Periorale Dermatitis Das passiert, wenn Sie Ihre Haut zu viel pflegen
Einst hieß sie "Stewardessenkrankheit", obwohl der schmerzhafte Hautausschlag im Gesicht auch andere Berufsgruppen treffen kann. Ein Übermaß an Pflege- und Kosmetikprodukten ist oft die Ursache. Was hilft Betroffenen
Die Haut im Mundbereich spannt, es bilden sich kleine rote Pusteln, die jucken oder brennen. Doch wer mit extra viel Creme dagegen hält, tut seiner Haut womöglich nichts Gutes. Denn bei der vermeintlich trockenen Haut kann es sich um eine Mundrose – auch Periorale Dermatitis genannt – handeln. Deren Ursache ist zu viel Pflege.
"Die Periorale Dermatitis äußert sich durch entzündliche, gerötete, spitzkegelige Papeln oder Knötchen, die etwa ein bis zwei Millimeter groß sind. Sie treten meist um den Mund herum auf, können sich aber auch um die Augen und die Nase bilden", erklärt Professor Cord Sunderkötter. Er ist Direktor der Klinik für Dermatologie und Venerologie des Universitätsklinikums Halle an der Saale.
Hauterkrankung ist schwer zu erkennen
Das Tückische: Oft ist die Mundrose nicht leicht zu erkennen, weil die Hautveränderungen nicht sehr stark sind. "Viele Patienten bekommen vom Hausarzt eine Cortisoncreme verschrieben", sagt Jens Tesmann, Dermatologe aus Stuttgart und Mitglied des Berufsverbands der deutschen Dermatologen. Mit Cortison werde die Periorale Dermatitis schnell besser. "Aber sie kommt umso stärker zurück, wenn man die Creme absetzt", so Tesmann.
Was ist also zu tun, wenn es um den Mund oder an den Augenlidern brennt, wenn es juckt und sich rote Knötchen zeigen? Auf keinen Fall sollten Betroffene selbst zur Creme greifen. "Periorale Dermatitis ist eine der wenigen Hauterkrankungen, bei denen man etwas weglassen muss, damit sie besser wird", sagt Sunderkötter. Anhaltender Gebrauch von Kosmetika, vor allem von feuchtigkeitsspendenden Cremes, ist bei Menschen mit entsprechender Veranlagung oft sogar Verursacher der Krankheit.
"Treibhaus für pathogene Keime"
Überpflege mit Gesichtswasser und Waschlotion oder auch stark deckendes Make-up seien weitere Auslöser, ergänzt Tesmann. Die Haut könne nicht atmen, unter der Dekoschicht entstehe ein "Treibhaus für pathogene Keime". Früher nannte man die Mundrose deshalb auch "Stewardessenkrankheit": Diese Berufsgruppe ist meist stark geschminkt, wechselt die Klimazonen und hat unregelmäßige Schlafzeiten. Und das alles bedeute Stress – für den Menschen und für seine Haut.
Dass privater Stress bei ihr den brennenden Ausschlag begünstigt hat, davon ist die Düsseldorferin Saskia Tieberg (Name geändert) überzeugt. "Es fing ganz klassisch an mit kleinen roten Pusteln in Nähe der Mundwinkel", erinnert sich die 36-Jährige. Der Ausschlag wurde innerhalb weniger Tage deutlich stärker, die Pünktchen wuchsen zu roten Flächen zusammen.
Sechs Wochen lang kämpfte Tieberg mit dem Ausschlag – eine Zeit, die sie nicht noch einmal erleben möchte. Sie glaubt, dass ihre Periorale Dermatitis stressbedingt war. "Ich benutze seit Jahren die gleichen sehr milden und hautverträglichen Pflege- und Kosmetikprodukte. Es gab also keinen Wechsel, der verantwortlich gewesen sein könnte."
Behandlung dauert meist Wochen
Doch genau das ist ein typischer Irrglaube: "Wer anhaltend Kosmetika verwendet, auch über Jahre dieselben Produktlinien, bei dem kann irgendwann der Zeitpunkt erreicht sein, bei dem die Haut sehr gereizt ist", sagt Sunderkötter. Betroffene brauchen Geduld: "Die Periorale Dermatitis kann nicht schnell behandelt werden", sagt Dermatologe Tesmann. "Sie dauert Wochen. Darauf müssen sich die Patienten einstellen."
Die beste Therapie ist es, auf die betroffenen Hautpartien zunächst konsequent keine Pflege- oder Kosmetikartikel aufzubringen. Manchmal können sich die Beschwerden zunächst verschlechtern – es empfiehlt sich, einen Dermatologen aufzusuchen und eine Therapie mit alternativen, schonenden Arzneien oder Salben zu machen.
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Als Unterstützung empfiehlt Tesmann Schwarzteeumschläge: Einen sehr starken schwarzen Tee kochen, abkühlen lassen und dann ein darin getränktes dünnes Baumwolltuch auf die Hautstellen legen. Auch Cord Sunderkötter rät zu diesem Hausmittel. In der Regel klingt die Mundrose nach einigen Wochen wieder ab.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Nachrichtenagentur dpa