aber auch durch viele Lockerungen in allen Bereichen des öffentlichen Lebens steigt das Risiko einer Ansteckung aktuell somit wieder an.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Eigene Recherche
- Robert Koch-Institut
- Risklayer Länderdatensätze
- GISAID-Datenbank zu Corona-Mutanten