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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Corona-Folgen der t-online-Leser "Nach der sechsten Woche kam ich langsam wieder zu Kräften"
Nicht immer ist eine Covid-19-Erkrankung schnell überstanden. Leser berichten, wie sie ihre Genesung wahrgenommen haben und wie sich teilweise Langzeitfolgen bei ihnen bemerkbar machen.
Immer mehr Menschen klagen über langfristige Beschwerden nach einer Infektion mit dem Coronavirus. Über die Spätfolgen von Covid-19 sind schon einige Dinge bekannt. Wir haben unsere Leser gefragt, wie ihre Genesung ablief. Die Erfahrungen sind sehr unterschiedlich. Einige Infizierte brachten die Krankheit schnell hinter sich, während andere noch wochenlang mit Folgen wie starker Erschöpfung zu kämpfen hatten.
So geht es den Lesern, die uns im April über ihre Krankheit berichtet haben
Im April hatten wir bereits gefragt, ob Leser uns von ihrer Corona-Erkrankung berichten möchten. Zwei der Leser haben uns ein Update über ihre Situation geschickt. Leonhard M. war im März mit Freunden im Österreich-Urlaub, wo sich mehrere aus seiner Gruppe ansteckten. Alle seien vollständig genesen. "Keiner hat irgendwelche Nachwirkungen."
Auch Leser Andreas B. hatte uns damals einen ausführlichen Bericht geschickt. Seine Frau hat noch immer mit einer Folge der Infektion zu kämpfen. "Der Geruchssinn meiner Frau ist weiter beeinträchtigt, ich habe keine Folgewirkungen und unser Sohn hat trotz mehr als dreiwöchiger gemeinsamer Quarantäne keine messbaren Antikörper entwickelt. (...). Wir hingegen hatten starke Antikörper gebildet, die aber vermutlich mit der Zeit weniger werden. (...) Schade um den reduzierten Geruchssinn, aber ansonsten sind wir sehr froh, alles gut überstanden zu haben."
Andere Leser haben, wie sie uns in ihren Zuschriften berichten, weitaus schlechtere Erfahrungen gemacht.
"Mir stockt dann einfach die Atmung" – Rüdiger M.
"Wann beginnt der Genesungsprozess? Ich bin 52 Jahre und wurde am 26. März 2020 positiv auf Covid-19 getestet. Als Vorbelastung kann ich eine Herzarrhythmie angeben. (...) Ich war acht Wochen lang arbeitsunfähig.
Nach der sechsten Woche kam ich langsam wieder zu Kräften und war dann nahezu symptomfrei. Beginnt hier der Genesungsprozess? Nun bin ich seit längerem wieder in der Arbeitswelt und kämpfe immer noch mit fehlender Fitness, Müdigkeit und nach Anstrengung mit Atemproblemen. Mir stockt dann einfach die Atmung und ich muss beim Sprechen pausieren. Ich kann nicht wirklich beschreiben wie schlecht es mir während der Krankheit ging, nur, dass ich es in dieser Form nicht nochmal ertragen möchte. Ich hatte großes Glück, meine Frau, die eine ausgebildete Pflegekraft ist, an meiner Seite zu haben. Das muss ich nun alles wieder in den Griff bekommen. Aber es dauert wohl noch etwas länger."
"Alle möglichen Horrorszenarien spielten sich in meinem Kopf ab" – Renate B.
"Angefangen hat alles am 22. März. Ich hatte nur leichte Beschwerden und bin erstmal nicht zum Arzt gegangen. Eine Woche hatte ich Kratzen im Hals, dann leichten Husten und Schnupfen. Als alle drei Symptome fast weg waren, bekam ich Atembeschwerden und der Schnupfen kam wieder. Ich konnte nicht richtig durchatmen.
Eines Nachts war es so schlimm, dass ich in Panik geraten bin. Mir ging durch den Kopf was ich alles noch nicht geregelt habe und was passiert wenn ich ins Krankenhaus muss. Alle möglichen Horrorszenarien spielten sich in meinem Kopf ab. Irgendwie habe ich mich dann wieder beruhigt, aber die Atembeschwerden blieben. Als nächstes kam der Verlust des Geruchssinns. Schmecken konnte ich, sogar besonders gut. Alles was zu stark gewürzt war, war mir unangenehm.
Nach etwa zwei Wochen bin ich dann doch zum Arzt gegangen. Es wurde ein Test gemacht, der aber negativ war. Ich habe dann zehn Tage ein Codein -Nasenspray benutzt. Langsam kam der Geruch zurück. Auch konnte ich wieder ganz gut atmen. Ich habe bis Mitte Juni gebraucht, um sagen zu können: es geht mir wieder gut! Ich kann nicht verstehen, dass Menschen auf die Straße gehen und so tun, als gäbe es dieses Virus nicht. Es ist keine Grippe, es ist schlimmer."
"Von den Ärzten fühle ich mich größtenteils im Stich gelassen" – Sabrina H.
"Ich bin 39 Jahre alt (...). Ende Mai bin ich mit starkem Schwindel und Kopfschmerzen von der Arbeit heimgegangen. Am dritten Tag: (...) Krankschreibung für 14 Tage. Ein Corona-Test stand nie im Raum. Anfang Juli habe ich auf eigene Faust einen Antikörpertest durchführen lassen: Positiv.
Ich bin seit Ende Mai arbeitsunfähig. Ich habe noch immer mit den Folgen zu kämpfen: Muskel- und Gelenkschmerzen, Steifheit, Konzentrationsprobleme, teilweise Wortfindungsstörungen, Hypersensibilität der Haut, Kraftlosigkeit und Erschöpfung. Dazu kommt Kurzatmigkeit nach lapidarsten Dingen, wie dem Gang zum Briefkasten. Ich habe Schmerzen im gesamten Körper und Probleme beim Laufen: teilweise sind mir nur wenige Schritte möglich.
Von den Ärzten fühle ich mich größtenteils im Stich gelassen. Oft wird nicht richtig zugehört und meine Symptome werden als stressbedingt abgetan. Termine bekommt man erst nach vier Wochen oder später.
Ich weiß nicht, wie lange ich noch mit den Folgen der Infektion zu kämpfen habe. Das kann niemand sagen. Dazu ist das Virus zu neu. Aber aus genau diesem Grund lege ich jedem nah ans Herz, dass er alles mögliche tun sollte, um sich vor einer Covid-19-Infektion zu schützen."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.