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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Herzschwäche und Brustschmerzen Sollten Herzpatienten in die Sauna gehen?
Saunagänge sollen gut sein – für gesunde Menschen. Sie regen den Kreislauf an, heißt es, stärken das Immunsystem und beugen Erkältungen vor. Doch sind sie auch für Menschen zu empfehlen, die unter Koronarer Herzkrankheit, Arteriosklerose oder Bluthochdruck leiden?
Sauna fördert die Gesundheit, doch sie strengt den Organismus auch an. Darum stellt sich insbesondere für Herzpatienten immer wieder die Frage, ob und wie häufig Saunabesuche zu empfehlen sind. Diverse Studien haben sich in letzter Zeit mit dieser Frage befasst – und alle kommen zu ähnlichen Ergebnissen: Wer es langsam angehen lässt, den Körper an die Belastung gewöhnt und nicht schwer krank ist, kann in die Sauna gehen. Auf viele Herzerkrankungen wirkt sie sich sogar positiv aus. Auf jeden Fall sollten sich Betroffene vorher vom Arzt untersuchen lassen. Nicht für alle Herzpatienten gelten die gleichen Regeln.
Wer nicht in die Sauna gehen sollte
Generell sollten Menschen die Sauna nur dann aufsuchen, wenn sie sich körperlich fit fühlen. Herzpatienten sollten nur dann zum Schwitzen gehen, wenn ihr Arzt es ihnen ausdrücklich erlaubt. Wer merkt, dass Anstrengungen schon im Alltag aufs Herz gehen, sollte von einem Saunabesuch absehen.
Nicht anzuraten sind Saunagänge auch bei instabiler Angina Pectoris, unregelmäßigem Blutdruck, Herzrhythmusstörungen und Brustschmerzen. Auch Menschen mit Herzschwäche ist von der Sauna abzuraten.
Was beim Saunagang im Körper passiert: Die meist zwischen 60 und 90 Grad heiße Luft heizt die Haut von außen und Teile des Körpers von innen auf. Über die Atmung gerät warme Luft in die Atemwege und in die Lunge, die Temperatur im Körper kann bis zu zwei Grad steigen. Um sich abzukühlen, schwitzt der Körper stark. Die Herzfrequenz steigt, ebenso die Stresshormone. Bei zwei bis drei Saunagängen können Menschen bis zu einen Liter Wasser verlieren.
Was belegen Studien?
Saunagänge sind gut für die Atemwege und auch zum Beispiel vorbeugend gegen Lungenentzündung, dies wurde bereits 2015 nachgewiesen. Für das Herz werteten die Epidemiologen Peter Willeit von der Universität Innsbruck und Jari Laukkanen von der Universität Ostfinnland die Daten einer Langzeitstudie mit fast 1.700 Teilnehmern neu aus. Die Probanden waren Männer und Frauen zwischen 53 und 74 Jahren, die Studie hatte 15 Jahre gedauert.
Das Fazit der Forscher: Wer vier bis sieben Mal in der Woche zum Schwitzen ging, hatte ein um 70 Prozent geringeres Risiko, im Beobachtungszeitraum an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung wie Herzinfarkt, Herzinsuffizienz oder einem Aortenaneurysma zu versterben. Auch das Risiko eines Schlaganfalls sank erheblich, wie die Wissenschaftler schon in einer früheren Publikation veröffentlichten. Zudem wirkten die Saunagänge regulierend auf die Herzfrequenz und den Blutdruck.
Ergebnisse gelten auch für Frauen
Jene Studienteilnehmer, die zwei bis drei Mal in der Woche die Sauna besuchten, hatten ein um rund 30 Prozent geringeres kardiovaskuläres Risiko. Die Ergebnisse gelten ausdrücklich auch für Frauen, betonten die Forscher – sie waren zuvor bei entsprechenden Studien nicht dabei.
Neben der Häufigkeit der Saunabesuche schlossen die Forscher auch die Dauer der Sitzungen mit ein: Das niedrigste Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten Teilnehmer, die länger als 45 Minuten in der Woche schwitzten.
Nutzen von Infrarot-Saunen
Eine sogenannte Metastudie führten der Medizin-Wissenschaftler um Miikka Källström an der Universität Uppsala in Schweden durch. Sie analysierten die Daten von sieben verschiedenen Studien und kamen zu dem Schluss, dass vermutlich auch Infrarot-Saunen für Herzpatienten positiv wirken. Allerdings konnten die Forscher nur eine kurzfristige Verbesserung der kardiovaskulären Gesundheit feststellen. Für sichere Aussagen über Langzeitauswirkungen seien weitere Untersuchungen nötig, schrieben sie.
Sonderfall Bluthochdruck
Patienten mit Bluthochdruck sollten sich vor dem Saunieren mit ihrem Arzt beraten. Wer einen gut eingestellten Bluthochdruck hat, muss nicht auf die Sauna verzichten, doch ein Belastungs-EKG sollte sicherstellen, dass es keinen Sauerstoffmangel am Herzen gibt.
Wichtig ist, dass sich Bluthochdruck-Patienten nach dem Saunagang langsam abkühlen und Eisbecken oder Kaltduschen vermeiden. Diese verengen die durch die Wärme geweiteten Blutbahnen, sodass der Blutdruck hochschnellt. Übelkeit und Kopfschmerzen sind die Folgen.
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Saunieren ist also für Menschen mit moderaten Herzerkrankungen möglich und empfehlenswert. Dennoch sollten sie nicht vergessen, dass Saunagänge durchaus belasten: 15 Minuten Saunieren ist ungefähr so anstrengend, wie mit einer Tasche in der Hand zum Bus zu rennen, so die Deutsche Hochdruckliga.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- "Clinical Cardiology": Effects of sauna bath on heart failure
- Deutsche Hochdruckliga: Bluthochdruck und Sauna
- Deutsche Herzstiftung: Herzkrank in die Sauna
- "BMC Medicine": Sauna bathing is associated with reduced cardiovascular mortality
- Pub Med: Sauna Bathing reduces the risk of respiratory diseases
- Respiratory Medicine: Frequent sauna bathing may reduce the risk of pneumonia