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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Diagnose Prostatakrebs Ein Mann erzählt von seiner Krebserkrankung und den Folgen für sein Liebesleben
Prostatakrebs: Für den ehemaligen Journalisten Friedrich W. Zimmermann ist die Diagnose ein Schock. "Lieber tot als impotent" ist sein erster Gedanke. Sein Arzt sieht das anders: "Lieber krebsfrei leben als potent sterben", entgegnet er. Zimmermann kämpft – und gewinnt. Heute möchte er mit seiner Geschichte Paaren Mut machen.
Mit einem PSA-Wert von über 5 und dem Alter von 67 Jahren beginnt Zimmermanns ganz persönliche Prostata-Geschichte. Den ersten Schritt, den er meistern muss, ist eine Biopsie, bei der Gewebeproben der Prostata entnommen werden. Er liegt auf dem "Gynäkologenstuhl" und weiß, dass das Operationsteam gleich an seiner "sogenannten Männlichkeit herumfummelt". Zimmermann ist nervös.
Diagnose Prostatakrebs: „Meine Stunde NULL“
Ein paar Tage später dann die Gewissheit: "Krebs-Schock, meine 'Stunde NULL' am 25. Januar 2007 um 16 Uhr." Zimmermann wird dieses Datum nie vergessen. Und mit der Diagnose beginnt sich auch die Gedankenspirale zu drehen. Krebszellen im Körper? Wie kann das sein? Gesund gelebt und trotzdem Krebs? Warum?
Zimmermann hat Angst. "Jedes Mal, wenn ich mein 'gutes Stück' zum Wasserlassen in die Hand genommen habe, reagierte das Unterbewusstsein mit der gemeinen Frage: Was tun die Zellen heute?", beschreibt er die Situation. Das Selbstvertrauen in seine Gesundheit ist erschüttert.
Der Krebs ist weg, die Inkontinenz da
Ein paar Wochen später wird Zimmermann operiert. Vier Stunden dauert der Eingriff. Drei Tage später endlich Erleichterung: "Die feingewebliche Untersuchung hatte gezeigt, das Böse ist raus! Keine zusätzlichen Bestrahlungen, keine Hormontherapie. Der Krebs war zwar aggressiv, aber offenbar bin ich noch rechtzeitig gekommen. Als ich diese Nachricht am dritten Tag nach der OP bei der Visite hörte, sind mir die Tränen vor Freude gekommen", erinnert er sich.
Fast vierzehn Tage muss er im Krankenhaus bleiben und steht bereits vor der nächsten Herausforderung. Er muss das "Pipi-Machen" wieder lernen. Er akzeptiert diese Folge der Operation, er ist ist so froh, dass der Krebs besiegt ist. Doch trotz Beckenbodentrainings hält die Inkontinenz an. Windelhosen und Netzhöschen werden für die nächsten Wochen zu einer unverzichtbaren Unterstützung. Zimmermann ist verzweifelt.
Bis zu neun Monaten könne es dauern, bis der Schließmuskel der Blase wieder funktioniert, sagen die Ärzte. Doch erst nach über einem Jahr ist er wieder kontinent. Ganz verhindern kann er das Tröpfeln aber nicht immer.
Der Umgang mit Erektionsstörungen
Zudem begleiten Schmerzen beim Sex und Erektionsstörungen ihn und das Liebesleben mit seiner Partnerin. Denn wie die Kontrolle des Blasenschließmuskels müssen auch Potenz, Erektion und Gliedsteife trainiert werden. "Bei der Operation werden auch Nervenstränge gekappt. Je nach Tumorbefall können bei einer nervenschonenden Prostatektomie beide oder wenigstens ein Nervenstrang intakt bleiben. Dennoch, durch den Eingriff werden die Schwellkörper im Penis vorübergehend nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt", erklärt Zimmermann.
Und er ergänzt: "Ärzte empfehlen deswegen Viagra. Denn wenn nach der Operation die Versorgung der Schwellkörper nicht mehr so richtig funktioniert, dann verkümmert dieses Organ auf lange Sicht. Also ist dieses Medikament eine sinnvolle Vorsorge und Ergänzung für die Nacht, die mit Partnerin oder Partner nach der OP sicherlich kommen wird."
Zimmermanns Ziel: Aufklären und Leben retten
Heute, 2016, ist Zimmermann krebsfrei und möchte mit seinem Happy End auch anderen Männern Mut machen. In seinem Buch "Liebe – Lust – Prostata. Eine wahre Liebesgeschichte" können Interessierte sowie Betroffene mehr über seinen Weg mit dem Krebs erfahren. Das Werk ist für 24,90 Euro als Taschenbuch erhältlich.
Darin gewährt der Autor nicht nur tiefe Einblicke in seine Krankengeschichte. Er spricht schonungslos offen über Liebe und Sex, Ängste und Sorgen und die verschiedenen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden. Auch Urologen und Sexualtherapeuten kommen in seinem Buch zu Wort. "Aufklären und Leben retten", ist sein persönliches Ziel.
Frauen haben oft den Schlüssel in der Hand
Und noch ein Anliegen hat der Autor: Nicht nur Männer sollten sich mit ihrer Prostata auseinander setzen, sondern auch deren Partnerinnen. "Kümmert euch um das häufigste Krebsleiden der Männer", wünscht er sich von den Frauen. Denn er weiß, dass viele Männer den Weg zum Arzt aus Scham scheuen.
Es seien die weiblichen Partner, die oft den Schlüssel in der Hand hätten – bei der Früherkennung, erfolgreicher Vorsorge, Behandlung und Nachsorge. Offenheit und Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, aber auch in der Partnerschaft sind für Zimmermann die wichtigsten Werkzeuge im Umgang mit der Prostata. Er ist sicher: "Mein Happy-End habe ich den regelmäßigen Früherkennungsmaßnahmen zu verdanken."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.